Krisenfest leben

umgehen. Das ist unsere Option, nicht mehr und nicht weniger. Wir müssen zwar anerkennen, dass es Geschehnisse gibt, die sich unserer Kontrolle entziehen, müssen aber deswegen nicht resignieren, sondern können dennoch eine aktive Rolle übernehmen.
    Wenn wir auch nur die geringste Chance in der Krise sehen, kann uns das Kraft und Mut geben. Welche potentiellen Lösungen gibt es für den Konflikt? Wie bekommen wir wieder Kontrolle über die Situation? Was könnten jetzt Ziele sein? Wie gehen wir mit dem Stress um, den diese Krise mit sich bringt?
    Sie können Kraft und Zuversicht schöpfen, wenn Sie auch die Möglichkeiten in den Blick fassen, die erst durch diese Krise entstanden sind. Eine Krise in der Partnerschaft kann zur Konsequenz haben, die Situation zu klären und die Partnerschaft neu zu beleben. Eine Scheidung kann der Ausgangspunkt sein, einen neuen Partnerzu finden, der besser zu Ihnen passt. Der Tod eines geliebten Menschen kann Sie dazu veranlassen, über Ihr eigenes Leben nachzudenken und vielleicht einiges an den Perspektiven für Ihr Leben zu ändern. Der Verlust des Arbeitsplatzes birgt auch die Möglichkeit in sich, einen neuen, vielleicht sogar einen interessanteren Arbeitsplatz zu finden. Ein schlechtes Geschäftsjahr im Unternehmen kann zur Chance dafür werden, die Firma zielgruppenorientierter aufzustellen. Nur: Sie müssen davon überzeugt sein, dass es Sinn macht, nach vorne zu denken, denn sonst packen Sie es nur halbherzig an oder probieren es gar nicht erst.
    Hier können Sie natürlich wieder auf die Stärken Selbstvertrauen und Optimismus bauen, doch ist es nun auch besonders wichtig, offen zu sein für die Anregungen und Vorschläge anderer und dafür, sich auf neue Blickwinkel und Handlungsmöglichkeiten einzulassen. Wenn Sie im Moment keine Lösung sehen, muss das keineswegs heißen, dass es wirklich keine gibt.
Lassen Sie Neues zu
    Veränderungen lösen Ängste aus. Gerade wenn wir ohnehin schon verstört sind, wollen wir doch eher Sicherheit im Gewohnten und Vertrauten finden, als uns auf weitere Ungewissheiten einzulassen. Wir neigen dann dazu, alles beim Alten zu lassen, auch wenn dies völlig unbefriedigend ist. Manchmal entwickeln wir so auch eine erstaunliche Frustrationstoleranz: Wir verharren lieber im Status Quo und ertragen da Leid und Hoffnungslosigkeit, als an unserem Denken und Verhalten etwas zu verändern. Wenn wir etwas Neues, Ungewohntes tun und damit auf die Nase fallen würden, könnte die Situation schließlich noch schlimmer werden … also tun wirdoch lieber das, was wir immer getan haben, da kennen wir uns wenigstens aus.
    Die Gewohnheiten und Überzeugungen, die wir im Laufe des Lebens erworben haben, sind für uns wichtig, denn sie haben uns bisher geholfen, uns im Leben zu orientieren und Entscheidungen zu treffen. Sie bieten uns die Sicherheit, nach der wir verlangen, machen das Leben oft bequemer und einfacher. Doch manchmal verengen sie auch unseren Horizont und schneiden uns von neuen Möglichkeiten ab, weil wir nicht daran glauben, dass es noch andere Wege geben könnte.
    In einer Krisensituation ist es hinderlich, nur das, was wir schon kennen, wieder und wieder anzuwenden und uns davon die Lösung zu versprechen. Etwas anderes ist gefragt: ein Umdenken und die Bereitschaft, einen neuen Weg einzuschlagen und andere Strategien auszuprobieren, als die bisher geläufigen, Möglichkeiten sogar, von denen wir im Moment noch gar nicht wissen, dass es sie gibt.
    Doch wie können wir zu diesen neuen Perspektiven gelangen? Dafür ist eine Analyse der Lage notwendig und die Offenheit, neue Betrachtungsweisen innerlich zuzulassen. In der Analyse werden wir uns über unsere bisherigen Denkweisen und unser gewohntes Handeln in ähnlichen Situationen klar – vor allem auch über die diesen zugrunde liegenden Überzeugungen. Wir überprüfen sie dann daraufhin, wie nützlich sie in der gegenwärtigen Situation sind.
    Nehmen Sie sich hierfür Zeit und halten Sie die Ergebnisse Ihrer Reflexion schriftlich fest. Dies erleichtert es, einen Überblick zu bekommen.
    Übung: Die Lage analysieren
    Sie sind ratlos, wie es weitergehen soll. Sehen Sie einmal genauer hin. Versuchen Sie das Geschehen zu verstehen, zeichnen Sie seinen Ablauf nach.
    Beantworten Sie dazu die folgenden Fragen von Punkt 1 bis Punkt 10 – am besten schriftlich.

In welcher Situation befinden Sie sich genau? Worum geht es und was erleben Sie als besonders belastend und schwierig daran? Was ist