Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Umläufen.«
Sinnlos, im Gespräch mit dem eigenen Computer um den heißen Brei herumzureden. »Nelly, hatte die Barbarossa eine Sichtverbindung zur Schlucht, als wir die Nachricht der Andersons abfingen?«
»Ja.«
Da hatte sie es. Dieses »Wunder« konnte sehr gut von jemandem auf dem Peterwald-Schiff in die Wege geleitet worden sein; vielleicht von Hank, vielleicht nicht. Von jemandem, der Kris in einem Boot mit einem großen potenziellen Loch darin einen tödlichen Fluss hinaufgeschickt hatte. Nur dass Hank die Möglichkeit gehabt hatte, sie umzubringen, bedeutete allerdings noch nicht zwangsläufig, dass er es auch hatte tun wollen. Sie konnte kein dermaßen schlechtes erstes Date gewesen sein. Kris hätte gern über den eigenen Scherz gelacht, konnte es aber nicht. Das ergab keinen Sinn. Warum hätten Hank Peterwald oder sein Dad oder Großvater den Wunsch haben sollen, Kris Longknife umzubringen?
Eines war mal klar: Ihre Mutter oder ihr Vater würden diese Frage gar nicht stellen. »Nelly, suche im Netz nach ähnlichen Vorfällen vom Versagen eines Flüssigmetallbootes.«
»Ich habe die Suche ausgeführt. Keinerlei Beispiele für ein solches Versagen sind bei irgendeinem der 53 412 Boote aufgetreten, die bis heute hergestellt wurden. Ebenso wenig liegen Beispiele für ein entsprechendes Versagen bei Raumschiffen vor, ob nun während der Herstellung oder im Einsatz.«
»Danke, Nelly, und danke dafür, dass du schon vorausgedacht hattest«, erklärte Kris ihrer KI . Tru musste beim letzten Mal einige wirklich interessante Upgrades überspielt haben.
»Keine Ursache. Ich werde mich bemühen, in Zukunft ähnliche Suchvorgänge durchzuführen.«
Kris lehnte sich einen Augenblick lang zurück und starrte an die Decke. Einmal war Zufall. Zweimal war Fügung … vielleicht. Dreimal musste auf feindliche Aktion zurückgehen. Die Frage lautete: Wer war der Feind? Kris wollte sich wirklich nicht vorstellen, dass ein netter junger Kerl wie Hank schon eine Liste seiner Feinde führte. Natürlich hielt sich Kris für ein nettes junges Mädchen, und sie stand eindeutig auf jemandes Liste von Feinden.
»Kris«, meldete sich Nelly zögernd.
»Ja?«
»Ist dir bekannt, dass der Edris-Fond eine Spende von fünfhunderttausend Wardhavendollar erhalten hat?«
»Nein, Nelly. Ich habe die Finanzverwaltung dir überlassen. Wer hat die Spende getätigt?«
»Sie wurde anonym geleistet, aber seit ihrem Eingang habe ich die Spur des Geldes zurückverfolgt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es von Hank Peterwald kam.«
»Bevor oder nachdem sein Schiff den Orbit verließ?«
»Das kann ich nicht mit Sicherheit feststellen, aber es scheint danach geschehen zu sein.«
Kris sann darüber nach. Hank würde einem toten Mädchen kein Geld überweisen. Unwahrscheinlich. Der hiesige Planet barg ein riesiges Potenzial als Umschlagsplatz für den Handel.Nach Nellys Finanzanalyse brachte Wardhaven die Hälfte der Gründungskosten für die Olympiakolonie auf, und der Rest war großzügig verteilt. Wie die Lage jetzt aussah, nachdem jemand ID s stahl und Grundbesitz an außerplanetare Käufer verscherbelte, das gedachte Kris später zu prüfen. Falls Hank jedoch in die Pläne seines Papas eingeweiht war, würde er Kris kein Geld dafür geben, die Lage hier zu verbessern.
Kris registrierte erstaunt, wie viel besser sie sich fühlte, nachdem sie entschieden hatte, dass Hank ihr nicht nach dem Leben trachtete. Falls jedoch Papa Peterwald die Sprungpunkte Olympias in die Hand bekommen wollte, wie weit gedachte er zu gehen? Was sollte Kris noch alles in Angriff nehmen, ehe sie fortging?
Der Regen prasselte ans Fenster ihres neuen Büros. Auf dem Fenstersims sah man festgebackene Erde, durchzogen von den Strömen des ablaufenden Regens. Richtig, der Regen brachte Vulkanasche mit. Was noch? »Nelly, hat irgendjemand den Vulkan untersucht, der hochging und diese Katastrophe auslöste?«
»Nein.«
Natürlich, warum einen Vulkan aufsuchen, wenn dieser schon von sich aus zu Besuch kam? »Hat irgendjemand mal die Asche analysiert?«
»Die öffentlichen Unterlagen zeigen keinen Hinweis auf eine solche Studie.«
Kris entdeckte einen leeren Becher neben der Kaffeemaschine. Eventuell war sie ja verrückt, aber vielleicht wurde es auch allmählich Zeit, ein bisschen paranoid zu werden. Als sie draußen war, den Kaffeebecher in der Hand, betrachtete sie forschend den Strom des Wassers. Ein Wassergraben lag hinter dem Gebäude; rostige Abflussrohre
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