Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt
Alf Beweifftück! Und tfum letften Mal: Wenn Fie fich noch einmal in die Unterfuchungen der Kriminalpolitfei einmiffen, laffe ich Fie in Ficherungfverwahrung nehmen. Dann fitfen Fie, daf ift fo ficher wie daf Amen in der Kirche!«
Sprach’s und entschwand mit dem Brief. Nun stand ich ohne Indizien da und hatte dazu vielleicht dem Kommissar zu einem Ermittlungserfolg verholfen, falls der Brief von entsprechender Brisanz war.
Altmetall
Ich nützte die nächsten Tage, um mich auf meinen Einstand bei Pepe Plasmas Blasmusik vorzubereiten. Als Erstes suchte ich meine Querflöte. Seit mich meine Ex Charlotte verlassen hatte, war ich zu meinem alten Ordnungssystem zurückgekehrt: Ich räume nichts mehr auf und nütze die Zeit, die ich dadurch spare, um mir zu merken, wo ich suchen muss. Die Flöte fand ich beim Altmetall.
Möbel hatte ich ohnehin so gut wie keine mehr, die hatte fast alle Charlotte mit in die Ehe gebracht. Am Tag, als sie ausgezogen war, hatte ich bei einem der Agrarökonomen in unserem Dorf einen Traktor mit Fahrer und Anhänger be- und alle Möbel vor das Haus gestellt.
Kurz nachdem die aus Pressspan und Furnierholz geschnitzten Objekte wie in einem Ikea-Freilichtmodellzimmer den schmalen Gehsteig vor unserem Mehrfamilienhaus bevölkerten, setzte der Wolkenbruch ein und verwandelte Bretter, Seitenwände und Zierleisten in wellpappeähnliches, aufgedunsenes Schwemmholz. Bauer Sauberle, der als Traktorfahrer fungierte, fluchte, als er zusammen mit seinen beiden Söhnen die regenschweren, voll gesogenen Stücke auf den Hänger hieven musste.
Ich nannte ihm Charlottes neue Adresse und gab Anweisung, meiner damals noch zukünftigen Ex ihr Eigentum direkt vor die geschlossene Garage zu kippen.
Ich wusste, dass ihr Alfa Romeo um diese Tageszeit im Pferch war, und stellte mir schmunzelnd ihr Gesicht vor, wenn sie ihn ausparken wollte und durch die Masse ihrer gesammelten Möbel daran gehindert wurde. Aber Horst-Udo, ihr Neuer, war Landschaftsarchitekt und würde mit der Holzlieferung schon etwas anfangen können.
Mein Pech war, dass in Charlottes Viertel just an jenem Tag Holzabfuhr angesagt war, und das komplette Holzhorrorszenario vor ihrem Haus schon nach einer Viertelstunde im Schlund eines Müllschluckers landete.
Mich hatte allein der Spaß mit Traktor, Fahrer, Helfern und Schlechtwetterzulage einen Tausender gekostet, abgesehen vom körpereigenen Schweiß beim Heraustragen der Vierzimmereinrichtung. Charlotte hatte nichts davon mitbekommen und stellte mir zusätzlich die verschwundenen Möbel durch ihren Scheidungsanwalt in Rechnung.
So lebe ich heute – bis auf ein halbes Doppelbett und einen eineinhalbtürigen Kleiderschrank im Schlafzimmer – quasi möbelfrei, staple meine Wäsche in alten Obstkisten, getrennt nach schmutzig und schon länger schmutzig, lagere mein gebrauchtes Geschirr bis zur erneuten Verwendung in warmem Wasser und spüle den Kaffeesatz durch Aufgießen mit Grauburgunder aus der Tasse. Natürlich über meine Gurgel.
Der Rest meiner verbliebenen Besitztümer stapelte sich großzügig verteilt in den beiden leeren Zimmern und in der Garage, wo – wie in den meisten Musikergaragen zwischen Rasenmäher, Schneeschippe, Tischtennisplatte und Winterreifen auch ein Tenorsaxophon zwischengelagert war.
Jeder von uns hat irgendwann während seiner Karriere mal Tenorsaxophon geblasen, ob der philharmonische Posaunist, der damit während seines Studiums in einer Tanzband Geld verdiente, oder der Fagottist, der in den Ferien bei der Bodenseeschifffahrt mit dem Saxophon als Signalhornist jobbte, oder der Flötist, der sich wegen der gleichen Klappenlage leicht tat, dem Instrument Töne zu entlocken.
Fragen Sie doch mal in Ihrer Nachbarschaft und Sie werden feststellen: Tischtennis und Tenorsaxophon hat fast jeder mal gespielt. In meiner Eigenschaft als Hobbyornithologe hatte ich es sogar benutzt, um mit dem nebelhornartigen Ton den Ruf der Rohrdommel im Wollmatinger Ried zu imitieren. Und um es in der Garage nicht mit dem Rasenmäher zu verwechseln, hatte ich den Saxophontrichter mit einem Nachtschattengewächs bepflanzt, das auch im Schummerlicht der Garage bestens gedieh.
Ein großes Regal in der Garage enthielt all jenes, was ich sonst als nutzlos und somit für in Kürze entsorgbar ansah. Neben dem Hochzeitsalbum, einigen gläsernen Salatschüsseln und einer Sammlung Altmetall, einem wasserdurchlässigen Sprudelbad und einer Heizdecke ohne Stromkabel, befand sich hier auch
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