Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
winselndes, quietschendes Geräusch. Der Wind wurde heftiger und pfiff durch das Dachgesims und es klang - verrückterweise - wie Onkel Francis' Lachen.
Kapitel 24
Die Medien fielen in St. Joe's ein wie ein Zirkus, der in die Stadt kommt. Reporter, Techniker, Kameramänner und Moderatoren aus dem ganzen Land strömten aus Transportern und Mietwagen, scharten sich auf dem Krankenhausparkplatz und rannten hin und her, während sie ihre Ausrüstung immer wieder überprüften. Sie schleppten ihre schweren schwarzen Kisten und die riesigen tragbaren Scheinwerfer die Eingangstreppe hoch und über den großen Korridor.
Die Cafeteria war für Angels Pressekonferenz, die um zehn Uhr beginnen sollte, geschlossen worden. Sie füllte sich schnell mit Menschen.
Schwarze Kabelstränge schlängelten sich über den gesprenkelten Linoleumboden und suchten nach Steckern. Klobige Scheinwerfer richteten ihre gleißenden Strahlen auf das Podium, das Dr. Allenford neben der Kasse hatte aufbauen lassen. Dutzende von Reportern hatten sich in kleinen Gruppen zusammengefunden. Jeder Fernsehsender und jedes Redaktionsteam hockte in einer Ecke zusammen und testete die Mikrofone. Alle, bis auf die Zeitungsreporter - die saßen verstreut auf unbequemen Stühlen, ihre Schreibblocks in den Händen, und musterten angewidert ihre Konkurrenten.
Angel stand in der Küche hinter der Cafeteria und beobachtete die Vorgänge durch ein kleines rundes Fenster in der Tür.
Direkt neben ihm war ein riesiger begehbarer Kühlschrank, aber er wusste, dass dies nicht der Grund war, warum er fröstelte.
Es waren die Nerven.
Jemand berührte seine Schulter und er zuckte zusammen und wirbelte herum. Madelaine und Chris und Sarandon, sein neuer Kardiologe, starrten ihn an. Madelaine zog langsam die Hand von seiner Schulter zurück.
Angel versuchte zu grinsen. »Ich kann das einfach nicht glauben... ich bin nervös. Teufel auch, ich habe das schon eine Million Mal getan.«
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. »Nüchtern?«
Er dachte darüber nach. »Gute Feststellung.«
Allenford schaute auf seine Armbanduhr. »Es ist zehn Uhr.«
Angel fasste Madelaine bei der Hand. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
»Du kannst alles schaffen, Angel DeMarco. Wann wirst du das endlich begreifen?«
Sie sagte das auf so ruhige Art, so sachlich, als sei es eine gegebene Tatsache, dass Angel alles tun könnte, alles sein könnte. Ihr schlichter Glaube an ihn machte ihn betroffen. Er versuchte, ihr Lächeln zu erwidern. »Was würde ich ohne dich tun?«
Sie lachte, aber es war ein ängstliches, nervöses Geräusch. »Bist du bereit?«
»Sag Lina nicht, dass ich mich so verhalten habe. Sie hält mich für cool.«
Allenford drückte Angels Schulter und ging zur Tür voraus. Sarandon folgte ihm. Die beiden Ärzte schoben sich durch die Schwingtüren wie Doc Holliday und Wyatt Earp beim Betreten eines Saloons.
In dem Augenblick, als die Ärzte ins Blickfeld der Reporter traten, begannen Blitze zu zucken und Kameras klickten.
Allenford ging zum Podium, klopfte auf sein Mikrofon, um es zu testen, und begann, seine vorbereitete Presseerklärung vorzulesen.
Hinter den Türen hörte Angel Bruchstücke von Allenfords Statement.
»... Angel DeMarco wurde nach seinem dritten und schwersten Herzanfall in das St. Joseph's Hospital eingeliefert ... Nur eine Herztransplantation konnte sein Leben retten ... Mr DeMarco wurde als möglicher Empfänger auf die Liste des UNOS - des United Network for Organ Sharing -gesetzt.«
Jemand stellte eine Frage, die Angel nicht ganz verstand.
»Nein«, erwiderte Allenford, dessen Stimme schriller als gewöhnlich klang. »Mr DeMarco wurde wegen seiner Berühmtheit oder seines finanziellen Status nicht bevorzugt behandelt. Er wurde in der Transplantationsliste wegen seines kritischen Zustandes nach oben gesetzt.« Allenford faltete seine vorbereitete Rede zusammen und steckte sie in die Tasche seines weißen Arztkittels. »Er wartete wie jeder andere auf sein Herz. Länger als manche, nicht ganz so lange wie andere. Ich habe die Operation ausgeführt, die sehr gut verlief. Mr DeMarco blieb für eine gewisse Zeit im Krankenhaus und wurde dann entlassen. Er beginnt jetzt mit diesem neuen Abschnitt seines Lebens. Ich danke Ihnen.«
Fragen kamen wie Geschosse aus der Menge. Reporter sprangen auf, schwenkten wild die Hände, streckten Mikrofone vor. Angel konnte die Fragen nicht verstehen - sie waren nur ein summendes Gewirr von Statik und
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