Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
außergewöhnlich gute Pflege danken. Meine Ärzte - Chris Allenford, Marcus Sarandon und Madelaine Hillyard -kämpften selbst dann um die Rettung meines Lebens, wenn ich es ihnen schwer gemacht habe. Und die Krankenschwestern und Therapeuten...«
»Angel, zeigen Sie uns Ihre Narbe!«
Die quiekende Frage riss Angel aus seinen Gedanken und erinnerte ihn daran, wo er war. Er wusste sofort, dass er zu lange geschwiegen hatte. Jetzt fragten sie sich wirklich, was mit ihm los sei.
Er lachte unbekümmert. »Nun hören Sie aber auf, Jeff, das können Sie besser. Glauben Sie wirklich, dass Amerika meine Narbe sehen will?«
»Wie fühlen Sie sich, Angel?«
»Prächtig, danke. St. Joe's hat bei mir hervorragende Arbeit geleistet.«
Jemand kicherte. »Bei uns haben sie auch hervorragende Arbeit geleistet. Es gab überhaupt keinen Knüller über Sie.«
Angel nickte. »Das geschah auf meine Bitte hin. Teufel, es hat mich einige Zeit gekostet, zuzugeben, dass ich so krank war. Ich war nicht bereit, das aller Welt zu erzählen.«
»Und jetzt sind Sie's?«
Angel verstand den Wink auf Anhieb. Er griff in die Tasche nach der Verlautbarung, die er vorbreitet hatte, fand aber plötzlich, dass sie zu förmlich sei. Er stützte die Ellenbogen auf das Podium und blickte auf die Menge. »Hier ist die Geschichte. Ich bin noch immer krank - es wird mir zwar besser gehen und ich werde eine lange Zeit leben und all das, aber ich erhole mich von einem verdammt schweren Schnitt. Ich brauche einige Zeit - und ich würde es wirklich schätzen, wenn Sie mir die gäben.«
Im Raum herrschte für einen Augenblick Stille. Dann sagte jemand: »Das klingt nicht wie Angel DeMarco.«
Angel warf einen Blick zu der Reporterin vom People- Magazin, die gesprochen hatte - es war die Frau, die ihn im letzten Jahr interviewt hatte. »Ich bin es, Bobbie. Aber ein Mensch neigt dazu, sich nach so etwas zu verändern - ich denke, entweder ändert man sich oder man stirbt.« Er lachte. »Sehen wir's doch, wie's ist. Ich bin am Ende der Straße gegen die Mauer gerast und ich hatte verdammtes Glück, dass ich in St. Joe's dagegen gerast bin. Diese Geschichte sollten Sie schreiben, Bobbie. Ich bin einer derer, die Glück gehabt haben. Über vierzigtausend Menschen, die auf Organe warten, sterben jedes Jahr.«
»Wer war Ihr Spender?«, fragte sie mit scharfer Stimme.
Ein erwartungsvolles Raunen füllte den Raum.
Angel wappnete sich. »Das ist vertraulich.«
»Männlich oder weiblich?«, fragte ein anderer aus der Ecke.
Angel zwang sich zu einem Lächeln. »Ja.«
»Wann genau wurden Sie operiert?«, fragte Bobbie, ihren Stift bereithaltend, um das Datum niederzuschreiben, das eine umfangreiche Recherche auslösen würde.
»Das ist ganz allein meine Sache.« Angel schenkte ihnen ein freundliches Lächeln, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen.
»Was werden Sie jetzt tun? Wir haben gehört, dass Sie bereits für einen neuen Actionfilm verpflichtet worden sind.«
Es war eigenartig, wie unwichtig das klang. Vor einem Jahr hatte er Val in Marsch gesetzt, um diese Rolle zu bekommen. Er hatte ihm Anweisung gegeben, alles zu tun, um den Vertrag abzuschließen. Jetzt war Angel das völlig egal. Der Gedanke, Hollywood für immer zu verlassen, löste bei ihm weniger als einen Anflug von Bedauern aus. Sein altes Leben hatte langsam die schimmernde, undeutliche Gestalt eines Traumes angenommen, dessen er sich kaum erinnern konnte.
Er überlegte, ob er ihnen von seinem wirklichen Vorhaben erzählen sollte - von der Francis-Xavier -DeMarco-Stiftung für Transplantationsforschung. Doch wenn er Francis' Namen nannte, würde irgendein Reporter versuchen, den mysteriösen Bruder zu interviewen, und wenn dabei herausgefunden wurde, dass er tot war - wenn festgestellt wurde, wie und wann er gestorben war -, würde alles vorbei sein. Irgendein übereifriger Reporter würde graben, bis die wahre Story ans Licht kam.
Nein, er würde ihnen später von Francis erzählen, wenn die Wunde nicht mehr ganz so frisch und schmerzhaft war. Eines Tages, falls und wenn ihm danach war, würde er die Welt wissen lassen, was tatsächlich hinter seinem Wunder stand.
Eines Tages, aber nicht heute.
Er ließ sein berühmtes Lächeln blitzen. »Ich werde versuchen, sesshaft zu werden und ein normales Leben zu führen.«
»Sief«, sagte jemand lachend.
Bobbie sah ihn eindringlich an. »Das haben Sie nach dieser Entziehungskur auch gesagt.«
Angel wich ihrem Blick nicht aus. Sie hatte
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