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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Hose. Ich hörte ihn fluchen.
    Zeitgleich hatte sich Heini Blättle ihm in den Weg gestellt und verschaffte mir so einen Vorsprung. Ich hechtete die Treppe nach oben zum Bühnenausgang, wo ich dem Tubisten Artur Wilhelm Fentil in die Arme lief.
    Der Mann kam aus dem Allgäu, wo es Usus war, den Nachnamen vor den Vornamen zu stellen, und man vom Huberschorsch, vom Müllertony oder vom Haferfranz sprach.
    Der Fentilartur hatte sein Instrument trichterunter abgestellt und polierte die goldene Oberfläche, während er dem Mundstück, das er lose in der anderen Hand vor den Mund hielt, fortwährend furzende Töne in verschiedener Höhe und Länge entlockte.
    »Was ist, warum hast du’s so eilig? – Musst du aufs Klo?«, fragte er, als ich an ihm vorbei drängte.
    »Nein verdammt!«, kreischte ich. »Ich muss hier raus. Der verrückte Kommissar hat mich plötzlich in Verdacht, der bringt’s fertig und locht mich ein. Ich hau ab!«
    Der Fentilartur zögerte keinen Augenblick.
    »Los, da rein! Ich bring dich rüber zum ›Elchen‹, von da aus kannst abhauen!«, sagte er und deutete auf den Tubagigbag, der neben dem Bühnenausgang auf dem Boden lag.
    »Bin ich nicht zu schwer?«, fragte ich.
    »Ach was. Wenn ich Golf spiel, trag ich mindestens so schwer!«
    Der schwarze Sack aus festem Stoff bot einem Mann meiner Größe genügend Platz, und so zögerte ich nicht, kroch wie in einen Schlafsack hinein, und der Fentilartur schloss über meinem Haupt den Reißverschluss.
    Die Nacht, die mich umfing, machte mir wenig Angst, schon oft hatte ich bei meinem Ermittlungen in vollkommener Dunkelheit verharrt, ob im Nebenraum düsterer Spelunken, in Kellergewölben alter Burgen oder in den Schlafzimmerschränken der von mir betrogenen Ehemänner.
    Ich hörte die Stimme des Kommissars, durch den schwarzen Stoff des Tubasacks gedämpft, dann spürte ich, wie ich hochgehoben und auf eine Schulter gepackt wurde.
    Ich bemerkte das Öffnen der Tür, fühlte kalte Luft und wurde auf unbequeme Weise irgendwohin getragen. Plötzlich wurde mir doch unwohl. Ich hatte am Nachmittag auf einem der Höfe neben unserer Spielstätte den Holzhäcksler laufen hören und zugesehen, wie zwei Männer meterlange Baumstämme zu Hackschnitzeln verarbeiteten.
    Ich versuchte, in meinem dunklen Gefängnis die Richtung zu erahnen, in die der Fentilartur mich trug. Wäre es nicht nach Verlassen der Halle gleich rechts Richtung ›Elchen‹ gegangen?
    War der Tubaspieler nicht nach links abgebogen? Kalte Schauer durchliefen und düstere Gedanken quälten mich.
    Warum tat der Fentilartur das? Welchen Grund hatte er, das Risiko einzugehen und mir zu helfen? Sollte die Aktion am Ende eine Falle sein? Ein abgekartetes Spiel?
    Hatte ich den Fentilartur nicht auch schon mit Libuše in trauter Zweisamkeit erlebt? Hatte sie am Ende jetzt ihn beauftragt, mich artgerecht zu entsorgen, nachdem ihr Mordversuch mit dem Zyanidwhisky fehlgeschlagen war?
    Minuten vergingen, die mir wie Stunden vorkamen. Ich versuchte, mich im Dunkeln zu orientieren. Brachte mich der Fentilartur nach links um die Ecke, um mich im Häcksler dann um die Ecke zu bringen?
    Ich sah schon die Schlagzeile am Montag in der ›BLIND‹:
    Musiker verschwunden – Polizei findet Kleingehacktes im Tubasack.
    Oder: Erst versackt, dann klein gehackt. Leiche im Häcksler püriert.
    Oder: Das Ende einer traumhaften Karriere: Plasmaflötist umweltfreundlich entsorgt.
    Fentilarturs Schritte wurden langsamer, ich hielt den Atem an und erwartete jede Sekunde das Aufheulen des Häckslermotors. Doch dann wurde ich sanft zu Boden gelassen. Wieder einmal wurden alle meine Verdächtigungen innerhalb eines Augenblicks zerstreut. Der Reißverschluss ging auf, dann half mir der Allgäuer Tubist aus seinem Sack. Er hatte mich bis unmittelbar vor den Hoteleingang getragen.
    »Ich bin einen Umweg gegangen. Falls ich dem Kommissar aufgefallen wäre, hätte ihn das vielleicht verwirrt.«
    Ich verschwieg meine eigene Verwirrung und dankte dem Kollegen für die Fluchthilfe.
    »Und jetzt? Was hast du vor?«, fragte er.
    »Ich muss meine Unschuld beweisen«, flüsterte ich und überlegte, wie riskant es war, auf mein Zimmer zu gehen und meine Sachen zu holen. Vielleicht wartete dort die Polizei auf mich?
    Ich duckte mich in den Schatten eines Baumes und beobachtete den Hoteleingang, während der Fentilartur seinen leeren Tubagigbag schulterte und wieder zur Halle hinüberging, um ihn mit seinem Bass zu füllen.
    In einigen

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