Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
ein Gespräch mit den medizinischen und den Versorgungsoffizieren, wobei Letztere den besten Single Malt im von Menschen besiedelten Weltall bereitstellten. Lieutenant Pearson hatte die Einladung naserümpfend abgelehnt. Kris hatte sie in der Verwaltung vor dem Büro des Colonels lauthals über Trunkenbolde herziehen hören. Der Colonel musste allmählich schwerhörig werden; obwohl er zu dem Zeitpunkt direkt neben Kris einherging, schien er kein Wort mitzubekommen. Die beiden übrigen Ensigns hatten heute Abend Dienst, sodass Kris, Tommy, der Colonel und sämtliche Offiziere des Highland-Bataillons frei hatten, um zu trinken oder auch der Trunkenheit zu frönen, solange sie nur für den Anlass angemessen gekleidet waren.
Der Marine-Colonel und die beiden Navy-Ensigns waren offensichtlich die Letzten, die eintrafen. Kris’ weißer Kragen und weiße Hose waren auf dem Empfang zur Ordensverleihung auf Wardhaven eine interessante modische Stellungnahme gewesen, verglichen mit all den Bustiers und Petticoats; hier gehörte sie jetzt zu den Wenigen, die keine Knie zeigten. Colonel Halversonsorgte jedoch dafür, dass sein Besuch, ein Marine-Colonel in blauer und roter Galamontur und die Navy-Leute in Weiß, sich wie zu Hause fühlten.
»Was möchten Sie?«, fragte Halverson, nachdem er sie jovial begrüßt hatte, und wandte sich dem einfachen Soldaten neben ihm zu. »Geben Sie die Nachricht an das ganze Personal weiter: Das Geld dieser Leute ist heute Abend in der Messe nicht erwünscht. Der Urgroßvater dieser Dame ist mit dem Bataillon den Black Mountain hinaufgestürmt. Er war ein Marine, aber für jemanden, der sich seiner Knie schämt, ein verdammt guter Kämpfer.«
»Ja, Sir«, sagte der junge Mann und blickte Kris an, als wäre sie gerade vom Götterhimmel des Olymp herabgestiegen.
»Und es wäre ein Jammer, falls ihre Gläser trocken blieben.«
»Ja, Sir. Was trinken Sie, Ma’am?«
Kris hatte sich in den zurückliegenden zehn Jahren daran gewöhnt, nichtalkoholische Getränke zu bestellen, aber mit einem Sodawasser wäre sie in dieser Gesellschaft eindeutig aus der Reihe getanzt. Der Scotch Colonel Hancocks hatte sie ja auch nicht wieder an die Flasche gezerrt. Opa Trouble hatte vielleicht Recht. Vielleicht war sie gar kein Alki. Sie schluckte und sagte lächelnd: »Bitte ein Selters mit einem Schuss Limette.«
Tom bestellte irischen Whiskey, pur. Colonel Hancock nahm, was Colonel Halverson trank, und der junge Mann marschierte in den angrenzenden Raum. Der neue Colonel wandte sich an den alten.
»Sie sagten ja schon, dass sie Mumm im Kampf zeigt. Jetzt erkenne ich, dass sie in der Messe genauso standhaft sein kann.« Der Highland-Colonel wandte sich wieder an Kris. »Übrigens werden Sie, junge Frau, nicht die einzige Person sein, die sich heute Abend benimmt. Man findet noch ein oder zwei weitere in der Messe, die sich mit diesem besonderen Ungeheuer auskennen. So, Colonel, ich habe Lust, Ihnen ein paar Dinge zuzeigen.« Und damit ließen die beiden Senioroffiziere Kris und Tommy mitten im Club stehen.
Kris stand dort zwei Sekunden lang, da gesellte sich eine junge Frau in Galakilt zu ihr. »Ich bin Captain Rutherford. Ich habe gehört, dass wir etwas gemeinsam haben.«
»Ich bin Ensign Longknife. Was könnte das sein?« Kris wollte den Abend nicht damit verbringen, sich über Sieben- und Zwölf-Schritte-Programme auszutauschen.
»Ihr Urgroßvater und meiner sind mit intakten Eiern vom Black Mountain zurückgekehrt.« Die Frau grinste. »Andernfalls wären wir ja nicht hier. Ich bin Emma«, sagte sie und reichte Kris die Hand.
»Ich bin Kris«, sagte diese und schüttelte die angebotene Hand. »Das ist Tom. Er stammt von Santa Maria, aber nehmen Sie ihm das nicht übel.«
»Ah, dann mögen Sie sicher unsere Dudelsäcke!«
»Ich liebe sie. Ein kleines Stück Zuhause so fern der Heimatscholle.«
Kris wäre beinahe am ersten Schluck ihres gerade eingetroffenen Getränks erstickt.
»Der kann doch gar nicht so stark sein«, bemerkte Emma.
»Genau so, wie ich es bestellt hatte«, versicherte Kris ihr und dem jungen Soldaten, der die Bestellung gebracht hatte, während sie Tommy mit einer Miene bedachte, wie sie eine Ratte seines Schlages nicht anders verdient hatte.
»Wir haben immer eine Wahl«, erinnerte Tommy sie.
»Feiger Wicht!«, flüsterte Kris.
»Nur politisch gerissen. Ich dachte, dass du dies als Tochter eines Politikers besser zu würdigen wüsstest.«
»Bin ich da in etwas
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