Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
- CNN. Bei seinem Anblick machte ihr Herz einen schnellen, kleinen Satz. Er sah so verdammt gut aus. Und obwohl er so gut im Fernsehen aussah, war er in Wirklichkeit noch gut aussehender. Das Fernsehen zeigte keine der Falten, die sich in seinen Augenwinkeln bildeten, wenn er lächelte, erfasste nicht die rasierklingendünne Narbe, die seine linke Augenbraue teilte. Die Kamera fing seine ganze Perfektion ein, aber nichts von seiner Seele.
Die gehörte ihr und Lina.
Das Telefon klingelte, unterbrach ihre Gedanken. Sie legte die Fernbedienung beiseite, begab sich in die Küche und nahm den Hörer beim zweiten Läuten ab. »Hallo?«
»Hi, Mom«, kam Linas begeisterte Stimme durch die Leitung.
Madelaine musste unwillkürlich lächeln. Lina klang in letzter Zeit so glücklich - Angel und Zachary hatten das bewirkt. Obwohl Madelaine ein wenig Eifersucht empfand, war sie so froh darüber, dass Lina begonnen hatte, ihren Weg zu finden, dass es sie nicht weiter kümmerte, wer diese Veränderung ausgelöst hatte.
»Ich bin drüben bei Vicki Owen. Wir haben Trivial Pursuit gespielt. Jetzt hat Zach gefragt, ob ich mit ihm ins Kino gehe. Bist du einverstanden?«
Madelaine wollte sie bitten, Vicki ans Telefon zu holen, um mit ihr zu sprechen, wusste aber, dass Lina durch diesen offensichtlichen Vertrauensmangel verletzt sein würde. Sie bauten eine zarte, neue Beziehung zueinander auf und dieses Mal wollte sie es richtig machen. »Du wirst um elf zu Hause sein?«
»Jesus, Mom. Ich bin doch kein Baby.«
Madelaine lachte bei dieser vertrauten Klage. »Du wirst immer mein Baby sein.«
»Ja, ja. He, Mom, hast du Dads Pressekonferenz gesehen?«
»Ja. Ich habe sie für dich aufgezeichnet.«
Eine Pause entstand. Dann sagte Lina sehr leise: »Er hat mich nicht erwähnt.«
Madelaine hörte die Enttäuschung in der Stimme ihrer Tochter und überlegte, was sie tun sollte. Sie wusste, dass Lina ihren neu gefundenen Vater anbetete und dass es gefährlich war, so für jemand zu fühlen. Wenn Lina nicht erwachsen wurde und Angel als einen Menschen sah - mit all seinen Fehlern -, konnte sie verletzt werden. Jeden Tag würde Lina Kerben in der Rüstung ihres perfekten Vaters sehen und jede kleine Delle würde schmerzen, ihr das Gefühl geben, als habe er sie im Stich gelassen.
Was würde Lina tun, wenn ihr bewusst wurde, dass ihr Vater nicht Angel DeMarco, der rebellische Schauspieler, war, sondern einfach der alte Angel - ein Mann, der allzu menschlich war?
Sie wählte ihre Worte sorgfältig. »Angel hat mit mir darüber gesprochen. Er wollte nicht, dass die Presse sich auf dich stürzt. Aber er ist sehr stolz auf dich.«
»Dich hat er erwähnt«, sagte sie.
»Ich bin einer seiner Ärzte.«
Eine Pause entstand. Dann: »Hat er wirklich gesagt, er sei stolz auf mich?« Die Frage klang sehnsüchtig.
»Ja, das hat er.«
Lina lachte. Es war ein kurzes, scharfes Geräusch, das schnell endete. »Ja, gut, ich habe meinen Schlüssel dabei. Falls du schon schläfst, komme ich rein und gehe dann zu Bett.«
»Ach, Lina. Als ob ich schlafen könnte, wenn du aus bist. Ich werde auf dich warten.«
Lina lachte. »Das will ich hoffen. Wir sehen uns um halb zwölf, Mom.«
»Um elf. Sei vorsichtig und amüsier dich gut. Schnall dich an.«
»Mom ...« Sie seufzte dramatisch. »Jetzt hör aber ...«
Madelaine grinste über ihre eigenen Neurosen. »Du kannst von Glück sagen, dass ich von dir nicht verlange, einen Sturzhelm zu tragen. Grüß Vicki und Zach von mir. Und, Lina ...« »Ja?«
»Ich liebe dich.«
Ein weiterer Moment der Stille entstand und Madelaine konnte ihre Tochter am anderen Ende der Leitung atmen hören. »Ja, Mom. Ich liebe dich auch.«
Madelaine hängte den Hörer ein und sah sich um. Das Haus wirkte ohne Lina leer. Es war erstaunlich, wie sehr selbst ein stiller, störrischer Teenager Leben in einen Raum bringen konnte. Sie nahm eine Tasse und bereitete sich eine Kanne Earl-Grey-Tee zu. Dann ging sie mit der Tasse ins Wohnzimmer und schaltete auf dem Weg dorthin Lampen an.
Sie war gerade dabei, sich ein Bad einlaufen zu lassen, als es an der Tür klingelte. Sie stellte den Tee auf den rosa Marmorrand der Badewanne und eilte zur Haustür.
Angel stand dort und sah aus, als sei er Bestandteil ihrer Veranda. »Hallo, Mad«, sagte er und schenkte ihr ein strahlendes, jungenhaftes Lächeln, das ihren Herzschlag beschleunigte. Dann zog er einen Strauß Treibhausmargeriten hinter seinem Rücken hervor.
Sie starrte völlig
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