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Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erstrahlte die Decke in sanftem Rot und Hunderte von Tropfsteinen bildeten ein unwirkliches Relief. Das Licht war unnatürlich und schien von einer künstlichen Beleuchtung herzurühren. Ich ging auf die Grotte zu und hielt mich hinter dem Fels verborgen.
    Jetzt hörte ich vor mir die Stimme einer Frau, die in breitem Älblerisch die Entstehung von Stalagmiten und Stalaktiten erklärte.
    »Also, wie isch jetzt des«, fragte eine sonore Männerstimme, »welches send jetzt die Titta, dia wo von oba ra hanget oder dia wo von onda ruff wachsed?«
    »Titta hanget nia von oba ra!«, erklärte die Führerin.
    »Grad anderschrom wia em richtiga Leba«, brummte der Mann.
    Ich war auf eine Besuchergruppe gestoßen! Hurra! Unsere Höhle war nur ein Teil, die Abzweigung einer Schauhöhle auf der Schwäbischen Alb! Ich war gerettet, denn somit musste es Ein- und Ausgang geben.
    Inzwischen war die Höhlenführerin auf die Bären zu sprechen gekommen, und ich hörte sie sagen:
    »Bära hat’s hier schon geba, aber leider hemmer hier en d’r Höhle keine meh’. Weiter hinda liegt en verreckta Eisbär von d’r Wilhelma, dem hemmer ’s Fell mid brauner Dischbersionsfarb’ a’gstricha, der soll do hinna ausg’stellt werda.«
    Von wegen Höhlenbär aus der Zeit Rulamans! Ich bedauerte, das Bärenfell jetzt nicht bei mir zu haben, sonst hätte ich mir einen kleinen Spaß mit den Leuten erlauben können. Da stieß meine Hand auf die verbogene Trompete Elvis-Leonids, die ich mitgenommen hatte. Sollte ich …?
    Vorsichtig setzte ich das Mundstück an die Lippen und röhrte hinein.
    Es klang zwar nicht gerade wie das Brummen eines Höhlenbären, aber in der halligen Akustik der Tropfsteinhöhle trotzdem wie ein Urschrei aus der Vorzeit.
    »Jesses Gott, was war ao des?«, schrillte eine Frau, und die Kinder duckten sich mit vielen ›aahs‹ und ›iiihs‹ hinter ihren Eltern.
    »Des wird der Eisbär sei, dem ischs do hinna wahrscheinlich z’ warm!«, versuchte einer der Männer die Stimmung wieder aufzuheitern, was ihm jedoch misslang.
    Erneut tönte mein verbogener Quetschtrompetenton durch die Höhle.
    »Des hört sich eher a’ wie a Mammut!«, vermutete jetzt ein anderer.
    »Oder en T-Rex!«, meinte eine Kinderstimme.
    »Kommet, mir ganget!«, forderte eine der Mütter und löste damit allgemeine Aufbruchstimmung aus.
    »Hier die Treppen nauf, dann simmer scho am Ausgang«, beruhigte die Führerin, »bitte wartet Se an der Eisentür, damit i zähla ka, ob älle draußa sind. I muss abschließa.«
    Oh nein! Ich musste zusehen, mich in die Touristengruppe einzuschmuggeln, sonst saß ich immer noch fest! Und dann durfte ich nicht der Letzte sein, sonst machte sie vielleicht ein Problem, wenn plötzlich ein Gast zuviel aus der Höhle hinaus wollte.
    Ich ließ die Trompete schweren Herzens hinter dem Felsen zurück, zwängte mich durch einen Spalt nach vorn und schloss zu den Letzten der kleinen Gruppe auf.
    Niemand achtete auf mich, und da die Führerin die Scheinwerfer in der rot beleuchteten Grotte ausschaltete, war es auch zu duster, um mich als Fremdling zu erkennen. Nur oben am Ausgang musste ich auf der Hut sein.
    Ich huschte hinter den anderen die Treppenstufen empor, überholte eine dreiköpfige Familie und ein älteres Ehepaar und reihte mich wieder in die Gruppe ein.
    »Hallo, Sie!«
    Jemand tippte mir auf die Schulter, was ich zunächst ignorierte.
    Doch die Dame, die ich zuletzt überholt hatte, ließ nicht locker.
    »Ihr Pulli zieht Fäden!«, sagte sie und zeigte auf den Boden, wo sich noch immer die rote Wolle Zentimeter um Zentimeter abwickelte.
    »Das muss so sein«, gab ich im Ton eines Höhlenforschers zurück.
    »Wir vermessen das Labyrinth, und so habe ich beide Hände frei!«
    Sie nickte verständnislos, während ich weitereilte und die nächsten überholte. Sollten sie ruhig glauben, dass ich zum Höhlenteam gehörte. Frechheit siegt, dachte ich.
    Plötzlich stockte die Meute vor mir. Wir waren an der Stahlgittertür angelangt, und einer nach dem anderen zwängte sich in den schmalen Gang, der hinter der Tür ins Freie führte.
    »Ade!«, hörte ich die Führerin sagen, als ich an ihr vorbei huschte und das Weite suchte.
    Ich hatte gerade den Ausgang und somit Tageslicht erreicht, als ich noch einmal ihre Stimme vernahm:
    »Herrje, jetzt han i oin z’viel!«
    »Das ist der Herr, wo die Höhle vermessen hat!«, antwortete die ältere Dame.
    »Welcher Herr?«
    »Der Höhlenforscher mit dem roten Wollpullover.

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