Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
Belgrad« geschah und Johannes Hunyadi, knapp drei Wochen danach ein Opfer der Pest, mit einem zusammengewürfelten, doch überwiegend ungarischen Kreuzfahrerhaufen den Ansturm der Türken auf die Stadt abwehren konnte.
Einen »erheblichen Anteil« an Belgrads Rettung schreibt nicht nur das Lexikon des Mittelalters Johannes Capestrano zu, dem hl. Judenverfolger und -verbrenner (S. 246 ff.), ging er doch mitten im dichtesten Kampfgewühl mit dem Kruzifix in der Hand vorwärts und rief »so laut er konnte«, wie Ludwig Donin in seinem vielbändigen Werk über die »Heiligen Gottes« festhält: »Sieg – Jesus! Sieg«, und befahl auch als »Führer, Oberster und Commandant der Kreuztruppen« seinen Soldaten denselben Schrei. 1521 allerdings nehmen die Ungläubigen Belgrad, dessen strategische Bedeutung durch die Türkenkriege wächst, endgültig ein. 1529 stehen sie vor Wien, der, so türkische Chronisten, »goldenen Stadt des Westens«. Und 1683 stehen sie noch einmal vor ihr. 21
Der hundertjährige Krieg (1327–1453) geht zu Ende
1453, im selben Jahr, in dem Konstantinopel in die Hand des Islam gerät, endet auch der Hundertjährige Krieg. Während die Türken Byzanz und den Balkan erobern und die dortigen Christen vergebens wirksame Hilfe vom Westen erhoffen, bekriegen sich Frankreich und England immer von neuem gegenseitig.
Zwar schien um die Wende zum 15. Jahrhundert der Konflikt einzuschlafen, ja 1396 kam gar eine Heiratsverbindung zwischen der Tochter des französischen Königs Karl VI., der siebenjährigen Isabella, und König Richard II. zustande; doch fand dieser bereits Anfang 1400 in der Gefangenschaft Heinrichs V. den Tod. Und im August 1415 erfolgte mit 1400 Schiffen in der Seinemündung die englische Invasion. Nur unter großen Anstrengungen wurde der befestigte Kriegshafen und Flottenstützpunkt Harfleur genommen (1450 von den Franzosen zurückgewonnen), wurden etwa 8000 Einwohner vertrieben und Engländer angesiedelt.
Noch im selben Jahr, am 25. Oktober 1415, schlug in einer der bekanntesten Schlachten des Krieges ein zahlenmäßig weit unterlegenes englisches Heer ein französisches bei Agincourt (frz. Azincourt), nördlich von Hesdin, vor allem dank der englischen Bogenschützen (Archers). Sie konnten bis zu zwölf Pfeile pro Minute abschießen, noch aus 200 Meter Entfernung eine Panzerrüstung durchbohren und wurden erst im späten 16. Jahrhundert durch die Handfeuerwaffen abgelöst. Der verheerende Pfeilregen zurrte bei Agincourt die Reiterei Karls VI. auf der regennassen Erde förmlich fest, und die folgende Kavallerieattacke Heinrichs V. fegte sie völlig zu Boden. Die Engländer, die, auf Befehl ihres Königs, außer Fürsten, keine Gefangene machten, hatten nur geringe Verluste, die Franzosen Tausende von Toten, darunter mehrere Herzöge. Auch 1424 nach der Schlacht von Verneuil (Normandie), vor der beide Seiten gelobten, keine Gefangenen zu machen, prahlte ein englisches Siegesbulletin mit 7262 getöteten Gegnern.
Die außen- und innenpolitischen Folgen dieser Katastrophen lähmten Frankreich für eine Generation und brachten große Teile der Normandie unter englische Kontrolle. Erst bis 1453 konnte Karl VII. alle von den Briten beherrschten Territorien auf dem Festland, mit Ausnahme von Calais, erobern und den Hundertjährigen Krieg unformell beenden. 22
Wir lassen die weiteren Christengemetzel der gewaltigen englisch-französischen Konfrontation ebenso auf sich beruhen wie die Tatsache, daß der lange, Frankreich furchtbar verheerende und zerfleischende Konflikt durch das Wechselspiel der Bedürfnisse auch andere europäische Länder stark in Mitleidenschaft zog: Schottland, Kastilien, Portugal, die niederländischen Provinzen. Während aber im Osten die islamischen Osmanen anrannten, schlugen im Westen nicht nur christliche Engländer und christliche Franzosen einander blutig, sondern tobten auch in ihren eigenen Ländern Bürgerkriege, fielen Engländer über Engländer her und Franzosen über Franzosen. 23
Peasants' Revolt
So war es in England bereits im Frühjahr 1381 zur Peasants' Revolt, zu Wat Tylers Rebellion, gekommen, der ersten großen Sozialerhebung in der englischen Geschichte. Denn wie so oft war auch dies nicht nur ein Bauernaufruhr, hatte es Unruhen anderer Unterdrückter, soziale Zusammenstöße gerade in den Städten, hatte es seit je eine große Stadtarmut gegeben, schließlich wider die Werktätigen gerichtete »Arbeiter«-Statute, endlich auch
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