Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
Vom Netzwerk:
hineingeraten?«, fragte Emma.
    »Nur in etwas, was auf der OKS begann, als er mitten auf dem Hindernislauf stehen blieb und sich die Schnürsenkel zuband«, sagte Kris und stupste Tommy in die Rippen.
    Emma betrachtete sie noch eine Sekunde lang forschend, lächelte dann und zuckte die Achseln, soweit das schwere Wollwams dies erlaubte. »Gestatten Sie mir, Sie einigen weiteren Junioroffizieren des Bataillons vorzustellen.«
    Kris fand sich mit der Aufgabe konfrontiert, sich einen Wirbelsturm aus Namen zu merken, was durch die im Bataillon herrschende Gepflogenheit erleichtert wurde, jedem einen Spitznamen zu geben. Chalky war Second Lieutenant Sutherland, der sich durch einen widerborstigen Schopf weißer Haare auszeichnete. Tiny war natürlich über zwei Meter groß. Ganz allgemein schienen sich die Junioren in der Offiziersmesse in ihrer Position wohlzufühlen und zeigten sich erfreut, Kris kennenzulernen.
    Erst als Emma Kris an Major Massingo weiterreichte, um den Senioroffizieren vorgestellt zu werden, wurde es kompliziert. Die Ecke, in der Commander Owen saß, wies jetzt etliche Offiziere mehr auf, als man Kris dorthin schickte. Kris war sich nicht sicher, aber der Messekellner schien oft in diesem Kreis erschienen zu sein, um leere Gläser aufzufüllen. So hielt sie es beispielsweise für unwahrscheinlich, dass der Stabsarzt noch eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen im Stande sein würde, sobald das Abendessen ausgerufen wurde. Nach der obligatorischen Runde namentlicher Vorstellungen machte sich Kris bereit, sich höflich zu verabschieden und zu den Junioroffizieren zurückzukehren, als der Nachschuboffizier, ein Major, mit der Frage herausplatzte: »Und was denkt eine Longknife über die Auflösung? Sie werden doch nicht auf der Seite der Erde stehen, oder?«
    Obwohl leicht überrascht, fiel Kris die Antwort leicht. »Ich bin aktiver Offizier, Sir. Ich stehe hinter meinem vorgesetzten Offizier und vor meinen Truppen«, parierte sie die Frage.
    »Also tun Sie einfach, was immer Ihnen gesagt wird«, meldete sich der Doc zu Wort, beugte sich in seinem Sessel vor undfiel beinahe heraus. Ein Freund half ihm, das Gleichgewicht zu wahren.
    »Ich bin neu dabei, nur ein frischgebackener Ensign, aber so, wie ich es verstanden habe, erwartet man von uns, Befehlen zu folgen.« Kris lächelte und wich einen Schritt weit zurück. Das reichte allerdings nicht, um sie aus dem Einzugsbereich dieses Gesprächskreises zu führen.
    »Aber was, wenn es um das übergeordnete Wohl geht?«, warf ein Major mit gekreuzten Musketen auf seinem Wams ein. »Wenn irgendein Idiot mir befiehlt, einen schwer geschützten Bunker anzugreifen, gehe ich gewöhnlich davon aus, dass ich Rauchgranaten einsetzen und eine leichter angreifbare Flanke suchen darf.« Die Umstehenden nickten. »Wie sieht also unsere Pflicht gegenüber dem übergeordneten Wohl aus? Es war ein Longknife, der Präsident Urm umbrachte. Folgte er dabei einem Befehl?«
    »Nein«, räumte Kris ein.
    »Also darf der Soldat, wenn sich das Böse ungezügelt ausbreitet, vielleicht im Interesse des übergeordneten Wohls auf eigene Faust handeln?«
    »Laut der Bücher, die ich gelesen habe, war Urm sehr schlimm«, gab Kris zu bedenken. »Derzeit erkenne ich niemanden, der so wäre. Tun Sie es?« Kris wollte sich aus diesem Gespräch ausklinken. Es sah nicht danach aus, als machte sich hier jemand Notizen, aber man wusste ja nie, wann jemand seinen Leibcomputer auf Aufnahme gestellt hatte. »Nelly«, subvokalisierte Kris, »starte Aufnahme.« Zumindest hatte sie dann eine Niederschrift des Gesprächs, falls dieses es bis in die Medien von Wardhaven schaffte.
    »Ja, wenn das Böse so klar erkennbar wird wie in Urm, fällt es einem Soldaten leicht zu wissen, worin seine Pflicht besteht. Was ist jedoch, wenn es auf leisen Sohlen daherkommt und Geist und Seele der Menschheit in kleinen Stückchen frisst? Wenn esdanach strebt, Tugend in Laster zu verwandeln und das Laster heute ein bisschen wie Tugend erscheinen zu lassen und morgen schon ein bisschen mehr?« Das verlangte nicht nach einer Antwort von Kris; sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, auch mal den Mund zu halten. Aus Schweigen konnte kein Reporter ein Zitat zusammenbasteln.
    »Ja«, füllte ein weiterer Offizier die Stille. »Wann hätte man schon mal einen Zivilisten gehört, der etwas Gutes über Pflichterfüllung zu sagen gehabt hätte? Ich denke nicht, dass Ehre überhaupt zu deren Wortschatz gehört. Meine Tochter

Weitere Kostenlose Bücher