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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Perspektive verändert. Und wenn es eines gab, das sie verstand, so war es die Schwierigkeit, das auszusprechen, was man dachte. Deshalb wartete sie geduldig und sagte gar nichts.
    Schließlich versuchte er es wieder. »Ich habe Angst, dir dies zu sagen, Lina. Ich möchte dir nicht wehtun ...«
    Sie sah ihn nicht an. Das war auch nicht nötig. Sein Gesicht war in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie trug es wie ein Medaillon in ihrem Herzen. »Onkel Francis pflegte zu sagen: >Liebe schmerzt, Angelina-Ballerina, aber sie heilt auch.<« Sie seufzte wehmütig, erinnerte sich an all die Abende, an denen sie genau an diesem Platz mit Onkel Francis gesessen und mit ihm über alles gesprochen hatte, was sie beschäftigte. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass er für ewig hier sitzen würde, wenn sie ihn darum bat.
    »Du hast Franco geliebt, nicht wahr?«
    »Ja«, flüsterte sie. »Ich liebte ihn.«
    »Was, wenn er irgendwie ... noch da wäre?«
    »Das ist er«, sagte sie leise, »er ist in meinem Herzen. Und in Moms.«
    »Und in meinem.«
    Er brachte die Worte in einem anderen Tonfall hervor, als sie es erwartet hatte - fast leichtfertig. Es überraschte sie, wie er es sagte, veranlasste sie plötzlich zu überlegen, was Angel für seinen Bruder empfinden mochte. Sie hatten sich seit Jahren nicht gesehen und Francis hatte kein einziges Mal erwähnt, dass sein Bruder der berüchtigte Angel DeMarco sei. »Du machst dich über mich lustig«, sagte sie anklagend.
    »Nein. Ich versuche nur, einen Weg zu finden, dir etwas zu sagen, aber das gelingt mir irgendwie nicht.«
    »Dann sag's einfach. Ich bin kein Säugling mehr, der beschützt werden muss.«
    Er drehte sich zu ihr und sah sie an. Dann ergriff er ihre Hand und legte sie auf seine Brust. Sie konnte den pochenden Rhythmus unter dem weichen Flanell seines Hemdes spüren. »Fühl meinen Herzschlag«, sagte er.
    Sie nickte.
    »Der ist von...« Er schluckte schwer und sah ein wenig krank aus. »Das ist Francis' Herzschlag.«
    Es dauerte eine Sekunde, bis sie die Bedeutung der Worte begriff. Und als sie begriff, zog sie die Hand fort und blinzelte ihn an. »W... willst du damit sagen ...«
    »Ich habe das Herz deines Onkels Francis in mir.«
    Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte.
    »Lina?«
    Sie hörte die Angst in seiner Stimme und das verwirrte sie. Sie wandte sich zu ihm. Für einen Lidschlag starrte sie in seine besorgten Augen und hatte das Gefühl, als fiele sie durch eine endlose Dunkelheit. Sie dachte verrückterweise: Ich kenne diesen Mann überhaupt nicht. Er ist mein Vater und ich kenne ihn überhaupt nicht...
    Dann wurde ihr bewusst, dass er Angst hatte, weil sie ihm wichtig war. Er hatte Angst, dass sie glauben würde, er hätte etwas Böses getan. Er hatte Angst vor ihr. Ein weiteres winziges Stück des Puzzles passte - Liebe bedeutete immer, ein wenig Angst zu haben.
    Sie lächelte ihn an und fühlte in diesem Augenblick etwas, das so groß war, so atemberaubend cool, dass sie am liebsten vor lauter Freude darüber geschrien hätte. »Du hast Francis' Herz«, sagte sie leise.
    Er wurde so still, als ob er nicht mehr zu atmen schien. »Ja.«
    Da wusste sie, dass sie alles Weitere in der Hand hatte. Was immer sie sagte, würde für immer über ihre Beziehung entscheiden. Tränen verwischten ihr Blickfeld und sie wischte sie beiseite. »Ich wusste, dass er mich nicht verlassen würde«, flüsterte sie.
    Erleichterung breitete sich über sein Gesicht aus. »Du bist wirklich was Besonderes, Lina.«
    Ganz langsam breitete er die Arme aus und sie schmiegte sich an ihn. Es war das erste Mal, dass er sie in die Arme nahm, und sie wusste, dass sie es nie vergessen würde, niemals. Es fühlte sich an wie Francis ... und es fühlte sich an wie Angel, fühlte sich an, als ob sie beide sie hielten, beide Männer, die sie so sehr liebte.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie eng umschlugen dort auf der obersten Stufe saßen, über alles und jedes sprachen, das ihnen in den Sinn kam. Aber irgendwann gegen zehn Uhr, etwa um die Zeit, als die alte Mrs Hendicott zum letzten Mal ihre Hintertür öffnete und ihren Tigerkater nach draußen schob, begann es zu regnen. Langsame, schwere Tropfen, die mit dem Hauch eines für die Jahreszeit ungewöhnlich warmen Windes kamen. Seltsamerweise war keine Wolke am Himmel.
    Hinter ihnen knarrte die Verandaschaukel und verschob sich seitwärts, als ob eine unsichtbare Hand ihr einen kräftigen Stoß versetzt hätte. Sie machte ein

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