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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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diesem christlichen, diesem gottes-fürchtigen Gehirn vorgeht. Das meiste und vor allem das Schlimmste, was er den »Teufeln«, den Bauern, zu recht oder nicht, an den Kopf schmeißt, das wünscht, das treibt, befiehlt er mutatis mutandis selbst.
    Ja, die Bauern sind »trewlose / meyneydige / vngehorsame / auffrurissche / morder / reuber / gottslesterer«, Leute, die »den todt verdienet haben / an leybe vnd seele manichfeltiglich«, »vielfalltig ... den tod verdienet«, »wohl zehen mal den tod ... an leib vnd seele«, ein Pack, das sogar die heidnische Obrigkeit strafen darf, ja muß, denn dafür trage sie das Schwert, wie erst recht natürlich einem Christenfürsten, einem Amtmann Gottes und Diener seines Zorns, »das schwerd vber solche buben befohlen ist«.
    Denn die Bauern haben »böse gewissen vnd vnrechte sachen ... Aber die oberkeyt hat eyn gut gewissen und rechte sachen«! Und stirbt der Fürst gegen »die vbelthetter«, so stirbt er unter göttlichem Befehl, richtig: unter seinem. Also setzt Luther dem Fürsten, seinem Schutzherrn, Verteidiger, mit dem seine Sache, die Reformation, steht und fällt, in den Kopf, was in seinem eigenen Kopf steckt, seine »rechte sache«. »Drumb will ich straffen / vnd schlahen so lange ich eyne ader regen kan«. Und schärft ausdrücklich ein, es gelte hier nicht »gedult odder barmhertzickeyt. Es ist des schwerds vnd zorns zeyt hie / vnd nicht der gnaden zeyt.« Und prägt den denkwürdigen Satz, der sich wohl wieder seltsam im Mund seines Herrn Jesus Christus ausnähme: »Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, daß ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, besser als andere mit Beten.«
    So kann Luther zum Schluß eines seiner widerlichsten Erzeugnisse – unter vielen widerlichen – noch einmal jeden (!) aufhetzen, die elenden Bauern zu massakrieren: »Darum, liebe Herren, erlöset hier, rettet hier, helft hier. Erbarmt euch der armen Leute: steche, schlage, würge hier, wer da kann. Bleibst du drüber tot, wohl dir, seligeren Tod kannst du nimmermehr finden. Denn du stirbst im Gehorsam göttlichen Worts und Befehls ...« 9
    Goethe sprach einmal von jenen Christen, die im Schafspelz daherkommen, inwendig aber reißende Wölfe sind. Luther kommt schon als reißender Wolf! Die Heuchelei entfällt trotzdem nicht: sie steckt in Details, in tausend Details.
    Natürlich bekennt sich ein Mann wie er auch dann noch zu seiner Schrift, wenn man, wie er hört »mit den armen Leuten so greulich verfährt«. Er findet es richtig, notwendig, »und Gott wills auch haben ... wo nicht, so täte der Satan viel Ärgeres, ein Unglück ist besser als das andere«. Immer wieder äußert er sich so in Briefen des Jahres 1525, ironisch, zynisch, selbstherrlich. Ja, mit den Bauern »gilts hier nicht viel Erbarmens; lasse nur die Geschütze unter sie sausen, sie machens sonst tausendmal ärger«. Und auch jetzt wieder: »hohe Zeit ist es, daß sie erwürgt werden wie die tollen Hunde!« »Ich bin der Meinung: es ist besser, daß alle Bauern erschlagen werden als die Fürsten und Obrigkeiten, und zwar deshalb, weil die Bauern ohne Gewalt von Gott das Schwert nehmen.« Und all die Klüglinge, die ihn nicht verstehen wollen, die mögen unverständig bleiben, »und wers nicht wissen will, der mag unwissend bleiben. Es ist genug, daß mein Gewissen Christus gefällt«. 10
    Und wie er weiß, daß sein Gewissen Christus gefällt, so weiß er in seinem »Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern«, daß auch seine Schrift »Gott gefeilt«. Ein Aufrührer aber ist für den Reformator keiner vernünftigen Antwort wert. »Mit der faust mus man solchen meulern antworten / das der schweys zurnasen ausgehe.« Ist »des schwerds zorn vnd ernst ia so not ym volck / als essens vnd trinckens / ia als des lebens selbst«. Deshalb, was die »hallstarrigen / verstockten / verblendten bauren« betrifft, so schreibe er, wie er dazumal schrieb, auch jetzt, »erbarme sich nur niemand / sondern / hawe / steche /würge / schlahe dreyn / alls vnter die tollen hunde /wer da kan / vnd wie er kan« und, so an andrer Stelle, »wer am ersten kan / vnd soll nicht sorgen / das er eynen mord begehe / sondern er weret eym ertzmorder / der das gantze land morden will.« Ja, steche und morde er nicht, sondern läßt nur den Herrn stechen, »ist er auch eyn ertzmorder«. Im übrigen, schließt er mit der hypertroph irren Selbstsicherheit, die er zur Schau trägt, vermutlich wirklich hat, »sol recht bleyben /

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