Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
immer zusammen hinter der Bühne, wenn wir nicht singen müssen.«
    Vico war ihr Duettpartner, Vico Lahla, ein jugendlich wirkender Mittdreißiger, schätzte ich, der seine Versuche einer Solokarriere aufgegeben hatte und sich nun im Schatten Constanzes sonnte.
    »Ich werde ihn fragen, aber wenn er Ihnen kein Alibi geben kann, werden Sie mir Ihre Unschuld noch beweisen müssen!«
    »Können wir das nicht gleich hier errrledigen?«, scheckerte die Elster, und ich spürte, wie ihre Hand in Richtung meines Zentrallabors robbte.
    »Wie meinen?«, röchelte ich und hörte das Scharren ihrer forschenden Finger am Reißverschluss.
    »Ich werrrde dirrr meine Unschuld beweisen«, trillerte die Schwanzmeise, und ihre nasse Zunge kratzte mir das letzte von Ohropax verschonte Schmalz aus den Gehörmuscheln. Dann drückte sie mich auf das Bett und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht über mich.
    Der weiße Morgenmantel glitt zu Boden, das paradiesisch bunte Negligé öffnete sich wie von Zauberhand, und ihre sagenhafte Oberweite ergoss sich über mein Gesicht, überlappte meine Ohren und nahm mir den Atem.
    So meiner Sinne beraubt, ergab ich mich in mein Schicksal und ging, kurz nachdem sie gekommen war.
    »Du bist engagiert! Unser nächster Auftritt ist am Samstag bei einer Saukirbe irgendwo am Neckar! Bring deine Flöte und eine Piccolo 10 mit. Ich schick dir eine SMS!«, ratterte die Pfeifente noch, und ich war mir ihrer Unschuld bewusst.
    Wieder einmal fühlte ich mich wie mein Jahrgänger James Bond, der von ›M‹ mit einem neuen Auftrag ausgestattet wird
    8 Regionaler Fachausdruck für »Friedrichshafener«
    9 Gepolsterte Tasche zum Transport von Musikinstrumenten
    10 Kleine Form der Querflöte

Gigbag
    Mein Weg führte mich vom ›Goldenen Geier‹ noch einmal ins Graf-Zeppelin-Haus, wo ich dank meines bisher erreichten Bekanntheitsgrads ungehindert bis in die Orchestergarderoben vordringen konnte. Der Polizeitross war bis auf wenige Beamte der Kriminaltechnik verschwunden, und auch die Musiker hatten sich nach der frühzeitigen Beendigung des Konzerts rasch in Richtung der nächsten Kneipe davongemacht.
    Die Garderoben waren daher verlassen. Bis auf leere und halbvolle Flaschen, die auf den Tischen standen, und einige Teller mit Resten des Caterings.
    In der dritten Garderobe fand ich ihn, wie ihn Constanze mir beschrieben hatte: Schiebers Gigbag, ein grauer Golfsack für ein Surfbrett in Miniatur, lag geöffnet auf einem der Garderobentischchen vor einem Spiegel, ein Lederbeutel von der Größe einer zusammengeschobenen Posaune, mit Reißverschlusstäschchen für Kleinutensilien und einem Fach für Noten.
    Welch ein Glück, dass die Kriminalpolizei in Sachen Musik nicht firm genug war, um zur Posaune des Toten auch noch nach dem dazugehörigen Koffer zu suchen. Ich zog meine Latexhandschuhe an, um keine Spuren zu hinterlassen, und untersuchte den Inhalt.
    Neben dem Dämpfer, den er offensichtlich auf der Bühne nicht benötigt hatte, fand ich in einem kleinen Utensilientäschchen ein Fläschchen Zugöl, das nach gar nichts schmeckte, einen weichen gelben Lappen mit weißen Flecken, eine Mundstückbürste, zwei Bleistifte – einen mit, einen ohne Radiergummi, aber beide abgebrochen – ein Döschen ranziges Fett für den Stimmzug, ein Päckchen Präservative und ein kleines Stimmgerät.
    Im Reißverschlussfach an der Außenseite lagen zwei offensichtlich stark verbrauchte Mundstücke, die ordentlich Grünspan angesetzt hatten, und das Notenfach war, bis auf eine Ausgabe der ›Schönsten Choräle für das Lebensende mit drei Buchstaben‹ – gemeint musste die Ehe sein – gähnend leer. Keine Spur des von der Klammersängerin erwähnten Drohbriefs.
    Da entdeckte ich am Boden des Gigbags eine Art Geheimfach, nur durch einen Klettverschluss zu erkennen.
    ›Ritsch‹ machte es, und ein grauer Briefumschlag grinste mich an. ›Ratsch‹ machte es, und er wurde mir aus der Hand gerissen. Wie der Blitz war Donner aufgetaucht und fauchte mich an:
    »Waf tfum Teufel haben Fie denn ffon wieder hier tfu fuchen?«
    »Nichts«, stammelte ich, doch der Kommissar hinderte mich rüde an weiteren Erklärungen.
    »Waf ift daf für ein Brief? Adreffiert an Langfried Ffieber, ja?«
    Er fuchtelte mit dem grauen Umschlag vor meinen Augen herum, als wolle er mir Luft zufächeln.
    »Und daf ift ficher fein Pofaunenkoffer?«
    »Sein Gigbag«, korrigierte ich vorsichtig.
    »Ffnautfe!«, herrschte er mich an, »Daf Ding wird konfitfiert!

Weitere Kostenlose Bücher