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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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geschah, ehe sie schon die Wahl treffen musste: kämpfen und sterben,oder kapitulieren und es vor einem Schwurgericht darauf ankommen zu lassen. Die zweite Linie wurde vom Mündungsfeuer unserer Gewehre gewarnt. Maschinengewehre spuckten und Mörser rülpsten. Kanonen erhoben ihre Stimme   … alle blind. Die Würfel eines Dämons entschieden darüber, wer lebte und wer starb. Hier drang ein Zug, dort eine Gruppe durch die Todeszone vor. Sie fanden ihren Weg in Schützenlöcher und Gräben. Männer kämpften und Männer starben, während die Teufel zu wildem Tanz aufspielten, bis auch die zweite Reihe uns gehörte.«
    »Sehr richtig!«, ertönte erneut der Trinkspruch. Kris trank, aber die Wärme in ihrem Bauch konnte die Kälte nicht vertreiben, die sie schaudern machte. Emmas Worte hatten sie, hatten die ganze Messe auf den Schauplatz der Geschichte getragen. Sie waren da inmitten der von Blitzen durchzuckten Dunkelheit, im granatenerschütterten Regen. Die Soldaten des Bataillons waren in jener dunklen, fernen Nacht nicht Menschen gewesen, sondern Götter.
    »Unsere eigenen Kanoniere gingen mit Elan ans Werk. Sie prügelten auf den zweiten Graben ein, hoben die Mündungen zum dritten. Kein Mann mit Gewehr und Stahl konnte in dieser Nacht umhin, die Kanoniere zu segnen, die dafür sorgten, dass sich diese Feiglinge duckten und schrien und die Hände hochreckten, sobald sie zum ersten Mal Stahl oder Kilt erblickten.
    Als wir uns jedoch dem abschließenden Ziel näherten, stellten die Kanoniere nicht ihr Höllenfeuer ein. Unser Colonel feuerte das vereinbarte Leuchtspurgeschoss ab, aber der Feind hatte darauf nur gewartet und übertünchte die korrekte Farbe mit einem Regen täuschender Tönungen. Die Kanoniere hielten vergeblich nach einem Ziel Ausschau. Sie schickten Läufer los, aber niemand kann einer Kugel davonlaufen. Drei Menschen fielen.
    Jetzt trat Color Sergeant McPherson auf den Plan, dessen zwanzig Jahre abgelaufen waren und der die Entlassungspapierein der Tasche über seinem Herzen mitführte. ›Ich überbringe die Nachricht, Colonel. Wenn ein alter Fuchs wie ich dieses Gelände nicht überwinden kann, schafft es erst recht kein Engel in Gottes Himmel.‹
    Der Color Sergeant huschte wie ein Gespenst aus dem Graben. Wie eine Nebelschwade im Moor glitt er von einem Granatentrichter zum nächsten. Wann immer Leuchtspurgeschosse die Sturmnacht in einen von Unwetter zerfetzten Tag verwandelten, erstarrte er wie ein Fels. Granaten nahmen ihn aufs Korn, Kugeln suchten ihn zu erreichen, der Feind griff nach ihm   – und verfehlte. Kein Handlanger der Hölle konnte diesen Sendboten unseres Gottes erreichen.
    Aber das Schicksal lässt sich nicht täuschen, und der Teufel treibt seine Rechnungen ein. Einen Steinwurf vom Graben der ersten Reihe entfernt, erwischte eine Rakete den tapferen Color Sergeant, riss ihn in die Luft und schleuderte ihn schwer verletzt in den Graben. Mit dem letzten Atemzug gab er die Nachricht des Colonels an den Schützen Halverson weiter und überreichte ihm so die Fackel. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, rannte der Schütze los. Wie eine furchtlose Hirschkuh überwand er das aufgewühlte Gelände und erreichte die Stelle, wo die Kanoniere ihrem Gewerbe nachgingen.
    Auf die Nachricht eines Private hin, eines einfachen Soldaten, verstummten die Geschütze. Auf die Nachricht des Private hin schien der Black Mountain förmlich von der Stille gespalten. Und mit einem Jubelschrei erhoben wir uns, jeder Mann und jede Frau, wer immer noch fähig war, sich durch den Matsch zu schleppen. Die aus dem dritten Graben, die nicht flohen, starben an Ort und Stelle, oder sie streckten die Hände nach den Wolken aus und überlebten. Wir, die Highlander von LornaDo und eine Handvoll Brüder von den Marines, wir besiegten in jener sturmgepeitschten Nacht eine ganze Division.«
    »Sehr richtig!«, ertönte es von Neuem. Die Gläser stiegenhoch, und tiefe Schlucke wurden genommen. Emma schien erschöpft, als hätte sie persönlich den Black Mountain erstiegen. Ganz gewiss hatte sie diese Messe erobert. Als sie weitersprach, klang sie kleinlaut.
    »Als am Morgen diejenigen, die damit prahlten, ein Corps zu führen, unsere Flagge über dem Black Mountain flattern sahen, verzweifelten sie. Es hieß, man hätte von einem Ende ihres Lagers zum anderen laufen können, ohne einen Fuß auf den eigentlichen Erdboden zu setzen, so dick lagen dort die weggeworfenen Uniformen. Und diejenigen von euch, die wissen,

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