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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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frequentierte Synoden in Perpignan und Cividale del Friuli bei Aquileja zuvorzukommen, von wo Gregor verkleidet nach Gaeta floh, unter den Schutz von König Ladislaus.
    Ihre Gegner aber schmiedeten eine Anklageschrift in 37 Artikeln, ließen 63 Zeugen aufmarschieren und setzten beide Oberhäupter der Christenheit in der fünfzehnten Sitzung am 5. Juni als notorische Schismatiker und Häretiker ab. Sie schlössen sie aus der Kirche aus und präsentierten nach einem Konklave am 26. Juni mit 14 Kardinälen der römischen, 10 der avignonesischen Obödienz einen neuen Heiligen Vater, den Mailänder Kardinal Petros Philargos (Pietro di Candia/Kreta), jetzt Alexander V.
    Da aber Gregor und Benedikt ihre Absetzung nicht annahmen, hatte man vermittels der schon lange ventilierten via concilii das Schisma nicht beseitigt, sondern vergrößert, hatte man, so eine zeitgenössische Quelle, statt der »verruchten Zweiheit« (dualitatem infamem) eine »von allen verfluchte Dreiheit« (trinitatem ... ab omnibus maledictam), hatte man nicht einen Papst, nicht zwei Päpste, sondern drei, von denen ein jeder den andern exkommunizierte. Denn jeder der bisherigen beanspruchte natürlich weiter, wenn auch mit stark geschrumpfter Obödienz, das legitime Haupt zu sein, nicht anders als nun der Papa Pisanus. 24
    Alexander V. (1409–1410), nach sieben Jahrhunderten wieder der erste griechische Papst, war ausnahmsweise einfacher Herkunft, früh verwaist, Franziskanerzögling, dann selbst Franziskaner mit theologischer Lehrtätigkeit in Pavia und Paris. Gefördert von Gian Galeazzo Visconti, wurde Petros Philargos nacheinander Bischof von Piacenza, Vicenza, Novara und verschaffte dafür seinerseits dem Visconti bei König Wenzel 1395 die Investitur mit dem Herzogtum Mailand (1397 Herzogstitel der Lombardei). 1402 wurde Petros Philargos Erzbischof von Mailand, 1405 durch Innozenz VII. Kardinal.
    Zusammen mit Baldassare Cossa hatte er das Konzil von Pisa mit vorbereitet und dort eine führende Rolle gespielt; auch geschworen, im Falle seiner Papstwahl, für die sich Cossa stark gemacht, das Konzil nicht aufzulösen, bis die Kirche reformiert sei. Doch hielt er den Eid nicht und vertagte die Reformen. Schließlich hatte er Wichtigeres zu tun. Er stattete – seine erste Regierungshandlung – seine Günstlinge großzügig mit Bistümern aus, mit Benefizien, exkommunizierte alsbald König Ladislaus von Neapel und schickte dem päpstlichen Widerpart in Rom unter Ludwig II. von Anjou, den er als König von Sizilien investierte, und dem Kardinal Baldassare Cossa von Bologna ein Heer auf den Hals.
    Nach der Einnahme des wiederholt gestürmten Rom residierte der Konzilspapst allerdings nicht dort, sondern, gedrängt von Cossa, in Bologna, wo der Kardinal einen starken Einfluß auf ihn gewann, bis Alexander, durch eine Gesandtschaft nach Rom geladen, am 3. Mai 1410, noch bevor er recht über die Offerte nachdenken konnte, überraschend das Zeitliche segnete – einem lauten, vielleicht aber eher unwahren Gerücht zufolge von dem Kardinal vergiftet, der jedenfalls schon vierzehn Tage später sein Nachfolger war. 25

Papst Johann XXIII. »So werden Füchse gefangen«

    Über die Jugend von Johann XXIII. (1410–1415, gest. 1419) ist wenig Stichhaltiges bekannt. Er entstammte verarmten neapolitanischem Adel und hatte seine Karriere als Krieger, manche meinen als Pirat, der Unterschied ist ohnedies gering, im Seekrieg zwischen Ladislaus von Neapel und Ludwig von Anjou begonnen. Nach dem Studium der Rechte in Bologna wurde er durch Bonifaz IX. gefördert, an die Kurie geholt und dort durch Wuchergeschäfte reich. 1402 erhob ihn der Papst zum Kardinallegaten in Bologna, wo er ebenso durch brutale Herrschsucht wie stupende Geilheit berüchtigt war, nicht nur die Frau seines Bruders, sondern auch Witwen, Jungfrauen und Ehefrauen reihenweise begattet haben soll, deren einige dann angeblich durch ihre Männer oder Verwandten umgebracht worden sind, ohne daß dies den Kardinal beeindruckt hätte. 26
    Trotz des mehr oder weniger vagen Verdachts, Mörder zweier Päpste zu sein, wurde der so arglistige wie skrupellose, bisher noch nicht mal zum Priester geweihte Cossa, von dem die Zeitgenossen überdies glaubten, daß er vordem nie gebeichtet, nie das Abendmahl empfangen habe und die Unsterblichkeit der Seele leugne, durch das Bologneser Konklave 1410 einstimmig Papst.
    Vieles half dabei mit. Er unterließ nicht, »seine Kollegen mit allen Mitteln, die ihm seine

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