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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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was sie auf der Anfahrt gesehen hatte. Die Karte funktionierte am besten, wenn man das Papier in einem Winkel von dreißig Grad hielt. »Scheint etwa zwei Blocks weit in dieser Richtung zu liegen«, folgerte sie.
    »Gehen Sie heute Abend noch dort hinaus?«, fragte das ansatzweise wache Dornröschen und machte es sich auf seinem Stuhl wieder bequem.
    »Ist so geplant«, antwortete Kris.
    »Nehmen Sie Ihre Pistolen mit.«
    Kris überließ die beiden ihren Träumen.
    »Ein schludriger Haufen. Denkst du, wir hätten sie wecken sollen?«, fragte Tom.
    »Wenn sie sich dabei sicher fühlen, ein Stück Flur weit vom Colonel entfernt zu schlafen, denkst du, dass sie sich dann von zwei frischen Ensigns in Aufregung versetzen ließen?«
    »Was für eine Navy ist denn das?«
    »Ich dachte, du hättest sie wiedererkannt, Ensign Lien. Das ist die Flotte, von der eure Prediger gesprochen haben. Es ist die Flotte der Hölle.« Kris blieb vor dem Waffenschrank stehen, um ihr M-6 einzusammeln. Sie musste Tom daran erinnern, wie er seine Waffe arretierte und lud. Gemeinsam legten sie zu Fuß die zwei Blocks bis zum Lagerhaus zurück, die Gewehre am Schulterriemen, die Mündung nach unten, um das Regenwasser raus zu halten. Es waren im Grunde mehrere Lagerhäuser, alle vonStacheldraht umzäunt. Ein ziviler Wachtposten stand am Tor, das Gewehr ebenfalls zum Schutz vor dem hämmernden Regen mit der Mündung nach unten.
    »Wer sind Sie?«, empfing er sie.
    »Die Ensigns Longknife und Lien. Ich bin für die Lagerhausverwaltung hier in Port Athens zuständig. Ich bin gekommen, um eine Inspektion vorzunehmen.«
    »Das geht nicht. Es ist dunkel.«
    »Ist mir aufgefallen«, sagte Kris und musterte die Lagerhäuser. Die Anlage war in Licht getaucht; mehrere Lastwagen waren rückwärts an den Laderampen vorgefahren. »Wirkt auf mich, als wäre es gut genug beleuchtet.«
    »Hören Sie, ich weiß nicht, wer Sie sind oder was Sie glauben, hier tun zu müssen, aber Sie haben hier nichts verloren. Verschwinden Sie, solange Sie noch können, oder ich   …«
    Die Gewehrmündung stieg langsam hoch und bewegte sich auf Kris zu.
    Kris bezweifelte, dass sie einer Kugel davonlaufen konnte, aber im Augenblick schien das Gewehr noch in Griffweite. Ohne nachzudenken, packte sie es an der Mündung. Das Gefühl des kalten Metalls jagte einen Schock durch sie. Du bist verrückt, Frau! Immerhin schien das eine Maßnahme zu sein, wie Trouble sie ergriffen hätte. Der Wachtposten schien genauso erschrocken darüber, ihre Hand auf seiner Waffe zu sehen, wie sie es war. Er kämpfte kurz gegen sie an, aber Kris entriss ihm die Waffe und hielt ihm den Kolben unters Kinn.
    »Sieht ganz so aus, als müssten wir mal miteinander reden«, knurrte Kris. Aus dieser Nähe erhielt sie im Licht der Laternen den ersten richtigen Eindruck vom Wachtposten. Ein Junge von vielleicht dreizehn Jahren. Mit großen runden Augen starrte er auf sein Gewehr, das jetzt in ihren Händen war.
    »Was geht hier vor?«, wollte Kris wissen. Bei der Leitung des Wahlkampfs für ihren Bruder Honovi war sie über mancheinen Schlamassel gestolpert. Natürlich führten die meisten Wahlkampfhelfer Honovis weder Waffen mit, noch sahen sie so hungrig aus wie dieser Junge. Als Antwort schrie dieser jetzt Namen hervor. Kris rammte dem vormaligen Wachtposten den Kolben kräftig an den Unterkiefer, genau wie es die Leute in den Videos machten, und zu ihrer Überraschung verdrehte er die Augen und plumpste in eine Schlammpfütze. Allerdings wurden jetzt Köpfe aus Lastwagen und den Toren der Laderampen gesteckt, und Kris genoss die Aufmerksamkeit von gut zwanzig oder dreißig Leutchen. Zeit für eine Wahlkampfrede.
    »Sie haben widerrechtlich ein staatliches Grundstück betreten!«, schrie sie   – und duckte sich, als jemand ein Gewehr anlegte. Das Geschoss verfehlte sie weit, aber Kris spürte einen deutlichen Mangel an Deckung. Sie zog den Kopf ein, riss das eigene M-6 hoch und gab einen Feuerstoß von drei Kugeln ab, ebenfalls über die Köpfe ihrer Ziele hinweg. Personen drängten sich jetzt aus den Lagerhäusern und in die Lastwagen. Motoren sprangen an.
    »Führt noch irgendein anderer Weg aus diesem Lager?«, fragte Tommy von seiner Gefechtsposition am Grund des größten erreichbaren Schlaglochs aus.
    »Ich denke, nein.«
    »Also fahren sie direkt über uns hinweg?«, quiekte er.
    »Oh Gott!«, flüsterte Kris. Sie hätte sich jedoch keine Sorgen zu machen brauchen. Die Lastwagen wendeten in die

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