Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt
ein und derselbe Täter mit zwei Methoden einfach auf Nummer sicher gehen wollen? Giftpfeil plus Zyanid? Oder war alles doch ganz anders?
Was hatten Alibert Bratvogels letzte Worte: »… er musste sterben wegen der Dick- …«, zu bedeuten?
»Wegen der Dick- …?«
Sollte er damit die Digtrom gemeint haben? Ein anderer Gedanke durchzuckte mich wie ein Blitz: oder die dick-e Sängerin? Meine Auftraggeberin, Constanze Voorte-Singh?
Sie hatte mit Sicherheit Gelegenheit gehabt, den Giftpfeil hinter dem Vorhang abzuschießen. Das Alibi, das ihr der Sänger Vico Lahla angeblich geben konnte, hatte ich noch nicht überprüft. Außerdem hatte sie mit Vehemenz behauptet, der Giftpfeil in Langfried Schiebers Genick sei eine Finte gewesen. Wollte sie damit nur von ihrer Tat ablenken?
Aber hatte sie ein Motiv? Ja! Immerhin war die massive Sängerin laut Aussage des Klarinettisten Blättle die Geliebte des verheirateten toten Posaunisten Langfried Schieber gewesen. Jedoch traute ich ihr nicht zu, ihren voluminösen Körper auf die Wurmlinger Kapelle zu hieven. Warum hätte sie sich die Mühe machen sollen, einen Giftpfeil auf Alibert Bratvogel abzuschießen, wo der sich doch mit seinem Lippenbalsam quasi selbst ins Jenseits beförderte? Und vor allem: warum? Hatte er sie als Täterin erkannt? Was hatte er gewusst?
Was hatten die Worte: »… wegen der Dick- …« wirklich zu bedeuten?
Fragen über Fragen. Je länger ich über all das nachdachte, desto sicherer war ich mir, den Mörder der beiden Musiker im Umfeld der Plasmakapelle zu finden. Und Constanze Voorte-Singh würde im Zentrum meiner Ermittlungen stehen, soviel stand für mich fest.
Doch zunächst machte ich mich am nächsten Morgen auf den Weg an den Bodensee in die Praxis von Dr. Smrt.
Über den Spätzlehighway, die A81, die von Stuttgart zum Bodensee führt, erreichte ich Friedrichshafen trotz meines alten Kadetts in gut eineinhalb Stunden. Ich hatte keine Ahnung, wo das Institut des kahlköpfigen Pathologen und Leichenbestatters zu finden war, doch erwies sich meine Vermutung als richtig, in der Nähe des städtischen Friedhofs zu suchen.
Tatsächlich, in einer kleinen Nebenstraße, die unterhalb des Friedhofs an einem Kreisverkehr in das Industriegebiet der Zeppelinstadt führte, leuchtete ein Schild an einem baufälligen barackenartigen Bau. Die ehemals goldene Farbe der Buchstaben blätterte ähnlich ab wie der Putz an der Wand des Gebäudes, doch Leichen-Smrt & Co ließ sich ohne Probleme entziffern, und darunter las ich: Heute gestorben, begraben schon morgen.
Der schwarze Smart mit dem Blechsarg auf dem Dachgepäckträger stand auf dem einzigen Parkplatz vor der Baracke. Ein kleines silbernes Schild mit den Öffnungszeiten hing neben dem Klingelknopf und gab Auskunft, dass es sich hierbei nicht nur um ein gewöhnliches Beerdigungsinstitut handelte, sondern auch um eine ›pathologische Praxis‹ und das ›Institut für Morbidität und Siechtum der Universität Tübingen, Außenstelle Friedrichshafen‹.
Ich drückte auf den schwarzen Klingelknopf. Von drinnen ertönte ein Totenglöckchen. Danach blieb es still. Es vergingen mehrere Minuten, dann hörte ich näherkommende Schritte hinter der verschlossenen Tür. Endlich wurde geöffnet, und er stand in voller Lebensgröße vor mir: Dürr, hager und glatzköpfig, das Gesicht der Piratenflagge John Silvers aus der ›Schatzinsel‹, die Nickelbrille betonte seinen wissenschaftlichen Auftrag: mein Freund Dr. James Smrt.
»Oh, der Pfeilgiftfroschexperte!«, erinnerte er sich, klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter und bat mich, einzutreten. Ich folgte ihm durch einen langen, dunklen, fensterlosen Gang, an dem hinter verschlossenen Glastüren rechts und links mehrere Räume lagen. Meine Nase hatte Probleme, sich an die diversen Gerüche zu gewöhnen, die mir in dem Gang entgegenwaberten und mich an eine Mischung aus Klinik, Imbissbude, Holzhandlung und Kloputzmittel erinnerten.
Dr. Smrt stieß die Türen zu einigen Räumen auf und erläuterte mir im Vorbeigehen deren Zweck.
»Der Verkaufsraum. Urnen und Aschenbecher.«
Nächste Tür.
»Särge in allen Größen und Ausführungen. Eine Stunde Probeliegen gratis. Haben Sie Lust?«
Ich schüttelte dankend den Kopf.
Dritte Tür.
»Die Teeküche für Mitarbeiter, Kunden und zukünftige Klienten. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Sahneschnittchen oder Fleischsalat?«
»Nein, danke, ich muss noch fahren.«
»Oder etwas zu trinken?« Er sah
Weitere Kostenlose Bücher