Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt
ich Ihnen stellen!«, antwortete ich daher ohne Zögern. Zu meinem großen Erstaunen schnauzte er mich nicht an, sondern antwortete ganz brav:
»Ich habe eine anonyme FMF bekommen. Ift die von Ihnen?«
Er fischte sein Handy aus der Tasche, fingerte auf den Tasten herum und hielt mir schließlich die Zeilen einer SMS unter die Nase:
Der Nächste bitte! Tatort: Wurmlinger Kapelle um Mitternacht. Kein Scherz!
Ich verneinte und stellte die beiden Bierflaschen neben dem Grab Eiibiis ab.
»Und waf machen Fie dann hier oben?«
»Schlachtplatte verdauen«, sagte ich.
»Fo? Aufgerechnet auf dem Gottefacker?«
»Frische Luft schnappen«, versuchte ich.
»Und datfu latffen Fie ekftra den Berg hoch? Ertfählen Fie mir doch keinen Ffeiff!«
Ich zuckte mit den Schultern. Irgendwie wurde mir klar, dass ich in der Tat in der ›Ffeiffe‹ saß. Früher oder später würde Donner auf den abgelegten Eiibii stoßen, und dann war ich dran! Zur Tatzeit am Tatort, mit dem Toten verabredet, die vermeintliche Tatwaffe in der Tasche.
Ich war geliefert!
Um abzulenken, fragte ich nach dem Inhalt des Briefs aus Langfrieds Gigbag, den Donner mir abgenommen hatte.
»Geht Fie ja eigentlich nichtf an«, antwortete er. »Ef war nur ein Liebefbrief.«
»Ein Liebesbrief?«
Er zog das graue Kuvert aus seiner Manteltasche und fuchtelte damit vor meinem Gesicht herum. Dann ließ er den Brief wieder in der Tasche verschwinden. Zu gern hätte ich gewusst, was darin stand, und fragte nach. Der verheiratete Posaunist habe wohl ein Verhältnis gehabt, erklärte er mir, und seine Geliebte habe ihm in dem Brief gedroht. Das passte zur Aussage Blättles, der mir ja von der Beziehung Constanzes zu Schieber berichtet hatte. Donner ließ mir keine Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen. Da er unbedingt wissen wollte, was ich hier zu suchen hatte, versuchte ich die Flucht nach vorn und faselte ebenfalls etwas von einer Einladung.
»Ebenfalls anonym«, erläuterte ich. »Aber ich war neugierig und bin hierher spaziert.«
»Moment«, stutzte Donner, »Fie haben auch eine Einladung bekommen? Aber wotfu?«
Jetzt war ich am Zug. Ich nuschelte etwas von ›Beerdigung‹ und leuchtete mit meiner Taschenlampe, die zur Ausrüstung eines ordentlichen Privatdetektivs selbstverständlich dazugehört, in die Grube zum offenen Grab Eiibiis. Das Licht traf auf das in Furchen erstarrte Gesicht Bratvogels und seine in den nächtlichen Himmel starrenden Augen. Donners Blick folgte meinem Strahl und erstarrte ebenfalls.
»Mift! Wir find tfu fpät gekommen!«, bemerkte er trocken. »Da werde ich mal Verftärkung holen.«
Er informierte per Handy die zuständigen Kollegen über eine Leiche auf dem Wurmlinger Bergfriedhof.
»Waf heift hier, da wimmeltf nur fo von Leichen!«, hörte ich ihn maulen. »Natürlich weiff ich, daff daf auf einem Friedhof normal ift. Aber die hier ift friff! – Nein! Nicht friff beerdigt! Friff ermordet!«
Er holte tief Luft und versuchte offensichtlich, dem Beamten am anderen Ende zu erklären, dass diese Leiche noch frisch war.
»Jettft paffen Fie mal auf, Fie Ffwachkopf, ich habe keine Luft, allef tfeimal tfu ertfählen! Hier oben liegt in einem friff aufgehobenen Grab eine friff tfubereitete Leiche ohne Farg. Wir brauchen einen Ftreifenwagen, die Fpurenficherung, die Mordkommiffion und einen Artft, aber tfack-tfack!«
Kopfschüttelnd beendete er das Gespräch.
»Fo ein Arffgeficht!«, fluchte er und holte tief Luft. »Find Fie dabei gewefen?«, fragte er schließlich, »ich meine, alf ef paffierte?«
Ich nickte betroffen.
»Ich war Zeuge«, gab ich zu und begann meine Märchenstunde.
»Alles ging so schnell. Ich sah ihn nur hier in das Grab stürzen, jemand anders lief weg. Ich bin hin, da war er schon tot. Mausetot.«
Uff! Der unbekannte Dritte würde mich vom Fokus der Ermittlungen fernhalten – falls Donner meine Variante der Geschichte glauben würde. Meine Hand umschloss krampfhaft den Lippenbalsam in meiner Tasche. Ich war fest entschlossen, das Beweisstück Doktor Smrt zukommen zu lassen, damit er es auf Zyanidspuren untersuchen konnte.
»Haben Fie eine Ahnung, wie der Mann tfu Tode gekommen ift?«
»Vielleicht hat er sich das Genick gebrochen?«, mutmaßte ich vorsichtig.
»Fie wiffen, wer ef ift? Auch einer auf diefem komiffen Orchefter?«
»Ja. Ein Tenor.«
»Der Sänger?«
»Nein. Schlimmer. Musiker.«
»Komiffe Fache. Tfwei tote Mufiker innerhalb weniger Tage. Ob da jemand daf gantfe Orchefter aufrotten
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