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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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blieb der Tote, wo er hingehörte. 54
    Es gibt wohl kaum einen synodal häufiger thematisierten Komplex als das Kirchengut und seine Sicherung. »Für nichts opferten die Bischöfe mehr Zeit« (Thompson). Erzbischof Hinkmar von Reims, berühmt als Kirchenfürst wie als Fälscher von hohen Gnaden (V 181 f.!), verteidigt das Kirchengut mit aller Entschiedenheit als gottgeweiht und will es auch von allen weltlichen Großen verteidigt sehen. Denn da sich die »Sendung« der Ecclesia auf dieser Welt vollzieht, bedarf ihr »Sendungsvollzug« eben auch der Güter dieser Welt (Temporalia, Bona temporalia). Beide gehören zusammen, untrennbar, das eine so heilig wie das andere, das Kirchengut als Heilsgut »Gotteslehen«, von Christus allein verfügbar, unveräußerlich, unantastbar, sakrosankt – theoretisch! Praktisch versorgten Päpste und Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen ihre unehelichen Kinder damit, ihre Mätressen, verschleuderten sie es wahrhaft generös an die Verwandtschaft, ihr engstes Gefolge, an wen sie wollten.
    Nicht zuletzt rauften sie auch selbst durch zwei Jahrtausende darum, die Bischöfe mit den Mönchen, diese mit jenen, jeder mit jedem, quer durch das Abendland, vom Süden bis in den Norden, vom Atlantik bis in die Weiten des Ostens so häufig, immerwährend fast, daß es beinah überflüssig scheint, dies noch zu belegen.
    So stritt im 8. Jahrhundert Bischof Sidonius von Konstanz gegen den ersten Abt St. Gallens, den Alemannen Otmar. Aus politischen wie wirtschaftlichen Gründen erstrebte der Bischof, dessen Bistum arm war, die auch später oft umkämpfte Abtei, und der Abt unterlag. Verurteilt zunächst zum Hungertod auf der Pfalz Bodman am Rand des Bodensees (er ist nach ihr benannt), starb Otmar eingekerkert auf der besser kontrollierbaren Flußinsel Werd bei Stein am Rhein 759 – und wurde heilig.
    Im 10. Jahrhundert vergriff sich Bischof Adalbero I. von Metz, »›Vater‹ der lothringischen Reformbewegung« (Lexikon für Theologie und Kirche), auch – aus strategischen Gründen – Zerstörer der Kapelle von Diedenhofen (939), an der südlich von Metz gelegenen Benediktinerabtei Gorze. Bischof Adalbero, nicht nur Reformer, auch Simonist, hatte das für seine Wahl von Verwandten vorgeschossene Geld wieder beizubringen und verging sich mittels seiner »fideles« (Dienstmannen) derart an der (durch »Gorzer Reform« und »Junggorzer« Reform bekannten) Abtei, daß sie völlig zerfiel und die Kirche zum Stall wurde.
    Ebenso verfuhr Bischof Balderich von Lüttich mit dem Kloster Laubach.
    Über episkopale Heimsuchungen Sankt Emmerams schreibt im späteren 11. Jahrhundert der dortige Leiter der Klosterschule und Dekan Otloh, seinerseits freilich auch wieder mehrfacher Urkundenfälscher: »Ich sah unser Kloster in Regensburg durch verschiedenartige Verfolgung der Bischöfe zu Grunde gehen, hoffte aber während meines dreißigjährigen Aufenthalts daselbst auf bessere Zeiten. Leider kam es anders.« Wurde doch, wie Otloh kurz darauf fortfährt, »alles, was das Kloster nach innen und außen Gutes besaß, dem Ruin nahe gebracht«.
    Anno 1182 überwältigten die Bischöfe von Metz und Lüttich in einem Streit um die Abtswahl die reiche Abtei St. Trond, verbrannten sie samt Stadt und töteten die Einwohner, worauf sich der Konflikt noch lange hinzog.
    Das bayerische Benediktinerkloster Weißenohe (bei Forchheim) soll Bischof Timo von Bamberg zu Beginn des 13. Jahrhunderts so geschädigt haben, daß sich jahrelang kein einziger Mönch mehr darin ernähren konnte.
    Jahrhundertelang stritten die Würzburger Oberhirten um den Besitz des im heutigen Württemberg gelegenen Klosters Murrhardt, dessen Äbte ihre Selbständigkeit zu wahren suchten, wobei beide Seiten, angebliche königliche und kaiserliche Urkunden fabrizierend, hemmungslos drauflosfälschten.
    Natürlich war die Situation anderwärts nicht anders. Und nicht zufällig hieß es in Deutschland schon vor Luther im Volk: Je näher Rom, je böser Christ!
    Werfen wir also noch einen Blick dorthin, wo uns zu Beginn des Hochmittelalters Kardinal Humbert, Berater von immerhin vier Päpsten, die halb oder ganz ruinierten Klöster vorführt, Kirchen, viele menschenleer, aber voller Tiere, Unkraut, Kirchen, in denen man ackert, sät, die als Ställe dienen. Ging doch selbst in Rom im Kloster St. Paul, in der Peterskirche das Vieh ein und aus ...
    Auch und gerade in Italien also schlugen sich die Geistlichen mit den Mönchen durch die Zeiten. Das reicht von

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