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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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unter Lilienbannern und himmelweit entfernt von allen revolutionären Gedanken. Nur die Ungerechtigkeiten und Bedrückungen der Aristokratie, das System der Seigneurie rurale bekämpften, beschuldigten sie, das grundherrliche Netz von Diensten und Abgaben, in dem sie zappelten, die durch die Pest hervorgerufene Teuerung, die unbezahlt herumstreichenden und sie heimsuchenden Söldnerhorden, vor denen sie ihre »Schutzherren« nicht schützten, die zunehmenden Belastungen, der vermehrte Burgenbau; sogar die Zahlungen für die nach der Schlacht von Poitiers (S. 61 ff.) auszulösenden Herren hatten letzten Endes die ständig für sie schuftenden Jacques zu erbringen.
    Während die Bauern sich in planlosen Einzelaktionen um einen großen Erfolg brachten, sammelte sich die Oberschicht um Karl II., König von Navarra. Er hatte 1354 Charles d'Espagne, den Freund und Favoriten des französischen Königs, ermorden lassen, hatte gefährlich mit England paktiert und schlug, erst Ende 1357 aus der Haft entlassen, die Bauern am 10. Juni nächsten Jahres mit einem Ritterheer vernichtend nieder. Plündernd, brennend, unbarmherzig tötend wurde die Erhebung vom Adel unterdrückt, sein (lokales) Regiment mächtig gestärkt und die Gegner, selbst am Aufstand Unbeteiligte, noch über Jahre hin verfolgt und bestraft. Doch: »Besiegt wurden am Ende nicht nur die Bauern, sondern die ganze nichtadlige Bevölkerung des Landes« (Ehlers). 68
    Mit der Jacquerie sind wir zur Zeit Innozenz' VI. (1352–1362) zurückgekehrt und wenden uns nun der Regierung seiner Nachfolger zu.

4. Kapitel

Die Päpste Urban V. (1362–1370), Gregor XI. (1370–1378) und das Ende des avignonesischen Exils
    »Er stand im Rufe der Heiligkeit.«
    Kardinal Hergenröther über Urban V. 1

    » ... doch wurde er erst 1870 durch Pius IX. seliggesprochen.«
    J.N.D. Kelly 2

    »Die Vorgänge in Italien versetzten Gregor in tiefe Bestürzung. Er hatte am Anfange des Jahres 1376 Friedensunterhändler nach Florenz geschickt und blickte jetzt voll Angst auf Bologna, welches er um jeden Preis zu erhalten suchte. Doch diese mutige Stadt erhob sich am 19. März mit dem Ruf: ›Tod der Kirche!‹ Die Florentiner brachen die Unterhandlungen ab und schickten Bundestruppen in die befreite Stadt, die ihren Kardinallegaten verjagt hatte. Da sprach der Papst am 31. März über Florenz als die Urheberin der ganzen Revolution den furchtbarsten Bannfluch aus, der je aus eines Papstes Munde kam. Hab und Gut und Person eines jeden Florentiner Bürgers erklärte er für vogelfrei; er gestattete der ganzen Christenheit, Florentiner, wo sie immer lebten und sich befänden, auszuplündern und selbst zu Sklaven zu machen. Florenz war schon damals die schönste Blüte der italienischen Nation. Dies edle Volk, aus dem bereits Dante, Giotto und Petrarca hervorgegangen waren ... wurde durch den Papst zum Range einer Negersklavenhorde herabgesetzt und der raubgierigen Welt preisgeben.«
    Ferdinand Gregorovius. 3

Fortgesetzte »Ketzer«-Jagd
    Der um 1310 auf Schloß Grisac (Lozère) geborene Guillaume de Grimoard lehrte in Montpellier und Avignon Kirchenrecht, bevor er Benediktinerabt wurde, 1352 in Auxerre, 1361 in Marseille. Dazwischen wirkte er, beauftragt von Clemens VI. und Innozenz VI., auf vier Legationen in Italien.
    Obwohl nie Kardinal, wurde Grimoard im Oktober 1362, gerade als Nuntius am Hof der Königin Johanna in Neapel weilend, zum Papst gewählt. Und obwohl dieser »wahre ... Reformpapst« (Lexikon für Theologie und Kirche) den Luxus seiner Umgebung verdammte und eine Menge Kuriale entließ, machte er wieder zahlreiche seiner Landsleute und Ordensbrüder zu Vertrauten, auch Anglic de Grimoard, seinen Bruder, zum Bischof (von Avignon) und Kardinal, ihn freilich »nur auf inständige Bitten der Cardinäle« (Wetzer/Welte).
    Und obschon oder weil Urban V. auch als Papst sich mehr als menschenscheuer Mönch denn als Gewaltpolitiker gab, somit das »tiefreligiöse und weltabgewandte Leben eines Benediktiners« fortsetzte (Kelly), feuerte er nicht nur ihm unliebsame Kuriale, er verfeuerte euch gern »Ketzer«, als habe er sich an dem Wort seines Vorgängers, des erst 1881 seliggesprochenen Massenmörders Urban II. (VI 380 ff. bes. 383 f.!) orientiert: »Wir halten jene nicht für Mörder (homicidas non arbitramur), die, brennend gegen Exkommunizierte, voll Eifer für die katholische Mutter, die Kirche, einige von ihnen totgeschlagen haben (trucidasse)«, was auch mit »schlachten«

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