Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
begangen, von denen wir es am wenigsten erwartet hätten. Von einigen jener Leute, die Ihnen vorgelogen und Sie davon überzeugt haben, sie wollten das Beste für Sie. Einigen unserer eigenen Abgeordneten. Einigen aus meiner eigenen politischen Partei. Das sind die Menschen, die den Brand gelegt und unser Kapitol zerstört haben.«
Der Bildschirm flackerte. Von ferne sah man zwanzig ungepflegte Männer und Frauen, während der Präsident ihre Namen nannte. »Mein Gott«, flüsterte Kay. »Er hat neun Senatoren erwischt. Da ist der arme Earlic. Er hat seine Brille verloren.«
»Er hat auch neun, zehn, elf Abgeordnete«, zählte LaCross. »Fällt Ihnen auf, wer das ist? Niemand aus der Führung, sondern allesamt Vorsitzende unabhängiger Gruppen. Jeder von ihnen repräsentiert viel mehr als nur seinen Stimmbezirk.«
»Wie wohl der Rest ihrer Gruppen abstimmen wird?«, fragte Kris.
»Ich weiß nicht«, sagte Showkowski. »Das ist völlig offen, und ich wette, dass der gute alte Izzic Leute zu ihnen geschickt hat,die ihnen dabei helfen werden, zu einer Entscheidung zu gelangen. Möchte jemand gegen mich wetten, dass dies erst der Anfang ist?«
Wie als Reaktion auf die Worte der Senatorin erschien der Präsident wieder im Bild. »Wir verhören derzeit diese Personen mit vollem Respekt vor dem, was Menschen noch an Bürgerrechten genießen, nachdem sie ihren Planeten, ihre geheiligte Pflicht und ihre Wähler verkauft haben. Obwohl unsere Polizei tut, was in ihrer Macht steht, müssen wir alle anerkennen, dass die wiederholten Angriffe gegen unsere Wirtschaft und Gesellschaft unsere Möglichkeiten aufs Äußerste strapazieren. Deshalb rufe ich mit Wirkung vom heutigen Tage die planetare Miliz auf, der Polizei in allen Belangen beizustehen, die in Beziehung zu diesen Angriffen stehen.«
»Wer ist die Miliz?«, erkundigte sich Kris.
»Ach du meine Güte, nicht diese olle Kamelle! Sie ist ein Anachronismus«, sagte Senator LaCross und wedelte mit der Hand, als wollte er die Miliz wegwerfen. »Etwas aus der Frühzeit nach Gründung der Kolonie auf diesem Planeten, als wir dachten, wir müssten vielleicht Iteeche-Plünderer abwehren.«
»Wer dient in der Miliz?«, präzisierte Kris ihre Frage.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete LaCross und sah seine Amtskolleginnen an. »Ich kenne gewiss niemanden, der darin dient.«
»Wir benutzen den Begriff als rechtliche Fiktion, um der Hilfspolizei Struktur zu verleihen«, erläuterte Klaggath. »Wir haben sechs Bataillone hier in Heidelburg. Die ersten vier sind nur Saufclubs für alte Fürze. Rein gesellige Institutionen. Das fünfte Bataillon bildet die Hilfspolizei. Ich denke, die Krankenhäuser stellen mit dem sechsten ein Katastrophenreaktionsteam. Ich weiß nicht, ob es noch mehr gibt.«
»Es sind zwölf«, ergänzte Nelly. »Sechs wurden erst im vergangenen Jahr aufgestellt. Ihren Kern bilden Fabrikarbeiter.«
»Sind die Dienstlisten einsehbar?«, fragte Klaggath, ehe Kris Gelegenheit dazu fand.
»Die Information ist derzeit nicht verfügbar«, antwortete Nelly in verlegenem Ton. »Sie war bis sechs Uhr heute Abend öffentlich einsehbar; dann wurden die Listen vom Netz genommen.«
»Versuch mal eine Stelle zu finden, die übersehen wurde«, befahl Kris, ehe ihr ein anderer Ausweg einfiel. »Sieh auch nach, ob SureFire Security nach wie vor im Netz erreichbar ist.«
»Das ist es, aber der Datenverkehr ist stark zurückgegangen«, sagte Nelly. »Ich habe das überwacht, wann immer ich dazu Gelegenheit fand«, setzte sie hinzu und klang dabei sehr stolz. Fand man außer Tru irgendjemanden, der Kris erklären konnte, was an Nellys Verhalten dem Upgrade zu verdanken war und was diesem verdammten Chip? War es von irgendeinem Belang, das zu wissen? Wie viele Krisen erwarteten sie noch?
»Denkst du, dass Iedinka einen großen Teil der Leute Sandfires in Dienst genommen hat?«, fragte Jack und führte Kris damit wieder zum menschlichen Problem zurück.
»Hättest du es nicht? Klaggath, ist die derzeitige Polizei personell ausreichend besetzt, um einen Polizeistaat durchzusetzen?«, fragte Kris.
»Weder groß genug noch willens dazu«, knurrte der Inspector. »Manche Liberalen zweifeln vielleicht an, dass wir den Menschenrechten treu bleiben, aber ich denke nicht, dass irgendjemand ernste Zweifel daran hegt, dass wir uns den Bürgerrechten verpflichtet fühlen. Es ist nicht die Polizei, die Polizeistaaten installiert«, schloss er und erwiderte den Blick von Senator
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