Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
räumte dort ebenfalls für die Übergabe auf. Man konnte also sagen, dass ihnen beiden verwehrt war, einen Schritt aus dem Lagergelände oder dem Stützpunkt oder der direkten Verbindung zwischen beiden zu setzen. Und der Colonel war dazu übergegangen, zu unregelmäßigen Gelegenheiten hereinzuschneien und sich davon zu überzeugen, dass diese Regeln eingehalten wurden. Fünf oder sechs Mal am Tag.
Es sah danach aus, als vertraute er Kris ebenso wenig wie ihre Mutter und ihr Vater, als sie noch sechzehn war. Andererseits hatte der Colonel auch bessere Gründe für diesen gezielten Vertrauensmangel. Die angemieteten Busse und Lieferwagen zu begleiten, war Kris’ erster Ausflug über die bisher so engen Grenzen ihrer Leine hinaus. Kris hatte Tommy gefragt, ob er das Highlanderbataillon kennenlernen wollte; er ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. Kris fragte auch den Colonel, ob er gern mitkäme. »Wer sorgt für den Geleitschutz?«, fragte er, ohne von den Meldungen auf seinem Schreibtisch aufzublicken.
»Ein paar Mietschützen der Suppenküchen.« Auch heute war fast die gesamte Navy-Abteilung wieder unterwegs, um Lebensmittel auszuliefern.
»Haben Sie vor, einen Krieg zu beginnen oder sonst etwas zu unternehmen, was das Ausmaß an Papierkram auf meinem Tisch erhöht?«
»Nein, Sir. Eindeutig nicht, Sir. Nur Sachen für grüne Ensigns, Sir. Aber auch keine Ensign-Longknife-Sachen, Sir.« Sie grinste.
»Verziehen Sie sich!«, knurrte er. Dann überlegte er es sich anders. »Aber streuen Sie Brotkrümel aus. Ich möchte, dass Sie zum Abendessen wieder hier sind.«
»Ja, Sir.« Sie salutierte. Seine Erwiderung konnte tatsächlich als militärische Ehrenbezeugung durchgehen.
Beide Landungsboote brachen fast gleichzeitig aus der Wolkendecke hervor. Kris schüttelte den Kopf. Dieser Haufen versprach ein Ansammlung echt harter Fälle zu sein; die Landungsboote versuchten, Seite an Seite auf der Bahn aufzusetzen. Auf einer Ansammlung Schlaglöcher, die man auf Olympia als Landebahn ausgab, war das Selbstmord.
Augenscheinlich gelangte der Pilot des zweiten Bootes nach einem Blick auf die Landebahn zum gleichen Schluss. Er fuhr die Energie hoch und stieg für eine Runde in die Wolken auf. Das erste Boot setzte auf, verfehlte die schlimmsten Schlaglöcher und legte ein ansehnlich glattes Bremsmanöver hin. Es rollte gerade zum Abstellplatz eins, als das zweite Boot aufsetzte. Kris, die keine Lust hatte, nass zu werden, blieb im Bus und wartete darauf, was als Nächstes geschah. Erst als das zweite Boot endgültig gestoppt hatte, öffneten beide Maschinen die Achterladeluken. Zwei Männer in karierten Kilts und hohen Fellmützen marschierten zackig heraus und bezogen beiderseits der Luke Aufstellung. Dann setzten die … interessantesten … Laute ein.
»Was stellen diese Frauen nur mit den armen Katzen an?«, fragte Tommy übers Netz.
»Seien Sie vorsichtig damit, wen Sie eine Frau nennen«, wurde der Colonel vernehmbar, der anscheinend das Netz überwachte.
»Und dieses Getöse, über das du dich beschwerst, stammt aus Dudelsäcken«, setzte Kris hinzu.
»Ich dachte, Sie Santa-Marianer wären allesamt gefälschte Kelten«, sagte Hancock. »Erzählen Sie mir bloß nicht, Sie wüssten nicht, was ein Dudelsack ist.«
»Und sind diese Dinger nicht in den hungrigen Jahren des Überlebenskampfes außer Gebrauch gekommen?«, entgegnete Tommy im dicksten irischen Akzent, den Kris je von ihm gehört hatte. »Und danken wir nicht Jesus, Maria und Joseph jeden Tag für diese kleine Gunst?«
»Und ich dachte, ich würde Sie von diesem Planeten wegschaffen, weil Sie zu stark mit dieser Longknife-Person verbunden sind. Ensign Lien, Sie werden die Nacht nicht überleben.«
»Soll ich vielleicht vor Männern in Röcken Angst haben?«
»Die Schwarze Wache.« Kris hatte ihren Anteil Geschichtsbücher gelesen. »Also, Tommy, mein Junge, entweder machst du dich jetzt zu Fuß auf den Rückweg zum Stützpunkt …« Der heftige Regen suchte sich diesen Augenblick aus, um heftiger zu werden. »… oder du fährst deine zwei Busse zu Landungsboot Nummer zwei.« Kris gab der eigenen Fahrerin einen Wink, und diese legte den Gang ein. »Ich fahre meine drei Busse zu Landungsboot Nummer eins. Machen Sie sich keine Sorgen, Colonel. Wir werden diese Entwicklung glatt über die Bühne bringen.«
»Und wieso nur hege ich Zweifel an einer Longknife-Definition von glatt ?« , fragte der Colonel in einem ganz eigenen Akzent.
Weitere Kostenlose Bücher