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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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der Inhalt des Hotelzimmerzubehörnachschubwagens über die 33 Stufen der Einsternhoteltreppe Richtung Parterre entleerte.
    All das, was ich sonst immer mitgehen ließ und großzügig an Verwandte, die keine anderen Geschenke verdienten, weitergab, holperte, kullerte und kugelte vor meinen Füßen treppab: Kugelschreiber, Notizblöcke, Flaschenöffner, Aschenbecher, Minischokoladentäfelchen und 3x3-Zentimeter-Gummibärchentütchen.
    Ich bückte mich, um einen der Kugelschreiber und zwei Flaschenöffner einzusacken, musste dabei mit meinem Hinterteil den umgekippten Wagen so unglücklich tangiert haben, dass er erneut Schwung bekam und nun seinerseits den Fluchtweg über die Treppe antrat. Er überholte dabei seinen Inhalt, ratterte wie ein unbemannter Bob im Eiskanal talwärts und knallte der rätselhaften Bardame vor die Theke. Ich ließ ihren Aufschrei des Entsetzens hinter mir, indem ich mich schnell in Richtung Zimmer 106 absetzte.
    Ich klopfte an, das »Herrrahain!« der Sängerin kollerte mir wie der Reviergesang des Auerhahns entgegen, die Tür sprang auf und ich zurück! Vor mir stand Eva, wie Gott sie entlassen hatte: einen Apfel in der Hand und eine Boa um den blanken Hals.
    Sie hatte das Dirndl abgelegt und die Üppigkeit ihrer Figur hinter einem persilarieldashweißen Morgenmantel verborgen. Udo Jürgens wäre vor Neid erblasst! Dort, wo sich der Bademantel auf der blassen Haut niederließ, schimmerte ein in allen Farben glitzerndes Negligé hervor und ließ Glanzvolles erahnen.
    Ganz in Weiß wäre es mir sicher nicht zu bunt geworden, aber diese Fülle an Farben und Formen überwältigte mich und zog mich in den Dunstkreis der Blasmusikdiva. Ihre hochhackigen Schuhe hatte sie unter dem Bett drapiert, und so trat sie mir auf Augenhöhe entgegen.
    »Na, Sie Zufallsbekanntschaft, haben Sie den Weg zu mir gefunden?«, trillerte sie kleibergleich.
    Ich nickte ertappt, gab der Tür einen Kick mit der Ferse und registrierte, wie sie hinter mir ins Schloss fiel. Constanze begrüßte mich mit je einem Küsschen rechts und links, es war mehr als ein Hauch und ich hatte zwei Tage lang gerötete Wangen ob der Geschmeidigkeit ihrer Zunge.
    Ich bemühte mich, meiner Stimme den ernsten Klang eines betroffenen Nachrichtensprechers zu geben, und entzog mich ihrem Klammergriff.
    »Sie wollten mich sprechen?«, begann ich zaghaft.
    »Unter anderem«, zwitscherte die Amsel und nahm auf dem breiten Doppelbett Platz. »Mit Sprache fing alles an. Am Anfang war das Wort. Deshalb bin ich Sängerin geworden. Meine Worte adeln die Musik!«
    Dummschwätzerin , dachte ich. Mir haben Instrumentalkonzerte schon immer besser gefallen. Ich mag ABBA am liebsten von den Münchner Philharmonikern, und in der Oper liebe ich die Ouvertüren und deren von verbalem Gekreische ungestörten Ausdruck. Ich halte es da mit einem meiner berühmtesten Landsleute, dem schwäbischen Schauspieler und Komödianten Willy Reichert, der in seiner Rolle als Pfleiderer einen Satz sprach, der meine Musikphilosophie bis zum heutigen Tag prägt:
    »I ka’ des G’schroi von dene Weibsbilder ned leida!«
    Wie recht der Mann hatte! Das konnte ich natürlich Constanze gegenüber nicht erwähnen.
    »Können wir bitte auf den Punkt kommen?«, fragte ich jetzt.
    Ich wurde ungeduldig. Meine Zeit war kostbar. Entweder ich verließ das Zimmer 106 in den nächsten 15 Minuten mit einem Auftrag in der Tasche oder ich blieb über Nacht. Noch war die Entscheidung nicht gefallen.
    »Ich komme immer auf den Punkt!«, schmetterte der Buchfink in ihr.
    Sie machte eine Kunstpause, zog mich neben sich auf das Bett und sirrte dann im Crescendo des Sommergoldhähnchens:
    »Sie müssen mir helfen. Langfried wurde bedroht. Er erwähnte den Brief erst vor wenigen Tagen.«
    »Er hat einen Drohbrief bekommen?«
    Sie nickte.
    »Wo ist dieser Drohbrief?«
    »Langfried hatte ihn bei sich. Ich denke, in seinem Gigbag 9 .«
    Das war der Koffer, in dem Musiker ihre Instrumente und andere unnützliche Dinge aufbewahrten. Es war zu befürchten, dass ihn Kommissar Donner sichergestellt hatte. Trotzdem beschloss ich, noch einmal im Graf-Zeppelin-Haus vorbeizuschauen.
    »Und Langfried? Hatte er einen Verdacht?«
    »Ich glaube schon. Aber er hat ihn nicht geäußert. – Kommissar Zufall?« Ihre Stimme hatte etwas Flehendes, fast wie der klagende Ruf des Goldregenpfeifers.
    »Ja?«
    »Was kostet es mich, wenn ich Sie beauftrage, den Tod von Langfried aufzuklären?«
    »Das ist Aufgabe der

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