Krisenfest leben
erreichen, sondern darauf, nichts falsch zu machen.
Aber kann Pessimismus denn nicht auch von Vorteil sein? Pessimisten sagen häufig, es helfe ihnen, immer das Schlechteste zu erwarten, denn dies würde sie vor schlechten Erfahrungen schützen. »Wenn ich nichts Positives erwarte, dann kann ich auch nicht enttäuscht werden« oder »Ich rechne immer mit dem Schlimmsten, dann erlebe ich auch keine bösen Überraschungen«. Kommen Ihnen solche Äußerungen bekannt vor? Scheint doch ganz vernünftig zu sein, oder?
Wer keine Hoffnung hat, geht in der Regel leer aus.
Natürlich können wir uns Enttäuschungen ersparen, wenn wir ohne positive Erwartungen an eine Sache herangehen. Allerdings berauben wir uns dadurch auch der Energie und Begeisterung, die optimistische Vorfreude mit sich bringt. Und: Wer keine Hoffnung hat, wer nichts erwartet, geht in der Regel leer aus.
Sich im Voraus auszumalen, was bei einem Vorhaben alles schief gehen könnte, schützt vor unangenehmen Überraschungen. Jedoch kann das mentale Vorwegnehmen eines Scheiterns auf unseren Körper und teilweise auch auf unsere Psyche die gleichen negativen Auswirkungen haben, als sei das, was wir uns da ausmalen, tatsächlicheingetreten. Wenn wir uns in der Fantasie in Angst versetzen, reagiert unser Körper mit deutlicher Anspannung. Ist es uns zur Gewohnheit geworden, stets mit dem Schlimmsten zu rechnen, haben wir ständig unterschwellig Angst und werden unfähig, uns Herausforderungen zu stellen.
Und schließlich gibt es das Phänomen der »self-fulfilling prophecy«: Was wir vorhersehen oder erwarten, was wir in Gedanken für wahrscheinlich halten, neigt dazu, Wirklichkeit zu werden. Denn bewusst und vor allem unbewusst verhalten wir uns dann so, dass unsere Annahmen sich auch erfüllen müssen.
Zu viel Vorannahmen können hinderlich sein. Würden wir im Voraus alle Probleme kennen, auf die wir tatsächlich stoßen, wenn wir ein Vorhaben verwirklichen, dann würden wir wohl die Finger davon lassen. Es hemmt unsere Tatkraft, wenn wir uns ausmalen, was alles schiefgehen kann oder welcher Kritik wir uns mit einer falschen Entscheidung aussetzen oder wie sehr wir uns blamieren könnten.
Hingegen beflügeln Optimismus und Zuversicht die Tatkraft und damit steigt die Wahrscheinlichkeit, ein Vorhaben erfolgreich zu realisieren. Natürlich ist dies keine Erfolgsgarantie. Jedoch stehen die Chancen viel besser, ans Ziel zu gelangen, wenn wir optimistisch und voller Selbstvertrauen sind, als wenn wir es in pessimistischer Manier angehen, nämlich halbherzig und mit der vermeintlichen Gewissheit, sowieso zu scheitern.
Der Placebo-Effekt
Ein eindeutiger Beleg für die Wirksamkeit optimistischen Denkens auf Körper und Psyche ist der Placebo-Effekt. Ein Placebo ist eine Tablette, die zwar wie ein echtes Medikament aussieht, aber nicht dieentsprechenden Wirkstoffe enthält. Es gibt etliche Studien, die schlüssig nachweisen konnten, dass diese wirkstofflosen Medikamente ähnliche Heilkraft entfalteten wie die »echten«.
So berichteten beispielsweise Patienten, die glaubten, sie hätten ein schmerzstillendes Medikament eingenommen – was in Wahrheit jedoch nur ein Placebo war –, weniger oder keine Schmerzen mehr zu haben. In manchen dieser Fälle wirkte das Placebo genauso wie das Medikament. Der einzige Wirkstoff war jedoch die optimistische Erwartung der Patienten an die Wirksamkeit des Eingenommenen.
Wenn wir also fest davon überzeugt sind, ein bestimmtes Medikament werde uns von einer Krankheit genesen lassen, dann wird unser Körper mittels dieser Überzeugung seine Selbstheilungskräfte aktivieren und wir vergrößern damit unsere Chancen, tatsächlich wieder gesund zu werden. Dieses Prinzip lässt sich auf viele andere Dinge übertragen. Nicht zuletzt weisen Erkenntnisse aus der Psychoneurologie darauf hin, welchen starken Einfluss positiv oder negative Erwartungen auf die Arbeit unserer körpereigenen Regulationsmechanismen haben.
Wie Hoffnung und Optimismus sich ergänzen
Hoffnung ist ein wesentlicher Antrieb für jegliches Handeln. Während Optimismus der Glaube daran ist, dass sich die Dinge zum Besseren wenden werden, gründet sich Hoffnung darauf, dass wir selbst die Dinge verbessern können, wenn wir gezielt darauf hinarbeiten. Wir tun also vieles, weil wir uns etwas davon erhoffen. Nur wenn wirdie Hoffnung haben, durch eigenes Bemühen eine Prüfung bestehen zu können, ist es sinnvoll, dafür zu lernen. Nur wenn wir hoffen, durch
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