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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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letzter Monat, letztes Jahr.
    Er wollte noch nicht sterben.
    Aber mit jedem Atemzug, jedem stechenden, von Schmerz begleitetem Atemzug, spürte er die Wahrheit. Sein Herz warf das Handtuch. Diese Erkenntnis löste ein nagendes Gefühl von Verlust und Frustration in ihm aus. »Ich will damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, Mann. Ich würde mich wie ein Monster fühlen.«
    »Ich werde eine Geschichte verbreiten, dass du erschöpft bist - man wird glauben, du hast eine Überdosis Drogen genommen. Ist aber keine große Affäre.« Val wartete eine Minute, offensichtlich nachdenkend, beugte sich dann zu ihm und sah Angel so ernst an wie noch nie. »Aber, Angel, du musst jetzt mal vernünftig sein. Image ist nicht dein größtes Problem.«
    Ein unbehagliches Schweigen senkte sich zwischen sie. Angel wollte nichts sagen, wusste nicht, was er sagen sollte, aber die Stille fraß an seinen Nerven, bis er es nicht mehr ertragen konnte. »Ich wäre gern sauer auf Gott, weißt du? Aber wenn's einen Gott gibt, dann gibt's auch eine Hölle. Und wenn's eine Hölle gibt, dann war mein ganzes Leben ein Wettlauf zum Feuer.«
    Val zuckte zusammen. »Lass uns nicht philosophisch werden. Ich hab in der Limo unten zwei Frauen und einen Beutel Koks.« Er lächelte, aber der Ausdruck seiner Augen war traurig.
    Und plötzlich wusste Angel, was Val dachte. Sie beide hatten die gleichen Drogen genommen, dieselben Frauen gebumst, die gleiche Gratwanderung gemacht. Wenn Angel starb, würde Val ihm bald folgen.
    Wie würde sich dies auf ihre Freundschaft auswirken?
    Angel spürte heftige Panik in sich aufsteigen. Plötzlich wusste er, welchen Preis er für seine Unbesonnenheit bezahlt hatte, und für eine Sekunde wünschte er sich, alles rückgängig machen zu können, die Art, wie er gelebt hatte, ändern zu können. Alles, so dass er jetzt, in diesem Augenblick, echte, aufrichtige Freunde hätte, die sich um ihn sorgten ...
    »Tut mir Leid, Kumpel«, sagte Val mit ruhiger Stimme. »Aber es ist vorbei. Vorbei. Der Schnaps, die Drogen, die Partys - Ende der Fahnenstange. Mir ist egal, ob du dich operieren lässt oder nicht, aber die Tage sind vorbei. Glasklar ist, dass ich mit dir nicht wieder feiern werde. Himmel, du könntest dir eine Nase reinziehen und tot auf den Kaffeetisch sacken.« Er erschauerte bei dem Gedanken, beugte sich dann näher zum Bett. »Ich weiß, dass du Angst hast, und wenn man Angst hat, wird man streitlustig und ungenießbar, aber bei der Sache brauchst du einen klaren Kopf, Angel. Wir sprechen über dein Leben.«
    »Schönes Leben. Das Beste hast du übrigens noch gar nicht gehört - sie schicken mich für die >Prozedur< nach Seattle. Seattle.«
    »Gut.«
    Angel runzelte die Stirn. »Was, zum Teufel, ist daran gut?«
    »Du wirst deinen Bruder bei dir haben. Ich fürchtete, du würdest allein sein. Ich muss zu diesem Filmfestival fahren und ich habe das Haus in Aspen für zwei Wochen gebucht.«
    »Lass dir durch meinen Tod um keinen Preis deine Urlaubspläne verderben.«
    Val warf ihm einen schuldbewussten Blick zu. »Ich könnte das kippen...«
    Angel hatte sich noch nie so allein gefühlt. Er war weltberühmt, aber das war im Grunde genommen einen Scheiß wert. Sein Leben war wie sein Stern auf dem Hollywood Boulevard. Ein wunderschönes, glitzerndes Ding zum Anschauen, aber im Pflaster erstarrt und kalt, wenn man es anfasste. »Nein, mach dir keine Gedanken. Mir wird's schon gut gehen.«
    Schließlich sagte Val: »Du bist stärker, als du glaubst, Angel. Das bist du immer gewesen. Du wirst es schaffen.«
    »Ich weiß.«
    Danach gab es nichts mehr zu sagen.
     
    Dr. Madelaine Hillyard betrat die Intensivstation in atemloser Eile. Ihr Name verhallte knisternd aus den Lautsprechern der Rufanlage.
    Der Raum war hell und unpersönlich. Ein Einzelbett stand in der Mitte des kleinen Privatzimmers. Daneben stand ein Tisch, voll gestellt mit Wasserkannen und Tassen.
    Ihr Patient, Tom Grant, lag in dem schmalen Bett. Ein blasser, regloser Körper, die Augen geschlossen, in der Kehle ein Schlauch, der ihn mit dem lebenserhaltenden Beatmungsgerät verband. Schläuche zur intravenösen Versorgung führten aus seinen Adern. Zwei riesige Brustrohre ragten aus der Haut unter seinen Rippen, saugten aus seinen Operationswunden Blut in einen blubbernden, zischenden Zylinder.
    Susan Grant saß an das Bett gelehnt da, ließ auf unbequeme Weise ihre Arme über die silberfarbenen Metallstäbe des Bettes hängen und hielt mit einer Hand

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