Kristin Lavranstochter 2
kam nach der Messe zu
Kristin, flüsterte eifrig, daß sie wieder in der Hoffnung sei und das Kind zur Marienmesse im Frühjahr erwarte.
„Kristin, Schwester, kannst du heute nicht mit uns heimkommen und feiern?“
Kristin schüttelte traurig den Kopf, streichelte der jungen Frau die bleiche Wange und bat Gott, es möge den Eltern Freude bringen. Aber sie könne nicht nach Formo kommen, sagte sie.
Nach dem Bruch mit seinem Schwager hatte Simon sich zu der Meinung gezwungen, es sei so am besten. Seine Stellung hier war so, daß er nicht in allem und jedem zu fragen brauchte, was die Leute über sein Tun und Lassen dachten. Er hatte Erlend und Kristin geholfen, als es darauf ankam, und die Stütze, die er ihnen hier im Tal bieten konnte, war nicht so viel wert, daß er um dessentwillen sein Leben völlig verwirren sollte.
Als er jedoch erfuhr, daß Erlend Jörundhof verlassen habe, war es Simon unmöglich, die starre schwere Ruhe aufrechtzuerhalten, die er sich auferlegt hatte. Es nützte ihm nichts, sich selbst zu sagen, daß es doch niemand gäbe, der den Zusammenhang mit Erlends Abwesenheit genau kenne - die Leute redeten so vielerlei und wußten so wenig. Er konnte sich jedenfalls nicht dareinmischen. Dennoch war er innerlich beunruhigt. Immer wieder dachte er darüber nach, ob er nicht Erlend auf Haugen aufsuchen und die Worte wieder hinunterschlucken sollte, die er gesagt hatte, als sie sich trennten - dann würde er sehen, ob er nicht einen Ausweg finden könnte, um die Dinge zwischen seinem Schwager und der Schwester seiner Frau in Ordnung zu bringen. Aber weiter als bis zu diesen Gedanken kam Simon nicht.
Er glaubte nicht, daß ihm jemand anmerken könne, wie unruhig er war. Er lebte wie immer, betrieb seinen Hof und verwaltete seine Besitztümer, war munter und trank tüchtig mit seinen Freunden, ging ins Gebirge zum Jagen, wenn er Zeit dazu fand, verwöhnte seine Kinder, wenn er daheim war, und zwischen ihm und seiner Frau fiel nie ein unfreundliches Wort. Für die Leute auf dem Hof mußte es fast so aussehen, als herrsche nun zwischen ihm und Ramborg eine bessere Freundschaft denn je, da das Wesen der Frau jetzt viel gleichmäßiger und ruhiger war und sie nie mehr diese Anfälle von Launenhaftigkeit und kindischem Zorn um kleiner Dinge willen hatte. Im geheimen jedoch fühlte sich Simon scheu und unsicher in ihrer Gegenwart - es war ihm nicht mehr möglich, sie so zu behandeln, als sei sie noch ein halbes Kind, das er neckte und verwöhnte. Er wußte jetzt nicht mehr, wie er zu ihr sein sollte.
Überdies wußte er auch nicht, wie er es aufnehmen sollte, als sie ihm eines Abends sagte, daß sie wieder ein Kind erwarte.
„Du bist wohl nicht sehr erfreut darüber?“ sagte er schließlich und streichelte ihre Hand.
„Du freust dich doch wohl, nicht wahr?“ Ramborg schmiegte sich an ihn, zwischen Weinen und Lachen schwankend, und er lachte ein wenig verlegen, als er sie an sich zog.
„Diesmal werde ich vernünftiger sein, Simon, mich nicht wieder so betragen wie früher. Aber du mußt bei mir bleiben -hörst du! Und wenn alle deine Schwäger und alle deine Brüder gefesselt in einer Reihe zum Galgen geführt werden, darfst du doch nicht von mir weglaufen!“
Simon lachte traurig.
„Wo sollte ich hingehen, meine Ramborg? Geirmund, der arme Krüppel, wird sich schwerlich in eine große Sache verwickeln - und er ist ja doch der einzige von meinen Verwandten und Schwägern, mit dem ich mich noch nicht gestritten habe...“
„Oh ...“ Ramborg lachte ebenfalls, aber es rannen ihr die Tränen herunter. „Eure Feindschaft dauert nicht länger, als bis die andern eine Hilfeleistung brauchen und du dann meinst, du könntest sie ihnen geben. Ich kenne dich gut genug, Simon ..."
Vierzehn Tage später geschah es, daß Gyrd Andressohn völlig unerwartet auf den Hof kam. Der Ritter von Dyfrin hatte nur einen einzigen Knecht als Begleitung mit.
Bei der Begrüßung fielen zwischen den Brüdern nicht viele Worte. Herr Gyrd ließ durchblicken, daß er seine Schwester und seinen Schwager auf Kruke in allen diesen Jahren nicht mehr gesehen habe und daß ihm deshalb der Gedanke gekommen sei, doch einmal hinzufahren und sie zu begrüßen; da er nun aber schon einmal im Tale sich aufhalte, meinte Sigrid, müsse er doch auch Formo aufsuchen.
„Da dachte ich, Bruder, so böse wirst du mir wohl nicht mehr sein, daß du nicht mir und meinem Knecht Bewirtung und Obdach bis morgen gewährst.“
„Das weißt
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