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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Verwirrung -, aber er wusste, dass sie unwichtig waren. Allenford konnte sagen, was er wollte. Das zunehmende Durcheinander würde erst enden, wenn Angel vortrat.
    Madelaine drückte seine Hand. »Du weißt, dass du nicht rausgehen musst.«
    »Es ist ein bisschen beängstigend«, gab er zu. »Ich höre in meinem Kopf die Titelmusik des Films Der weiße Hai. Entweder singt Francis oder ich bin in Gefahr.«
    Sie lachte. »Du bist ein kranker Mann, Angel DeMarco.«
    Durch das Milchglas sah er, wie Allenford links neben das Podium trat - ihr Signal für Angel, herauszukommen, wenn er es wollte.
    Er wandte sich an Madelaine. »Komm mit mir.«
    »Natürlich.«
    Er spürte das plötzliche Verlangen, sie zu küssen. Stattdessen lächelte er. Das bloße Wissen darum, dass sie neben ihm sein würde, dass sie ihn ermutigte, an ihn glaubte, gab ihm die Kraft, alles zu tun. Es überraschte ihn - was für ein gutes Gefühl es war, jemanden zu haben, an den man sich anlehnen konnte. All die vielen Male in seinem Leben, wo er Angst gehabt hatte, war er allein gewesen. Jetzt fragte er sich, ob er Angst gehabt hatte, weil er allein gewesen war. »Du solltest lieber vorgehen. Wenn sie uns zusammen sehen, wird die Hölle los sein. Morgen werden die Sensationsblätter in deinem Müll wühlen und nach meiner Unterwäsche suchen. Irgendeine Stripteasetänzerin in Deadwood wird sie beschreiben.«
    Er wartete darauf, dass sie lachte, aber das tat sie nicht. Sie stand nur da und sah ihn an. »Du wirst es toll machen.« Sie drückte zum letzten Mal seine Hand und verließ dann vor ihm die Küche. Sie huschte um das Podium herum und nahm im hinteren Teil des Raumes Platz.
    Nun war es so weit. Er holte tief Luft und bereitete sich vor, genau so, wie er es für eine Filmrolle getan hätte. Mit einer routinierten Leichtigkeit verwandelte er sich in den berühmten Angel DeMarco.
    Lächelnd schlenderte er aus der Küche. Er wusste, dass er wirkte, als sei er völlig unbekümmert. Er trat auf das Podium und blieb stehen.
    »Er ist es!«
    Kameras zuckten wie Blitze durch die Menge, knallten und zischten. Mit einem Mal wurde er mit Fragen bombardiert, so viele, dass er in dem ganzen Durcheinander keine einzige richtig verstand.
    Jemand begann zu klatschen und dann, bevor er sich's versah, hatten die Fragen aufgehört und sie alle klatschten.
    Zum ersten Mal seit zwei Monaten war er wieder Angel DeMarco - nicht der anonyme Mark Jones, nicht der Herztransplantationspatient auf 264-W, kein verdorbener jüngerer Bruder, kein Instantvater. Er war Angel DeMarco, Schauspieler, der böse Junge aus Hollywood, und er liebte es.
    Die alten Gefühle kamen wieder, erfüllten ihn. Das Geräusch und die Heftigkeit des Applauses pumpten Luft in sein Ego, bis er glaubte, er würde dadurch platzen. Wie hatte er diese Woge vergessen können, diesen hypnotisierenden Augenblick, wenn er sich von der Welt geliebt und angebetet fühlte?
    Grinsend hob er eine Hand. »Aber, aber. Ich habe die Operation nicht durchgeführt, ich habe sie nur überlebt.«
    Kurzes Gelächter perlte durch den Raum. Der Applaus erstarb langsam, und als er geendet hatte, bemerkte Angel die plötzliche Stille, die Art, wie sie ihn mit unverhohlener Neugier beobachteten.
    So sahen sie ihn normalerweise nicht an. Die lange rote Narbe, die seine Brust teilte, begann zu jucken.
    Die Luft schwand aus seinem Ego, hinterließ in ihm das Gefühl, hohl und gewöhnlich zu sein. Er überlegte plötzlich, ob er auf diese Weise überleben könnte, einfach ein ganz durchschnittlicher Kerl zu sein.
    Er hatte das nie gedacht. In den alten Zeiten pflegte er Männer mit Frauen und Familien und Jobs von neun bis fünf anzusehen und über sie zu lachen.
    Er hatte immer geglaubt, das Leben sei eine Party — entweder man war eingeladen oder nicht. Und wenn man nicht eingeladen war, dann gehörte man zu der großen Putzkolonne, die nie irgendwelchen Spaß hatte.
    Aber er fing an zu verstehen, dass Spaß nur ein Teil dessen war, was das Leben sein konnte. Er dachte an die letzte Nacht, die Zeit, die er mit Lina auf der Veranda verbracht hatte, die Art, wie sie ihn umarmt hatte. Und an Madelaine an Francis' Grab, die zärtlichen Worte und das Lächeln, das sie ihm schenkte, um ihm durch den nagenden Kummer zu helfen. Er hatte mehr Gefühle in diesen wenigen Minuten mit diesen beiden empfunden als in den ganzen vierunddreißig Jahren davor.
    »Zunächst einmal«, sagte er ruhig, »möchte ich St. Joe's für die

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