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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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ihrem Vater und ihrer Mutter - eine gute Heirat mit einem schönen, ehrenhaften Mann aus gutem Geschlecht war für sie verabredet.“
    „Kristin hat nun selbst gesagt“, brachte Erlend vor, „daß du davon gesprochen habest, wir, sie und ich, würden gut zusammenpassen. Und daß Simon Andressohn kein Mann für sie sei.“ „Ach, ich habe gesagt lind ich habe gesagt“, schnitt die Muhme ab. „Ich habe so viel gesagt in meinem Leben. - Ich verstehe nicht, wie du bei Kristin deinen Willen so leicht hast durchsetzen können. Oft könnt ihr euch doch nicht getroffen haben. Und ich hätte nicht geglaubt, daß sie leicht zu gewinnen wäre, dieses Mädchen ...“
    „Wir trafen uns in Oslo“, sagte Erlend. „Später war sie bei ihrem Oheim in Gerdarud. Sie kam heraus und traf mich im
    Walde.“ Er blickte nieder und sagte sehr leise: „Ich hatte sie da draußen für mich allein ...“
    Frau Aashild fuhr auf.
    Erlend senkte den Kopf noch tiefer.
    „Und danach - war sie gut Freund mit dir?“ fragte Frau Aashild ungläubig.
    „Ja“, Erlend lächelte weich und zitternd. „Wir waren Freunde danach. Und es war ihr nicht so unerträglich - aber sie ist ohne Schuld. Damals war es, daß sie wollte, ich solle sie entführen -sie wollte nicht zu ihren Verwandten zurück.“
    „Aber du wolltest es nicht?“
    „Nein, ich wollte versuchen, sie mit Zustimmung ihres Vaters zur Frau zu bekommen.“
    v Ist das lange her?“ forschte Frau Aashild.
    „Es war um die Lavransmesse ein Jahr her“, antwortete Erlend.
    „Du hast dich mit dem Freien nicht übereilt“, sagte Frau Aashild.
    „Ihre Verlobung war nicht gelöst“, verteidigte sich Erlend. „Und seitdem bist du ihr nicht mehr zu nahe getreten?“ fragte Aashild.
    „Wir konnten es so einrichten, daß wir uns einige Male trafen.“ Wieder glitt das zitternde Lächeln über das Gesicht des Mannes. „In einem Haus in der Handelsstadt.“
    „In Gottes Namen“, sagte Frau Aashild. „Ich will dir und ihr helfen, so gut ich kann. Ich verstehe, daß es zu hart für Kristin ist, bei den Eltern zu sein und dies mit sich herumzutragen. Mehr ist es wohl nicht?“ fragte sie.
    „Nicht, soviel ich weiß“, sagte Erlend kurz.
    „Hast du daran gedacht“, fragte die Muhme ein wenig später, „daß Kristin im ganzen Tal Freunde und Verwandte hat?“
    „Wir müssen im geheimen fahren, so gut wir vermögen“, sagte Erlend. „Darum gilt es, rasch wegzukommen, damit wir schon einen Vorsprung haben, ehe der Vater heimkehrt. Du mußt uns deinen Schlitten leihen, Muhme.“
    Aashild zuckte mit den Schultern.
    „Dann ist noch ihr Oheim auf Skog da - wenn er hört, daß du mit seiner Brudertochter in Gerdarud Hochzeit feierst?“ „Aasmund hat für mich mit Lavrans gesprochen“, sagte Erlend. „Er darf nicht Mitwisser sein, das ist wahr, aber er drückt wohl ein Auge zu - wir müssen bei Nacht zum Priester kommen
    und bei Nacht weiterfahren. Ich glaube, auch Aasmund wird es Lavrans hinterher schon klarmachen, daß es sich für einen gottesfürchtigen Mann wie Lavrans nicht gezieme, uns zu trennen, wenn wir vom Priester getraut sind - daß er weit eher seine Zustimmung geben müsse, damit wir auch nach dem Gesetz Ehegatten werden. Du mußt ihm das gleiche sagen. Er mag selbst bestimmen, was er für die Versöhnung fordert, und mag zur Buße verlangen, was ihm angemessen erscheint.“
    „Ich glaube nicht, daß man Lavrans Björgulvssohn in dieser Sache gut wird raten können“, sagte Frau Aashild. „Bei Gott und Sankt Olav, mir will dieser Handel schlecht gefallen, Schwestersohn. Aber ich verstehe, daß dies der letzte Ausweg ist, den du ergreifen kannst, wenn du den Schaden, den du Kristin zugefügt hast, wiedergutmachen willst. Ich werde selbst morgen nach Jörundhof reiten, wenn du mir einen deiner Dienstleute leihen willst und wenn Ingrid vom Hang da drüben das Vieh an meiner Stelle versorgen will.“
    Frau Aashild kam am nächsten Abend nach Jörundhof, gerade als der Mondschein mit dem letzten Schimmer des Tageslichtes kämpfte. Als Kristin auf den Hofplatz hinaustrat und den Gast empfing, sah Frau Aashild, wie bleich und schmalwangig das junge Mädchen geworden war.
    Frau Aashild saß am Ofen und spielte mit den beiden Kleinen. Heimlich und forschend betrachtete sie Kristin, die den Tisch deckte. Abgemagert war sie, und still sah sie aus. Sie war immer still gewesen, aber es war eine andere Stille, die jetzt über dem Mädchen lag. Frau Aashild erriet die ganze Spannung

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