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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Höhe zu bringen, bemüht, die Zuneigung ihres Gesindes durch Güte und Fürsorge für dessen Wohl zu gewinnen, eifrig bestrebt, allen rings um sich, soweit ihre Hände und ihre Macht reichten, zu helfen und zu dienen. Ein kühler und lieblicher Frieden sank auf sie herab. Sie schöpfte immer neue Kraft aus den Gedanken an ihren Vater und aus den Gebeten zu den heiligen Männern und Frauen, von denen Sira Eiliv vorlas und deren Standhaftigkeit und Mut ihre Gedanken gefangenhielten. Und weich vor Glück und Dankbarkeit gedachte sie Bruder Edvins, der ihr in jener Nacht im Mondschein erschienen war. Sie hatte seine Botschaft wohl verstanden, als er so mild lächelte und seinen Fäustling an dem Mondbalken aufhängte. Wenn sie nur Glauben genug besäße, so würde sie eine gute Frau werden.
    Als das erste Jahr ihrer Ehe zu Ende gegangen war, mußte sie wieder zu ihrem Gatten zurückziehen. Sie tröstete sich, wenn sie sich unsicher fühlte - der Erzbischof selbst hatte ihr ans Herz gelegt, im Zusammenleben mit ihrem Manne ihre neue Gesinnung zu beweisen. Und sie sorgte ja mit eifriger Liebe für sein Wohlergehen und seine Ehre. Erlend selbst hatte gesagt: „Es ist doch so gekommen, Kristin - du hast die Ehre wieder nach Husaby gebracht.“ Die Leute erwiesen ihr soviel Liebe und Achtung - alle schienen bereit, zu vergessen, daß sie ihre Ehe mit einer kleinen Übereilung begonnen hatte. Überall, wo die Hausfrauen zusammenkamen, wurde sie um Rat gefragt, die Leute lobten ihre Wirtschaft auf dem Hofe, sie wurde als Brautmutter und Wehmutter auf die großen Höfe geholt, niemand ließ es sie fühlen, daß sie jung und unerfahren und ein Neuling in den Tälern war. Das Gesinde blieb den Abend über in der Halle sitzen, genau wie damals auf Jörundhof -sie hatten alle irgendeine Frage an die Herrin. Es erfaßte sie wie ein Rausch, daß die Leute so freundlich zu ihr waren und daß Erlend solchen Stolz über sie empfand.
    Da bekam Erlend den Oberbefehl über das Aufgebot an Schiffen in den südlichen Küstengauen. Er fuhr umher und ritt und segelte und hatte viel zu tun mit Leuten, die kamen, und mit Briefen, die abgesandt werden sollten. Er war so jung und schön und so aufgeräumt - das schlaffe, unfrohe Wesen, das sie früher so oft an ihm beobachtet hatte, war wie weggeblasen. Er strahlte hellwach wie der Morgen. Jetzt hatte er wenig Zeit für sie übrig - sie aber wurde verwirrt und ausgelassen, wenn er ihr mit dem lächelnden Gesicht und den abenteuerlustigen Augen nahe kam.
    Sie hatte mit ihm über den Brief gelächt, der von Munan
    Baardssohn gekommen war. Der Ritter war nicht selbst bei der Adelsversammlung gewesen, aber er spottete über die ganze Veranstaltung und besonders darüber, daß man Erling Vidkunssohn die Führung des Reiches übertragen hatte. Als erstes hatte Erling sich selber Würden verliehen - er sollte jetzt Reichsverweser genannt werden. Munan schrieb auch über Kristins Vater:
    ,,Der Bergwolf von Sil kroch unter einen Stein und verhielt sich ganz still. Ich meine, dein Schwiegervater suchte Obdach bei den Priestern der Laurentiuskirche und ließ seine schöne Stimme bei den Beratungen nicht ertönen. Hatte dort in seinem Verwahr Briefe unter dem Sigill des Herrn Erngisle und des Herrn Karl Turessohn; sind sie noch nicht zerschlissen, so ist das Pergament zäher als die Schuhsohlen des Leibhaftigen. Auch mögest du wissen, daß Lavrans dem Kloster Nonneseter acht Mark reinen Silbers schenkte. Sichtbarlich hat der Mann begriffen, daß Kristin es dort nicht so langweilig gehabt hat, wie es mit Rechten hätte sein sollen.“
    Wohl hatte sie einen Stich des Schmerzes und der Scham bei diesem Satz empfunden, aber sie hatte doch mit Erlend lachen müssen. Der Winter und das Frühjahr waren für sie in einem Rausch von Munterkeit und Glück vergangen. Ab und zu ein Sturm um Orms willen - Erlend wußte nicht, ob er den Knaben mit sich nach Norden nehmen sollte. Es endete mit einem Ausbruch an Ostern - des Nachts weinte Erlend in ihren Armen, er wage nicht, seinen Sohn mit an Bord zu nehmen, er befürchte, Orm könne auf einem Kriegszug nicht seinen Mann stellen. Sie hatte Erlend und sich selbst - und den Jungen - damit getröstet, daß der Knabe vielleicht mit den Jahren kräftiger würde. An dem Tag, da sie mit Erlend nach Birgsi ritt, hatte sie weder ängstlich noch betrübt sein können. Sie war wie trunken von ihm und seiner Freude und seinem Übermut.
    Da hatte sie selbst nicht gewußt, daß sie

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