Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
LaCross.
»Aber der Präsident stützt sich nicht auf Sie«, gab Kris zu bedenken.
»Achtung, Leute, ich denke, er kommt jetzt zum Kernpunkt«, sagte Jack. Die anderen wurden still.
»Und so, meine lieben Mitbürger, bin ich voll tiefer Trauer zu dem Schluss gelangt, dass mir diese Verschwörung keine andere Wahl lässt. Um die Sicherheit unseres Planeten zu schützen, wie ich es geschworen habe, muss ich das Kriegsrecht ausrufen. Ich bin mir sehr wohl der Tatsache bewusst, dass unsere Verfassung keine Option für diese extreme Maßnahme vorsieht. Unsere Verfassung ist allerdings auch kein Selbstmordpakt. Angesichts der erwähnten unangebrachten Angriffe auf unsere Demokratie bin ich zu der Auffassung gelangt, dass nichts weniger als eine aggressive Reaktion uns zu retten vermag.«
»Oh mein Gott!«, sagte Kris und stand langsam auf.
»Ist allen aufgefallen, dass er die Angriffe nicht konkret nennen wollte oder konnte?«, fragte LaCross.
»Gemäß der ersten Verfügung des Kriegsrechts, die ich vor dieser Sendung unterzeichnet habe, suspendiere ich hiermit den Kongress, bis wir eine umfassende Untersuchung dieser Verschwörung und aller daran Beteiligten abgeschlossen haben. Bislang haben die Verhöre klare und überzeugende Beweise dafür erbracht, dass die Verschwörer Handlanger eines anderen Planeten sind, der die denkbar übelsten Pläne für Turantic hegt.
Jede weitere Verzögerung bei der Reaktion auf diese feindseligen Aktionen würde das Leben jener gefährden, die aufgefordert werden, um das Überleben Turantics zu kämpfen. Deshalb erkläre ich hiermit, dass von diesem Augenblick an der Kriegszustand zwischen Turantic und Hamilton besteht. Sollte irgendein Planet töricht genug sein, sich mit den gegen uns ins Feld geführten Mächten zu verbünden, können diese ebenfalls davon ausgehen, mit uns im Krieg zu liegen.«
Die Kamera wechselte zur Flagge Turantics in Orange, Grau und Schwarz hinter dem Präsidenten. Kriegerische Musik dröhnte aus allen Lautsprechern im Zimmer. Einen Augenblick später teilte sich der Bildschirm in fünf Fenster mit den führenden Nachrichtensprechern der wichtigsten Sender, und dieMusik versank im Hintergrund. Kris zählte in einem langsamen Rhythmus, eins, zwei, drei … sie kam bis fünfunddreißig, ehe sich der erste Sprecher so weit gefasst hatte, dass er irgendetwas nuscheln konnte – was dann nicht mehr war als die Bekundung seiner Überraschung. Ein Fenster wechselte zum Bild eines Sprechers, der darüber gluckste, wie recht er mit seiner Auffassung gehabt habe, dass Hamilton hinter all dem stecke und jetzt die Schläge einstecken würde, die man dort verdient hätte.
»Aus!«, kommandierte Kris. Beinahe erwartete sie, dass sich der Bildschirm weigerte. Dann sprang die Darstellung zum Nachglühen eines Sonnenuntergangs um, in dessen Licht leicht schillernde Wellen auf den weißen Sandstrand einer unberührten Küste liefen. Schön. Friedlich. Alles falsch.
Ich ändere das, sagte Nelly und schaltete auf einen sternengesprenkelten Himmel um. Zwei Monde beschienen ein verschneites Tal, das von immergrünen Bäumen umstanden war. Was dieser Himmel versprach, blieb den Gedanken des Betrachters überlassen. Zeit für mich, etwas zu ändern, dachte Kris.
»Das kann er nicht machen!« »Er macht es doch gerade!« »Wir müssen ihn aufhalten!« »Haben Sie irgendeine Idee, wie wir das machen sollen?« »Alles, was Sie unternehmen, spielt ihm direkt in die Hände!« »Aber gar nichts unternehmen?« Den Senatoren gingen die Worte aus.
Nelly, ich brauche Nanospione, die in der Werft über uns überleben und dort Aufklärung betreiben können.
Tru hat mir die Kopie eines Schriftwechsels mit mehreren alten Freunden mitgegeben, worin es um die Schwierigkeiten von Nanospionen ging, in einer gut geschützten Zone zu überleben. Dort wird die Konstruktion von Spioneinheiten, Abwehreinheiten und Kommandozentralen vorgeschlagen, um das meiste aus ihnen herauszuholen. Ich verfüge über die Entwürfe, die Trus Experten für die besten hielten. Sie sind bislang jedoch unerprobt.
Lege einen Bericht für Tru an, in dem du erläuterst, wie du die Entwürfe ihrer Gruppe umsetzt. Eine bessere Gelegenheit für einen Testlauf von Kunstwerken unter echten Einsatzbedingungen findet man nicht.
Ich habe auch noch die Reste der Aufklärungsnaniten von heute.
Dann mach dich an die Arbeit. Ich möchte die Spione rechtzeitig haben, um sie beim Schichtwechsel um elf Uhr unter die
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