Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
Vom Netzwerk:
die Annalen: ein Begleiter des Markgrafen Hermann durchlöcherte mit einem Steinwurf das Bild einer paganen Göttin auf einem Feldzeichen – und Heinrich zahlte, sozusagen als Schmerzensgeld, seinen empörten Mitstreitern 12 Pfund Silber. 76
    Obwohl der Kaiser auch die beiden letzten Kriege begonnen hatte und jedesmal zu kurz gekommen war, bot ihm, wie schon früher, auch jetzt der Pole den Frieden an, den man am 30. Januar 1018 in Bautzen schloß. Und wieder behielt Boleslaw, wie bereits 1013 beim Merseburger Frieden, als deutsches Lehen die Lausitz und das Milzenerland um Bautzen in der Hand und erlangte für Polen die volle Unabhängigkeit. Es war ein wenig rühmlicher Frieden, klagt Thietmar, »nicht wie es sich gehörte, sondern wie es damals möglich war«.
    Zwar ging Boleslaw Chrobrys frühpolnisches Imperium bald wieder unter. Aber das »großpolnisch-piastische« Konzept überdauerte, ja kulminierte triumphal in der frühen Neuzeit in der jagiellonischen Idee, als die Jagiellonen um 1500 Polen, Litauen, die litauische Rus', Böhmen und Ungarn beherrschten. Ja, diese Idee wirkt noch im politischen Bewußtsein der Polen des 20. Jahrhunderts fort, in der Vorstellung nämlich eines Polen von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer, eines »Polen von Meer zu Meer«. 77 –
    Unmittelbar auf den Polenkrieg folgte im Osten noch ein doppeltes Gemetzel.
    Zunächst vertrieben die Liutizen den christlichen Abodritenfürsten Mistizlaw, dem sie vorwarfen, im Krieg nicht mit ihnen gekämpft zu haben. Die meisten Abodriten waren wieder Heiden geworden. Sie hatten »ihren Nacken dem sanften Joch Christi entzogen« und sich erneut dem »lastenden Gewicht der Teufelsherrschaft« unterworfen (Thietmar). So wurden im ganzen Land der Abodriten, der Wagrier alle Kirchen verbrannt, die Kruzifixe zertrümmert, die Priester »wie das Vieh abgeschlachtet« (Adam von Bremen). Man schnitt ihnen ein Kreuz in die Kopfhaut, öffnete ihr Gehirn und schleppte sie durch die Slawenstädte, bis sie verendeten.
    In Nimwegen alarmierte Bischof Bernhard von Oldenburg (in Wagrien) den Kaiser, der seinerseits zunächst Knud »den Großen«, Gebieter über Dänemark und England (S. 153), unterrichtete. Knud, auf Vernichtung des wiederauflebenden Heidentums in seinen Nachbarstaaten aus, schlug denn auch anno 1019 Abodriten und Wagrier schwer. Und im folgenden Jahr wurden sie wieder endgültig überwältigt und zinspflichtig – das gemeinsame Werk des Billunger Herzogs Bernhard II. von Sachsen (1013–1059) und des Erzbischofs Unwan von Bremen (1013 bis 1029), eines Verwandten Meinwerks von Paderborn.
    Die Billunger weiteten ihre Macht bei den diversen Slawenkriegen deutscher Kaiser und Könige sowie durch eigene Offensiven gegen die Abodriten aus. Und Erzbischof Unwan, der frühere Kaplan Heinrichs II., dem er seinen Bischofssitz verdankte, bekämpfte unentwegt die heidnischen Marschbauern, ließ ihre immer noch verehrten heiligen Haine zusammenhauen und aus dem Holz Kirchen bauen, um den anderen Glauben auszurotten, den »Irrwahn des Götzendienstes«.
    Freilich zerstritten sich auch der Billunger und der vom Kaiser gestützte Metropolit immer mehr, und zuletzt, schreibt der Bremer Domscholar Adam vom Sachsenherzog, »stand er auch gegen Christus auf und hatte keine Bedenken, die Kirchen dieses seines Vaterlandes anzugreifen, und zwar besonders die unsrige, welche damals sowohl reicher war als die übrigen, als auch der schützenden Hand des Kaisers ferner lag«. 78
    Noch ferner lagen dem Monarchen, zumindest zunächst, Italien, Rom, das Papsttum.

Papst Sergius Schweinsmaul erlässt den ersten Kreuzzugsaufruf

    Heinrich, der Pragmatiker, hatte sich, anders als Otto II. und zumal Otto III., auf das »Regnum Teutonikum« konzentriert und knüpfte, soweit möglich, an Otto I. an. Zwar Deutscher im nationalen Sinn war auch er nicht, wohl aber unter allen seinen Vorgängern »der ›deutscheste‹« (Fried).
    Gewiß wollte Heinrich so wenig wie sie auf die Herrschaft im Süden verzichten oder diese auch nur einschränken lassen. Doch hatte er seine Macht erst im Reich ausgebaut und deshalb mit Italien weit weniger Verbindung als die Ottonen. Und da so jenseits der Alpen das deutsche Regiment weithin zusammenbrach, gelangten in Rom sofort wieder die Crescentier an die Macht, jenes Geschlecht, das sich gegen die Ottonen mehr oder weniger zu behaupten verstand (V 554 ff.), folgten also auf kaiserhörige jetzt wieder vom Adel beherrschte Christenhäupter,

Weitere Kostenlose Bücher