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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Jungfrau in dieser Schwesternschaft Aufnahme gesucht hatte, daß die Jüngste im Konvent, Schwester Borghild Marcellina, schon seit sechs Jahren zur Nonne geweiht war. Dem Alter nach die Jüngste war Schwester Turid, sie aber war in ihrem sechsten Lebensjahr von ihrem Großvater, dem Priester an der Klemenskirche, einem sehr strengen und ernsthaften Mann, hierhergesandt worden, und das Kind hatte von Geburt an verkrüppelte Hände und war im übrigen ein wenig mißgestalt, so daß man sie sofort eingekleidet hatte, sobald sie in das vorgeschriebene Alter gelangt war. Jetzt war sie dreißig Jahre alt, sehr kränklich, besaß jedoch ein liebliches Gesicht, und Kristin ließ es sich vom ersten Tag an, da sie ins Kloster kam, besonders angelegen sein, dieser Schwester zu dienen, denn sie fand, daß Schwester Turid sie an ihre eigene kleine Schwester Ulvhild erinnerte, die so jung starb.
    Sira Eiliv sagte zwar, daß eine niedere Herkunft kein Hindernis sein dürfe für die Aufnahme von Jungfrauen, die hierherkämen, um Gott zu dienen. Trotzdem aber hatte es sich so gefügt, daß seit der Stiftung des Klosters auf Rein fast nur Töchter oder Witwen mächtiger und hochgeborener Herren aus dem Drontheimischen hier eintraten. Aber während der schlechten und unruhigen Zeiten, die das Reich seit dem Tod des seligen Königs Haakon Haalegg durchgemacht hatte, schien die Frömmigkeit unter den Vornehmen des Landes sehr nachgelassen zu haben - jetzt waren es hauptsächlich Töchter von Bürgern und wohlhabenden Bauern, die Nonnen werden wollten. Und diese gingen lieber nach Bakke, wo viele von ihnen zur Gottesfurcht und zu hausfraulichen Arbeiten erzogen worden waren und die Schwestern mehr aus ihnen gleichstehenden Sippen stammten, dort war auch die Klausur nicht so streng, und das Kloster lag nicht so völlig abseits.
    Im übrigen fand Kristin nicht oft Gelegenheit, mit Sira Eiliv zu sprechen, und sie erkannte bald, daß die Stellung des Priesters im Kloster zugleich anstrengend und schwierig war. Obgleich Rein ein reiches Kloster war und die Schwesternschaft kaum die Hälfte der Nonnen zählte, die von der Stiftung hätten leben können, befanden sich seine Gelder in großer Unordnung, und es konnte seine Ausgaben nur schwer bestreiten. Die letzten drei Äbtissinnen waren mehr fromme als weltkluge Frauen gewesen. Trotzdem hatten sie und ihr Konvent sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, sich dem Erzbischof zu unterwerfen - nicht einmal von seinem väterlichen Wohlwollen wollten sie sich beraten lassen. Und die Ordensbrüder von Tautra und Munkabu, die Priester ihrer Kirche, waren stets
    alte Männer, damit kein böses Gerede aufkommen könne, aber sie waren nicht mehr als mäßig tüchtige Verwalter der zeitlichen Güter des Klosters. Als König Skule die schöne Steinkirche errichtete und seinen Erbhof dem Kloster vermachte, wurden die ersten Häuser aus Balken gebaut, sie brannten vor dreißig Wintern nieder. Frau Audhild, die damalige Äbtissin, begann in Stein wiederaufzubauen; aus ihrer Zeit stammten viele Verbesserungen an der Kirche und dem schönen Konventshaus. Sie hatte auch eine Fahrt zum Generalkapitel beim Mutterkloster des Ordens nach Tart in Burgund unternommen, und von dieser Reise hatte sie den herrlichen elfenbeinernen Turm mit heimgebracht, der im Chor nahe dem Hochaltar stand - eine geziemende Hülle für den Leib des Herrn, der höchste Schmuck der Kirche und der Stolz und die größte Liebe der Nonnen. Frau Audhild starb im schönsten Ruf der Frömmigkeit und Tugend, aber ihre unverständige Wirtschaft beim Bau und ihre unvernünftigen Käufe und Verkäufe von Land hatten dem Besitz des Klosters sehr geschadet, und die späteren Äbtissinnen hatten nicht vermocht, diesen Schaden wiedergutzumachen.
    Wie es zugegangen war, daß Sira Eiliv als Priester und Verwalter dorthin kam, erfuhr Kristin niemals, so viel aber begriff sie, daß die Äbtissin und die Schwestern einem Säkularpriester vom ersten Augenblick an mit Unwillen und Mißtrauen begegnet waren. Sira Eilivs Pflichten auf Rein bestanden darin, daß er Priester und Seelsorger der Nonnen war und versuchen sollte, die Klostergüter wieder ertragreich zu gestalten und die Geldangelegenheiten in Ordnung zu bringen, dies alles, während er die Oberhoheit der Äbtissin, das Selbstverwaltungsrecht der Schwestern, das Aufsichtsrecht des Abtes von Tautra anerkennen und mit dem zweiten Priester der Kirche, einem Mönch von Tautra, gute Freundschaft

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