Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
einen völlig verrückten Rhythmus in ihrer Brust. »Okay.«
Er schenkte ihr ein breites und ruhiges Lächeln, bei dem ihre Kehle trocken wurde. Und dann küsste er sie.
Lina schwebte eine Stunde später, als Zach sie heimfuhr, noch immer auf Wolken. Er hielt den Minivan vor der Auffahrt an und stellte den Motor ab. Dann kam er zu ihrer Seite herum und öffnete die Tür.
Sie nahm seine Hand und stieg aus dem Wagen. Sie wünschte sich, den Mut zu haben, um einen weiteren Kuss zu bitten, aber das wagte sie nicht. Sie hatte Angst, auf der Stelle neben dem Rosengarten ihrer Mutter zu einer kleinen Pfütze zu zerschmelzen.
Er bewegte sich näher zu ihr und blickte mit einer Intensität auf sie hinab, die ihr das Atmen schwer machte. »Beim Ball ... trag etwas Blaues - so wie deine Augen.«
Sie konnte nicht einmal antworten, nickte nur.
Lächelnd führte er sie über den Weg zu ihrem Haus. Auf halbem Wege merkte sie, dass ihr Dad auf den Verandastufen saß. Er saß dort in der Dunkelheit, völlig allein.
Lina und Zach blieben vor ihm stehen.
Angel erhob sich langsam, klopfte seine Jeans ab und hielt Zach eine Hand hin. »Ich bin Angel«, sagte er unnötigerweise -als ob er kein Superstar aus Hollywood sei. »Angelinas Vater.«
Zach schüttelte seine Hand. »Ich bin Zachary Owen, Mr DeMarco. Ich möchte mit Lina zum Winterschulball gehen, wenn Sie einverstanden sind.«
Angel lachte. »So eine Art Vater bin ich nicht. Alle Rendezvous müssen mit ihrer Mutter abgesprochen werden.«
Die Art, wie er die Verantwortung von sich wies, traf. Lina runzelte die Stirn.
Zach drehte sich zu ihr. »Gute Nacht, Lina. Bis morgen dann.«
Sie nickte fast besorgt und blickte ihm nach, als er ging. Dann wandte sie sich an Angel. »Was machst du hier draußen?«
»Auf dich warten.«
Ein warmes Gefühl erfüllte sie. Sie grinste ihn an. »Cool.«
»Vielleicht, vielleicht nicht. Komm her.« Er führte sie zu der obersten Stufe und sie setzten sich Seite an Seite hin. Der dunkle Vorgarten streckte sich vor ihnen aus.
»Ich muss dir etwas erzählen«, sagte er mit einer leisen, zögernden Stimme, die in ihrem Magen ein flaues Gefühl von Besorgnis auslöste. »Es wird dich vielleicht betroffen machen.«
Sie wandte sich zu ihm. »Und das ist?«
Er schaute weg von ihr, als könne er ihrem Blick nicht standhalten, und ihre Ängstlichkeit wuchs zu Furcht. Er geht weg, genauso, wie Mom es gesagt hat. Er will mir sagen, dass er kein Dad mehr sein möchte.
»Es geht um meine Operation«, sagte er.
Für einen Sekundenbruchteil empfand sie Erleichterung, gefolgt von einer neuen Welle von Angst. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
Er lächelte sanft. »Mir geht's gut. Sehr gut übrigens für...« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern und er starrte sie mit einer Intensität an, die beunruhigend war. »Sehr gut für einen Mann, der eine Herztransplantation hinter sich hat.«
Er sah so ernst und verängstigt aus, dass sie fast gelacht hätte. »Ist das dein großes >Ich muss dir was erzählen Gott, ich dachte, du wirst sterben.«
»Du findest es nicht abstoßend?«
»Meine Güte, Dad. Ich bin das Kind einer Kardiologin. Ich bin auf der Intensivstation aufgewachsen - ich wette, ich weiß mehr über Herzempfänger als du.«
Er schenkte ihr ein plötzliches Lächeln, das dann langsam verschwand. »Das ist noch nicht alles.«
Sie grinste. »Ich weiß, die Sensationspresse hatte Recht. Du hast das Herz eines Außerirdischen.«
Er lachte. »Ist das die neueste Meldung?«
Sie schwiegen. Lina stützte sich auf die Ellenbogen und starrte auf die dornigen schwarzen Rosensträucher längs des Palisadenzauns.
Angel streckte sich neben ihr aus. »Die Sache ist die, Lina. Ich habe ... ich meine, ich bekam...« Er atmete zitternd ein und sagte nichts mehr.
Lina wandte sich zu ihm. Die schwache Verandabeleuchtung gab seinem Gesicht, seiner blassen Haut, einen gesunden, goldenen Schein. Dunkelbraunes Haar, das die Farbe von Kaffee hatte, umrahmte sein Gesicht, lockte sich auf dem hellblauen Kragenstoff. Er starrte zu dem mit Sternen übersäten Novemberhimmel hoch und seufzte schwer.
Lina konnte spüren, dass er Probleme hatte. Es war eigenartig, aber vor einer Woche noch hätte sie so etwas nicht einmal bemerkt - dass ein Erwachsener Probleme damit hatte, etwas zu sagen. Sie wäre gereizt und ungeduldig geworden und hätte ihm gesagt, er solle es ausspucken, weil sie nicht den ganzen Tag Zeit hätte.
Aber alles in den letzten Wochen hatte ihre
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