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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einem lauten ›Plopp‹ hüpfte der Verschluss von der Flasche, und wenige Tropfen Bier benetzten die Herbstastern auf Bertas Grab.
    »Prost, Berta!«, hörte ich Eiibii sagen, dann setzte er an und nuckelte die Flasche leer.
    Ich schluckte trocken, entrüstet über diese Pietätlosigkeit. Eiibii hatte sich unterdessen noch einmal Lippenbalsam aufgetragen und nahm jetzt seinen Job als Reiseführer wieder auf:
    »Im Süden sieht man Rottenburg, die alte Bischofsstadt am Neckar, dahinter die ausgedehnten Waldhänge des Rammert, ganz weit in der Ferne sogar den Plettenbergturm, den Rossberg und schließlich die Achalm. Und wenn die Sicht gut ist, kann man sogar die Silhouette des Hohenzollern erkennen.«
    »Stammen Sie von hier, weil Sie sich so gut auskennen?«, fragte ich bewundernd und ließ die volle Bierflasche vorsichtig hinter dem Grabstein zu Boden gleiten.
    »Nein«, erklärte Eiibii. »Ich war Glasbläser im Harz, bevor ich als Musiker in den Westen ’rübergemacht habe. Aber ich interessiere mich für Land und Leute.«
    Wieder fuhr der Fettstift über seine Lippen, und er verwischte die Schmiere mit seiner Zunge.
    »Wie lang spielen Sie schon bei Pepe Plasma?«
    Er ließ den Lippenstift in eine Jackentasche gleiten.
    »Seit elf Jahren.«
    Er holte Luft, wahrscheinlich um mir jetzt seine Lebensgeschichte zu erzählen, doch darauf hatte ich keine Lust. Ich wollte endlich wissen, weshalb er mich zu nachtschlafender Zeit auf den Friedhof bestellt hatte.
    »Sie sagten, Sie wissen, warum man Langfried Schieber umgebracht hat?«, fragte ich daher.
    »Richtig. Es wird nur nicht einfach sein, es zu beweisen.«
    Jetzt komm schon, Junge, mach’s nicht so spannend, dachte ich und bemerkte im selben Augenblick eine seltsame Veränderung in Eiibiis Verhalten. Sein Atem wurde unregelmäßig, er begann zu keuchen, sagte noch:
    »Er musste sterben wegen der Dick- …«, und weiter kam er nicht.
    Ein absterbendes Röcheln entrang sich seiner bis dato durstigen Kehle, die leere Bierflasche klirrte, als sie auf die steinerne Grabeinfassung prallte, dann folgte ihr der leblose Körper des ehemaligen Glasbläsers und landete rücklings auf dem Grab Bertas.
    Ich bückte mich über ihn, ertastete keinen Puls mehr und stellte, als ich mich über sein Gesicht beugte, jenen seltsamen Geruch fest, auf den mich Dr. Smrt bei dem toten Posaunisten aufmerksam gemacht hatte: Bittermandel.
    Zyankali!, schoss es mir durch den Kopf.
    Wie bei Langfried Schieber! Ich kannte zwar das endgültige Obduktionsergebnis noch nicht, doch war ich mir sicher, dass sich Doktor Smrts Vermutung bewahrheiten würde. Und nun hatte man den nächsten Bläser auf diese Weise beseitigt, kurz bevor er sich mir offenbaren wollte.
    Der Balsam!, durchfuhr es mich, und ich leckte über meine spröden Lippen. Fast hätte auch ich davon genommen! Ich durchsuchte Eiibiis Jackentaschen, um das vermeintliche Tatwerkzeug sicherzustellen. In der rechten Außentasche wurde ich fündig. Noch einmal bückte ich mich über den am Boden Liegenden, doch es waren keine Lebensfunktionen mehr festzustellen. Der Tenorhornist Alibert Bratvogel hatte sein irdisches Dasein praktischerweise direkt auf dem Friedhof beendet.
    Ich beschloss, den Leichenfund anderen zu überlassen, schleifte Eiibii an den Hosenbeinen zu dem offenen Grab und ließ ihn hineinplotzen. Dann verwischte ich die Spuren unseres nächtlichen Gesprächs so gut es ging, nahm die beiden Bierflaschen, Eiibiis leere und meine volle, an mich und verspürte plötzlich das menschliche Bedürfnis des Königstigers.
    Meine Pietät verbot mir allerdings, den Friedhof zu missbrauchen, und so füllte sich Eiibiis leere Bierflasche wieder bis zur Hälfte. Solchermaßen erleichtert verließ ich, die beiden Bierflaschen in der Hand, den Gottesacker.

Profit
    Unter dem efeuumwucherten steinernen Tor, das den Eingang zum oberen Friedhof bildete, prallte ich mit einem Fremdkörper zusammen, der mir akustisch jedoch sofort bekannt vorkam.
    »Fieh mal einer an! Der feltfame Kommiffar Tfufall! Fo ein Tfufall!«
    Vor mir stand, am Rand des oberen Kapellenbergfriedhofs, Kriminalhauptkommissar Sepp Donner, mein alter Freund vom Bodensee. Oh Mann, der hatte mir gerade noch gefehlt! Wie kam der Donner vom Bodensee kurz vor Mitternacht auf den Bergfriedhof in Wurmlingen? Das konnte kein Zufall sein!
    »Wie kommen Fie denn hierher?«, zischte er und zerrte mich auf den Platz zurück, den ich soeben verlassen wollte.
    »Dieselbe Frage könnte

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