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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Aufrührern gegen seinen König um sich zu sammeln, während er Herrn Magnus’ Verwandter und Lehnsmann war und ihm die Treue geschworen hatte, er hatte selbst das Scheitern dieser Pläne durch seinen eigenen törichten Leichtsinn herbeigeführt - aber er hatte gewiß nie daran gedacht, daß er um dieser Sache willen in den Augen der Menschen mit dem Namen eines Verräters gebrandmarkt werden könnte. Simon konnte überhaupt nicht bemerken, daß Erlend viel dachte.
    Man konnte nicht leicht klug aus ihm werden: saß man mit ihm im Gespräch zusammen, so war er alles andere als dumm, dünkte es Simon, aber es schien, als käme er niemals auf den Gedanken, daß er auch selbst einmal die klugen und schönen Dinge ausführen könnte, die er oft aussprach. Es war ganz unmöglich, sich vorzustellen, daß dieser Mann schon ein ziemliches Alter besaß - schon seit langem große Kindeskinder hätte haben können. Sah man ihn genauer an, so war sein Gesicht wohl gefurcht und das Haar grau gesprenkelt - trotzdem hätte man ihn und Nikulaus eher für zwei Brüder als für Vater und Sohn halten können. Er war noch ebenso aufrecht und schlank wie damals, als Simon ihn zum erstenmal sah, seine Stimme war noch ebenso jung und klangvoll. Immer noch bewegte er sich unter den Leuten gleich frei und selbstsicher, mit dieser ein wenig lässigen Anmut in seinem Gebaren. Stets war er unter fremden Leuten ziemlich still und zurückhaltend gewesen - hatte alles mehr an sich herankommen lassen, statt selber die Gesellschaft der andern aufzusuchen, sowohl im Erfolg als im Mißerfolg. Daß jetzt niemand seine Gesellschaft suchte, schien Erlend nicht zu empfinden. Und der ganze Kreis von Vornehmen und Großbauern aufwärts und abwärts im Tal, durch Heirat und Umgang miteinander verbunden, ärgerte sich über diesen hochnäsigen Drontheimer, den das Unglück in ihre Mitte geworfen hatte und der sich trotzdem noch aus allzu vornehmem Geschlecht und allzu höfisch dünkte, als daß er um ihre Gunst geworben hätte.
    Vor allem andern aber hatte es gegen Erlend Nikulaussohn böses Blut gemacht, daß die Männer von Sundbu durch seine Schuld mit ins Unglück gezogen worden waren. Guttonn und Borgar Trondssohn waren aus Norwegen verbannt worden. Und ihr Anteil an den großen Gjeslingbesitztümern, auch die Hälfte des Erbbesitzes, kam unter die Krone. Ivar von Sundbu mußte die Versöhnung mit König Magnus erkaufen. Als nun König Magnus die verwirkten Güter - nicht unentgeltlich, sagten die Leute - dem Ritter Sigurd Erlendssohn Eldjarn gab, verkauften Ivar und Haavard, die jüngsten der Trondssöhne, die von dem Verrat ihrer Brüder nichts gewußt hatten, ihre Rechte auf die Güter in Vaage an Herrn Sigurd, der ein Vetter von ihnen und den Lavranstöchtern war: seine Mutter, Gudrun Ivarstochter, war eine Schwester von Trond Gjesling und Ragnfrid auf Jörundhof. Ivar Gjesling zog nach Ringheim, einem Hof auf Toten, den ihm seine Frau in die Ehe mitgebracht hatte; auf die Weise würden seine Kinder wohl dort ihre Heimat erhalten, wo sie ihr mütterliches Geschlecht und Erbe hatten. Haavard hatte außerdem noch einen großen Besitz, der aber lag zum größten Teil in Valdres, und nun hatte er durch seine Heirat große Güter im Borgegau erhalten. Aber den Bewohnern von Vaage und allen anderen weiter droben im Norden schien es das größte Unglück, daß das uralte Lehensmannsgeschlecht von Sundbu wegkam, wo es, soweit sich die Leute dort zurückerinnern konnten, gesessen und über das Vaagetal geherrscht hatte.
    Eine kurze Zeit lang war Sundbu in den Händen Erlend Eldjarns von Godaland auf Agder gewesen, einem getreuen Lehensmann König Haakon Haakonssohns - die Gjeslinger waren nie warme Freunde König Sverres und seiner Sippe gewesen, und sie hatten sich Herzog Skule angeschlossen, als der sich mit seiner Schar gegen König Haakon empörte. Aber Ivar der Junge hatte Sundbu durch eine Erbteilung mit Erlend Eldjarn zurückerhalten und seine älteste Tochter, Gudrun, mit diesem verheiratet. Ivars Sohn, Trond, hatte seinem Geschlecht in keiner Weise Ehre gemacht, aber seine vier Söhne waren schöne, freundliche und kühne Männer, und die Leute nahmen es schwer, daß sie ihren väterlichen Hof verloren hatten.
    Und noch ehe Ivar aus dem Tal zog, traf ein Unglück ein, durch das die Leute noch mehr über das Mißgeschick der Gjeslinger trauerten und sich grämten. Guttorm war unverheiratet, Borgars junge Frau aber lebte nach der Verbannung ihres

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