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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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ritten sie alle vier talaufwärts, voran die jungen Burschen, und als diese außer Hörweite gekommen waren, begann Simon zu sprechen:
    „Du begreifst doch, Erlend - ich meine nicht, daß du mir mit Recht einen Vorwurf machen kannst, weil ich meinen Bruder aufsuchte und ihn bat, mir in dieser Sache die Wahrheit zu sagen. Aber ich weiß, daß ihr alle Ursache hattet, auf mich böse zu sein, du und Kristin. Denn gleich nachdem diese“, er suchte nach Worten, „seltsamen Neuigkeiten auftauchten -was Gaute von meinem Siegel sagte - ich kann es nicht leugnen, daß ich dachte - ich begreife, daß ihr glaubtet, ich dachte -eben das, von dem mir mein Verstand eigentlich hätte sagen müssen, daß es undenkbar sei. Ich muß also zugeben, daß du Grund hast, böse zu sein“, wiederholte er noch einmal.
    Die Pferde platschten durch den sulzigen Schnee. Es dauerte eine Weile, ehe Erlend antwortete, und seine Stimme klang dann ganz freundlich und sanft:
    „Ich weiß auch wirklich nicht, was du anderes hättest denken können. Es lag wohl am nächsten, zu glauben . . .“
    „Ach nein, ich hätte wohl wissen können, daß dies unmöglich ist“, unterbrach ihn Simon gequält. Kurz darauf fragte er: „Hast du geglaubt, ich wüßte etwas von dieser Sache mit meinen Brüdern und versuchte um ihretwillen dir zu helfen?“ „Nein!“ sagte Erlend erstaunt. „Ich begriff doch, daß du das nicht wissen konntest. Ich hatte nichts gesagt, das wußte ich. Und daß deine Brüder sich nicht verplapperten, darauf glaubte ich mich verlassen zu können“, er lachte leise. Dann wurde er ernsthaft. „Ich wußte wohl“, sagte er weich, „du tatest es um unseres Schwiegervaters willen - und weil du ein guter Mensch bist..."
    Simon ritt eine Zeitlang weiter und sagte nichts.
    „Du bist wohl rasend gewesen, kann ich mir denken?“ fragte er nach einer Weile.
    „Na. - Als ich Zeit fand, mir die Sache zu überlegen - ich sehe ein, du konntest auf gar keine andere Deutung verfallen
    „Und Kristin?“ fragte Simon noch leiser.
    „Ja sie!“ Erlend lachte wie zuvor. „Du weißt, sie erträgt es nicht, daß jemand auf mich deutet außer ihr. Sie meint wohl, damit werde sie allein fertig. Es ist die gleiche Geschichte wie mit unseren Kindern. Gott steh mir bei, wenn ich sie auch nur mit einem Wort rüge! Aber du kannst dir ja denken, daß ich ihr zugeredet habe.“
    „Das tatest du?“
    „Ja - mit der Zeit werde ich sie wohl dahin bringen, daß sie versteht. Du weißt, wie Kristin geartet ist, wenn man ihr nur Zeit zur Überlegung läßt, so wird sie sich darauf besinnen, welch treue Freundschaft du uns erwiesen hast, so daß ..."
    Simon fühlte sein Herz in Spannung und Empörung zittern. Es dünkte ihn unerträglich - der andere schien zu meinen, sie könnten sich diese Angelegenheit jetzt aus dem Kopf schlagen. Erlends Gesicht in dem bleichen Mondschein war so von Herzen friedlich. Simons Stimme zitterte vor Gemütserregung, als er wieder das Wort ergriff.
    „Verzeih mir, Erlend, ich begreife nicht, daß ich glauben konnte..."
    „Du hörst“, unterbrach ihn der andere, ein wenig ungeduldig, „daß ich es begreife. Mich dünkt, du konntest nur schwerlich etwas anderes glauben.“
    „Wollte Gott, die beiden unvernünftigen Kinder hätten nie gesprochen“, sagte Simon heftig.
    „Ja. Solche Prügel hat Gaute in seinem Leben noch nicht bekommen ... Und alles miteinander kam nur davon, daß sie um ihre Urahnen stritten - über Reidar Birkebein und König Skule und Bischof Nikulaus.“ Erlend schüttelte den Kopf. „Aber denke jetzt nicht mehr daran, Schwager - es ist am besten, wir vergessen dies, so rasch wir können ...“
    „Ich kann nicht!“
    „Aber Simon!“ Dies kam wie ein Einwand, sanft erstaunt. „Es lohnt sich doch wirklich nicht, die Sache so schwerzunehmen!“
    „Ich kann nicht, hörst du! Ich bin kein so guter Mensch wie du!“
    Erlend sah ihn verwirrt an.
    „Jetzt begreife ich nicht, was du meinst.“
    „Ich bin kein so guter Mensch wie du! Ich kann denen nicht so leicht vergeben, denen ich unrecht getan habe.“
    „Ich begreife nicht, was du meinst“, sagte der andere wie zuvor.
    „Ich meine...“ Simons Gesicht war von Schmerz und Wildheit ganz verzerrt; er sprach leise, als unterdrücke er die Lust, laut hinauszuschreien. „Ich meine... Ich habe dich schön reden hören über Sigurd Lagmand auf Steigen, den alten Mann, dem du die Frau raubtest. Ich habe gesehen und begriffen, wie du Lavrans mit voller

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