Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
zurückstapfte.
»Siehst du, womit ich es hier zu tun hatte?«, fragte Tommy.
»Ein echter Profi.« Jack nickte. »Ist dir aufgefallen, wie er deine Personenschützer im Plural einfach in ihn umbenannte?«
»Das ist mir nicht entgangen. Penny, ich möchte, dass du und Jack um ein Uhr dort seid, zusammen mit so vielen von diesen vertrauenswürdigen Cops, wie du nur auf die Schnelle organisieren kannst. Ich möchte den Laden förmlich überfluten.«
Penny schmunzelte. »Ein klares Signal, dass er dich nicht unterschätzen sollte?«
»So ähnlich. Könntest du außerdem eine Galauniform für Tom auftreiben? Tommy, mein Junge, du begleitest die königliche Prinzessin heute Abend auf den Ball.« Kris strahlte.
Tommy tat das nicht. »Bist du sicher, dass du mich dabeihaben möchtest?«
Kris schluckte; sie hatte langsam Spaß an der Sache, und wieder einmal meldete sie Tommy freiwillig für den Platz direkt neben der Zielperson. »Es tut mir leid, Tom. Ich habe Verständnis dafür, wenn du dem nächsten Longknife nicht näher als fünfzig Kilometer sein möchtest.«
»Das ist nicht der Punkt.« Der normalerweise unverwüstliche Mann von Santa Maria konnte den Blick nicht vom Tisch lösen. »Du warst es ja, die mich gestern Abend da herausgeholt hat. Ich schulde dir was. Ich dachte nur, dass du nach meinen Äußerungen, ich wolle größeren Abstand zu dir behalten, vielleicht lieber auf Abstand zu mir bleiben möchtest.«
Drei Schritte, und Kris stand vor Tommys Sessel. Sie kniete sich neben ihn und hob sein Kinn, bis er ihr in die Augen sah. »Tom, ich brauche deine Hilfe.« Sie blickte sich in der kleinen Gruppe der Menschen um, die sie zwangsrekrutiert hatte für was immer sie hier tat. »Es ist euch vielleicht aufgefallen, dass wir eine ziemlich gemischte Gesellschaft sind. Du hast mir hervorragend den Rücken freigehalten, als auf Olympia die Kugeln flogen. Im Paris-System warst du meine einzige Stütze, als ich mich unserem Captain entgegenstellen und ein Schnelles Angriffsgeschwader übernehmen musste. Ich brauche wieder mal deine Hilfe, weil, wie dir vielleicht aufgefallen ist, derzeit nicht viele Leute zur Verfügung stehen.«
Der Lieutenant sah ihr für einen langen Augenblick in die Augen, holte tief Luft und ließ einen Seufzer heraus, auf den seine irische Großmutter stolz gewesen wäre. »Und was sollte ich mit mir anfangen, wenn ich nicht direkt hinter dir her in das nächste Chaos rennen würde, in das du dich stürzen möchtest?«
»Danke«, sagte Kris und stand auf. »Was müssen wir uns sonst noch überlegen?«
»Warum möchte dieser Mr Sandfire überhaupt, dass du auf den Ball kommst?«, grübelte Abby.
»Ich bin sehr dekorativ«, sagte Kris und plusterte die Haare auf.
»Um dich mit der Nase auf die Falle zu stoßen, in der du steckst«, murrte Jack.
»Um eine bessere Vorstellung von dem zu bekommen, womit er es hier zu tun hat«, sagte Penny.
»Alles richtig«, entschied Kris. »Sehen wir jetzt lieber zu, dass er auch auf seine Kosten kommt.«
Um 12 Uhr 50 erschienen sechs Polizisten in Zivil unter der Leitung eines Inspector Klaggath. Abby ließ sie vor Kris Aufstellung nehmen, damit diese sich in bester Adelsmanier dafür bedanken konnte, dass sie ihr so kurzfristig zu Hilfe kamen.
»Das Mindeste, was wir tun können, Ma’am«, sagte Klaggath, ohne auf die königliche Fiktion einzugehen. »Scheint, dass ein Entführungsfall, mit dem wir alle befasst waren, vergangene Nacht auf sehr interessante Art gelöst wurde.«
Kris, ich habe mehrere Trägerwellen isoliert. Sehr wahrscheinlich sind alle diese Männer mit Wanzen bedeckt.
Ungefähr das, was ich auch erwartet habe, Nelly. »Ich hoffe, dass niemand verletzt wurde«, sagte Kris und tat ihr Bestes, um echte Besorgnis vorzuspielen.
»Niemand Wichtiges«, versicherte ihr Klaggath. »Und wir haben gehört, dass das Opfer kaum Schaden genommen hat. Ein rundum guter Ausgang.«
»Dann freue ich mich darauf, die Nacht durchzutanzen.«
Nachdem ihre fahrenden Ritter auf Gralssuche gezogen waren, ließ sich Kris von Abby im Bad verwöhnen und diskutierte mit ihr über den zu erwartenden gesellschaftlichen Kalender Heidelburgs in der kommenden Woche. Alle lauschenden Wanzen bekamen eine Menge sozialen Geplauders zu hören, aber keine vermochte Kris’ Gedanken zu folgen, während sie aus dem schlau zu werden versuchte, was sie sich eingebrockt hatte, was daraus werden konnte und was sie mit Mr Sandfire anstellen sollte.
Jack und Penny
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