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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Verdammt, wer trägt denn in den neunziger Jahren keinen Sicherheitsgurt?« Er widmete sich dem Ärger statt dem Schmerz, der mit jedem Atemzug, den er einsog, wuchs. »Und was, zum Teufel, hat er überhaupt in Portland gemacht? Er ist ein Priester, kein Reisevertreter. Er konnte nie richtig Auto fahren. Ich erinnere mich noch, als wir Kinder waren...«
    Nein, dachte er verzweifelt, denk jetzt nicht daran. O Gott, denk an überhaupt nichts. Aber er konnte nicht anders. Er erinnerte sich mit plötzlicher Klarheit an alles, an den Tag, als Francis ihm das Autofahren beigebracht hatte. Wie sie auf dem Parkplatz der Schule wieder und wieder im Kreis gefahren waren, dass der alte Impala ihrer Mutter geruckt und gestottert und der Motor jedes Mal abgewürgt worden war, wenn sie geschaltet hatten ... wie sie gelacht und geflucht und dann wieder gelacht hatten ...
    »Nicht Franco«, flüsterte er und sah Mad an. »Ich hätte es sein müssen.«
    Die Traurigkeit in ihren Augen bewirkte, dass er selbst zu weinen begann. »Ich wünschte, ich könnte es ändern, Angel.«
    »Hat er... hat er gelitten?« Er hasste die Frage im selben Augenblick, als er sie stellte - sie war so gewöhnlich und sinnlos -, aber er brauchte eine Antwort.
    Ihr Blick wich ihm aus. »Die Ärzte am Unfallort sagten, er sei auf der Stelle tot gewesen. Sie konnten nichts mehr tun.«
    Sie saßen da, weinten Seite an Seite über Stunden, wie es schien. Angel weinte um so viele Dinge - über all die Male, die er Francis nicht angerufen hatte, all die Weihnachtskarten, die er nie abgeschickt hatte. Was hatte er geglaubt - dass sie alle ewig leben würden?
    »Gott, Mad«, sagte er mit brüchiger Stimme, »ich habe ihm nicht gesagt...« Seine Worte verloren sich. Es gab so vieles, das er nicht gesagt hatte. So viele Fehler und ungenutzte Chancen und Egoismus. Gott, so viel Egoismus.
    »Er wusste, dass du ihn liebtest, Angel. Das hat er immer gewusst.«
    Das Wissen drang in ihn ein, drückte ihn nieder. Er wollte, dass es half - wünschte, dass es half -, aber es half nicht. Es trug nur dazu bei, dass es noch mehr schmerzte, dieses Wissen, dass Francis ihn immer geliebt hatte. »Er starb auf dem Weg nach Portland.« Er versuchte, das zu begreifen. »Das muss nur wenige Stunden, nachdem ich ihn gesehen hatte, gewesen sein. Gott, wie konnte ich nicht gewusst haben, dass er schon die ganze Zeit tot war?«
    Madelaine blickte wieder beiseite, starrte auf die Uhr an der Wand, sah ihn dann langsam an. »Auf dem Weg nach Portland«, sagte sie langsam. »Ja. Ja.«
    »Warum hast du die ganze Zeit gewartet, mir das nicht gesagt?«
    »Dein Herz war zu schwach.«
    Er wollte darauf etwas Gemeines und Bitteres sagen, etwas über des toten Mannes Herz in seiner Brust, aber er konnte es nicht. »Gott, er ist über eine Woche tot und ich weiß nichts davon. Hast du ihn auch beerdigt, ohne es mir zu sagen?«
    »Seine Gemeinde wollte eine große katholische Beerdigung. Ich habe es dir nicht erzählt, weil du aus der Quarantäne nicht hinaus konntest, und sie konnten nicht länger warten. Wir können einen stillen Gedächtnisgottesdienst im Familienkreis feiern, wenn du dich besser fühlst.«
    Er schloss seine Augen und stellte sich irgendeine Kirche vor, gefüllt mit Blumen, und einen langen, hölzernen Gang, der zu dem glänzenden Sarg auf dem Altar führte. Genau wie Pops Beerdigung, nur dass dieses Mal nicht der Leichnam eines alten Mannes auf dem bauschigen weißen Satin lag. Es wäre Francis - Francis, der tot in einer Holzkiste lag ...
    Mit Blumen drapiert - die Särge wurden immer mit Blumen drapiert, als ob die Schönheit draußen ändern könnte, was darinnen lag. Die Kirche würde von dem schweren süßen Duft der Lilien erfüllt sein und sie würden diese verdammt schreckliche Musik spielen, dazu komponiert, einen zum Weinen zu bringen.
    »Nein«, sagte er und spürte, dass die Tränen in seiner Kehle versiegten. »So will ich Francis nicht in Erinnerung behalten. Ich werde ihm auf meine Art Lebewohl sagen, wenn ich hier rauskomme.«
    Sie schwiegen wieder und starrten einander an. Angel versuchte, nicht an Francis zu denken, konnte aber nicht damit aufhören. »Es ist komisch, Mad ...« Er war überrascht, dass er laut sprach. Er hatte das nicht gewollt. Aber sie war der einzige Mensch auf der Welt, mit dem er sprechen konnte, der einzige Mensch, der Angel und Francis und die alten Zeiten kannte. »Selbst in all diesen Jahren, die ich fort war, wusste ich immer, dass

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