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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Francis da draußen war. Jedes Mal, wenn ich mein Bild auf einer Illustrierten oder einem Filmplakat sah, habe ich an Francis gedacht. Ich wusste, dass er mich sehen und lächeln und den Kopf schütteln würde. Ich wusste, dass er auf meinen Anruf wartete, und ich habe so oft den Hörer abgenommen, aber aus irgendwelchen Gründen nie gewählt. Und als er an jenem Tag kam und mich besuchte, da gab es so viele Dinge, die ich ihm sagen wollte, aber es war wieder das Übliche, hier der heilige Francis und da der verrückte Angel, und die Worte wurden nie gesagt.« Er sah sie an und wünschte sich, sie könnte ihm Absolution für seine Sünden erteilen. Aber es war sein Bruder, den er darum hätte bitten sollen, und jetzt war es zu spät. »Ich denke, ich glaubte, dass wir beide unsterblich seien.«
    Das Lächeln, das ihre Augen erreichte, war traurig. »Ich weiß, was du meinst. Ich ... habe Francis' Gefühle verletzt, bevor er fuhr. Ich tat das so leichthin, so gedankenlos, und als mir bewusst wurde, was ich getan hatte, dachte ich, ich könnte das mit der gleichen Leichtigkeit wieder gutmachen ...«
    Er sah ihren Schmerz und das gab ihm unerwartete Kraft. »Er liebte dich, Mad. Er liebte dich von dem ersten Augenblick an, als er dich in dem Krankenhauszimmer sah.«
    »Du erinnerst dich an den Tag?«
    Er antwortete nicht, wusste nicht, was er sagen sollte. Sie hatte allen Grund anzunehmen, dass er das vergessen hatte. Einst hatte er geglaubt, es sei so, aber jetzt wusste er, dass die Erinnerungen an sie noch in ihm waren, beschützt und behütet in all diesen Jahren. Er schaute sie so lange an, dass er spürte, wie seine Tränen wiederkamen. Er wollte seine Arme öffnen, sie so dicht an sich ziehen, dass sie voneinander nehmen, einander geben konnten, so dass sich keiner von ihnen allein fühlte.
    Aber er hatte Angst, dass er verloren sein würde, wenn er sie jetzt berührte, wenn er jetzt seine Arme um sie schlang und ihre Tränen auf seinen Hals tropfen spürte.
    »Was sollen wir tun, Mad?«, flüsterte er.
    Sie verschränkte ihre Arme und starrte ihn an. Tränen glitzerten auf ihren Wangen. »Wir werden versuchen, ohne ihn zu leben.«
     
    Madelaine stand vor dem Pfarrhaus. Sie trug eine große, leere Schachtel. Links von ihr funkelte die große Ziegelkirche, reflektierte Licht, aber das kleine, nussbraune Haus war dunkel und sah verlassen aus. Helle orangefarbene und goldene Erntedankdekorationen - zweifellos von der Klasse der Sonntagsschule angefertigt - schmückten die Fenster. Die Heiligen Drei Könige und Füllhörner und Truthähne.
    Sie dachte an die Dutzende von Kindern, die über winzige Tische gebeugt ausgeschnitten und geklebt und gemalt hatten. Francis war so stolz gewesen, als er ihre Kreationen an sein Schlafzimmerfenster geklebt hatte ...
    Kummer überkam sie wieder, eine Welle folgte auf die andere und die nächste, so dass sie zitterte und fröstelte. Sie schien sich nicht bewegen zu können. Sie stand einfach da, sah Hunderte von Momenten vor ihren Augen vorbeiziehen, Dutzende Male, die sie diesen Weg hochgegangen war, die Arme voll Pizza oder Blumen oder Champagner. Wie damals, als sie ihr erstes Examen in Biochemie gemacht hatte ... oder an dem Tag, als Francis zum ersten Mal die Beichte abgenommen hatte ... Linas Taufe ... Madelaines letzter Geburtstag ...
    Sie erschauerte und zwang sich, an andere Dinge zu denken - an Lina und Angel und die Tage, die vor ihr lagen.
    Madelaine konnte nicht so weitermachen wie bisher. Eine Woche war seit Francis' Tod vergangen und seitdem war sie durch einen Nebel gewankt, hatte nur gesprochen, wenn sie angesprochen wurde, und selbst dann nicht immer. Sie wusste, dass Lina sie brauchte, sie verzweifelt brauchte, aber Madelaine fühlte sich, als habe sie nichts in sich, nur ein klaffendes Loch, wo Francis einmal gewesen war. Er war ihr Fels gewesen, ihre Rettungsleine - über die Hälfte ihres Lebens. Ohne ihn fühlte sie sich verloren.
    Sie atmete tief ein und hob das Kinn. Sie wusste, dass es keinen Sinn machte, dies zu verdrängen, so zu tun, als müsse sie diesen Weg nicht hochgehen, diese Tür öffnen und seine Sachen zusammenpacken. Seine Haushälterin hatte sich um die Einrichtung gekümmert, aber Madelaine war gebeten worden, sich um seine persönliche Habe zu kümmern. Am liebsten hätte sie das auf ewig hinausgezögert, aber bald würde ein neuer Priester einziehen.
    Sie ging zur Tür und öffnete sie weit, ließ einen Schwall von Sonnenlicht das

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