Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Plasma mit den Armen ruderte und durch eindeutige Zeichen Temponuancen und Lautstärke der einzelnen Register anzuzeigen versuchte, der Drummer zog sein Ding durch. Mit Beckenschlägen und Wirbel, Paradiddle und Rimshot (das sind fachspezifische Schlagzeugtechniken, mit denen jeder Drummer gern um sich schlägt, ohne zu wissen, wie sie wirklich gehen) riss er alles an sich, und die Band folgte ihm willig.
    Für Musikwissenschaftler und Theoretiker im Publikum war das Konzert der eindeutige Beweis, dass ein gutes Orchester auch ohne Dirigenten auskommt, das heißt ohne das Zerteilen der Luft in gleichschenklige Dreiecke und ähnliche geometrische Formen, was bei den meisten Orchestern eher zu Verwirrung als zu Einheit führt. Jene stellt in solchen Fällen dann der Schlagzeuger her, wie auch im Falle von Pepe Plasmas Blasmusik .
    Wirklich gute, spielfähige Ensembles wie Streichquartette oder Klavierduos haben sich daher schon im Lauf der Musikgeschichte entschlossen, ohne Dirigenten aufzutreten, was ihrem Erfolg allerdings ebenso wenig Abbruch tat wie der endgültige Verzicht auf einen Schlagzeuger.
    Auch in neuzeitlichen modernen Besetzungen übernahmen mehr und mehr sogenannte Drumcomputer die Aufgaben der menschlichen Rhythmusgeber, im Falle von Pepe Plasmas Blasmusik war dieses Problem jedoch noch nicht gelöst worden, und so saß im Hintergrund des Orchesters auf seiner speziellen Empore der Drummer Vlad Vell auf seinem Schlagzeughocker und behandelte sein gigantisches Set wie ein Musiker nur seine beste Freundin behandelt: Mit gefühlvollen Reibebewegungen und sanften Schlägen brachte er die weiße Haut der Kleinen zum Glühen, schabte sanft über die elf Becken, die sich ihm willig entgegenwölbten, bewegte sich in rhythmischen Bewegungen auf und ab und bumste seine Base 11 , dass sie vor Freude zu hüpfen schien.
    Seine Ekstase übertrug sich auf die Band, die plötzlich ohne Ende groovte, und mir fiel auf, dass wir Vlad Vell bisher in keinster Weise in die Ermittlungen einbezogen hatten.
    Wieso auch?
    Immerhin saß er während des Mordes an Langfried Schieber tatkräftig hinter dem Drumset, 1000 Augen aus dem Publikum als Zeugen dafür, dass er nie und nimmer in der Lage war, einen Giftpfeil in das Genick des Posaunisten abzuschießen.
    Aber halt!
    Reset!
    Der Blasrohrschuss aus der verschwundenen Klarinette war doch nur ein Ablenkungsmanöver gewesen! Allerdings ein geniales, wie sich schon allein darin zeigte, dass auch ich immer wieder den vermeintlichen Giftpfeil vor Augen hatte. Dabei hatte sich das Gift in Wirklichkeit auf dem Messingmundstück befunden! Und später auf dem Lippenbalsam und im Flachmann.
    Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass das strahlende Lachen des Drummers etwas Dämonisches hatte. Konnte es ein Motiv für den Schlagzeuger geben, den Posaunisten aus dem Weg zu räumen? War der Nachschlagbläser Langfried Schieber als Rhythmusgeber ein Konkurrent für Vlad Vell? Gab es nicht 1000 Gründe, einen Posaunisten ins Jenseits zu befördern, von der Schaffung neuer Arbeitsplätze bis zum akustischen Umweltschutz?
    Ich beschloss, den Schlagzeuger unter die Lupe zu nehmen. Ich hatte ohnehin den Eindruck, als habe er sich bisher immer um ein Gespräch mit mir gedrückt. Dann würde eben ich auf ihn zugehen.
    Plötzlich fühlte ich, dass er mich fixierte. Zwischen den Vorhängen seiner langen, strähnigen grauen Mähne schienen seine Augen förmlich zu funkeln. Plötzlich sah ich Christopher Lee vor mir – war da nicht eine gewisse Ähnlichkeit? Vlad Vells Zunge bewegte sich schleckend und sabbernd zwischen seinen schmalen Lippen, der Mund öffnete sich leicht, und ich hätte in diesem Moment schwören können, in beiden Mundwinkeln spitze Eckzähne im fahlen Bühnenlicht leuchten zu sehen.
    Hatten sie nicht erzählt, dass Vlad Vell aus Rumänien kam? Transsylvanien womöglich? Ja, das waren die kalten, blutleeren Augen Draculas, die mich anstarrten!
    Instinktiv blickte ich wieder auf mein Notenblatt und suchte dabei die Nähe Heini Blättles. Auf einmal war mir klar geworden, weshalb der geschwollene Klarinettist seine Nahrungszufuhr ständig mit Knoblauch anreicherte. Er wusste um Vlads Herkunft und Vergangenheit!
    Ich spürte einen kalten Schauer auf meinem Rücken. Das Lächeln des Vampirdrummers kroch mir in die Knochen. Ich sah in meinem Augenwinkel, wie er den rechten Arm hob, hörte seinen Aufschrei und brach sofort mein Flötenspiel ab. Das war zur rechten Zeit, Vlad Vell hatte

Weitere Kostenlose Bücher