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Kristina, vergiß nicht

Kristina, vergiß nicht

Titel: Kristina, vergiß nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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schwarzes Wolltuch fester um den Leib und seufzte: »Ob sie sich alle hier fremd sind?«, und schickte sich an Kristina zu folgen, die schon ein paar Schritte vorausgelaufen war.
    »Hallo, Frau Bienmann.« Der Kaplan rief ihnen zu und winkte. »Ich dachte schon, ich hätte Sie nicht mehr erwischt. Kommen Sie, trinken Sie eine Tasse Kaffee mit mir. Ich möchte kurz etwas mit Ihnen besprechen.«
    »Aber was soll Ihre Haushälterin sagen, wenn Sie frühmorgens schon Gäste mitbringen?«, wehrte Großmutter ab.
    »Haushälterin? Ich versorge mich allein. Mittags gehe ich rüber ins Krankenhaus zum Essen zu den Schwestern.«
    Befangen gingen sie mit ihm. Er wohnte im dritten Stock eines Mietshauses nahe der Kirche.
    Wenn Kristina gedacht hatte, sie käme in das Durcheinander einer Männerwirtschaft, so sah sie sich getäuscht. Abgesehen von dem Schreibtisch, der Briefe, Bücherstapel und Notizzettel in einem mittleren Gebirge darbot, war alles sauber und aufgeräumt. Bücher, Bücher, wohin sie schaute. Eine Sitzecke, mit braunem Rippcord überzogene Polsterbänke vor einem niedrigen Tischchen, eine darüber schwimmende leichte japanische Papierlampe, ein Betstuhl vor einem großen Kreuz.
    »Bitte, nehmen Sie Platz.« Er zeigte auf die Bank. »Ich sorge für Kaffee.«
    »Können wir behilflich sein?«, fragte Großmutter.
    »Nein, nein, das geht schnell. Ich habe eine Kaffeemaschine von der Frauengemeinschaft geschenkt bekommen.«
    Klappern drang aus der Küche. Es ging tatsächlich schnell. Er legte drei Gedecke auf, brachte eine Blechschachtel mit Plätzchen, lief in die Küche und kam mit einer Glaskanne zurück, in der der Kaffee dampfte.
    »In vierzehn Tagen ist Ostern«, begann er. Kristina dachte schon, er werde jetzt auf die Beichte hinweisen. Doch er sagte etwas ganz anderes. Er lud sie ein, die Kar- und Ostertage in einem Haus des Bistums zu verbringen. »Es sind Tage eigens für Aussiedler. Das Haus liegt sehr schön, hoch über dem Ruhrtal.«
    »Ja«, antwortete Großmutter, »das ist zwar sehr freundlich von Ihnen, Hochwürden, aber wir wollten Ostern mit meinem Sohn und seiner Familie verbringen.«
    »Das sollen Sie auch, aber in der kleinen Wohnung geht das ja wohl nicht. Ich mache einen Vorschlag, bringen Sie Ihren Sohn, Ihre Schwiegertochter und den jungen Mann doch mit.«
    »Ja, wissen Sie«, Großmutter druckste herum, aber stieß dann endlich doch hervor, »mein Enkel Hans will nicht viel von der Kirche wissen.«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Sie werden ja nicht zu einer Missionsveranstaltung eingeladen. Sie sollen die Ostertage angenehm verbringen. Das ist alles.«
    »Ich könnte ja mit meinem Sohn sprechen«, sagte Großmutter.
    »Tun Sie das. Ich komme ohnehin dieser Tage wieder in die Lützmannstraße. Es sollen auch andere eingeladen werden.«
    Er goss noch einmal Kaffee nach. »Gefällt es Ihnen im Westen?«, wandte er sich an Kristina.
    »Es ist gut hier«, antwortete sie. »Aber man findet nicht sehr schnell Freunde.«
    »Das wird schon, keine Sorge. Nach Ostern haben wir hier eine Diskothek. Da laden wir Sie ein.«
    »Was ist das, verzeihen Sie?«, fragte Großmutter.
    »Lärm und Tanz«, lachte er.
    »Meine Enkelin spielt Flöte, wissen Sie.«
    »Ach, lass das doch«, wehrte Kristina verlegen ab.
    Er zeigte auf die Wand hinter dem Schreibtisch. Dort hing an einem Nagel eine dunkle Alt-Blockflöte.
    »Querflöte«, sagte Kristina.
    »Wir wollen für den Gottesdienst in unserer Gemeinde demnächst Musik einüben. Nach Ostern. Haben Sie Lust?«
    »Ich weiß nicht . . .«
    »Warten wir’s ab«, sagte der Kaplan. Er schaute auf die Uhr. »Ich muss gleich in den Dom.«
    Kristina trug das Geschirr in die Küche, die vor Sauberkeit blitzte. Sie bedankten sich und gingen.
    »Netter Mann, der hochwürdige Herr«, sagte Großmutter.
    »Großmutter, ich glaube, dein Deutsch ist von vorgestern. Hier sagt niemand Hochwürden.«
    »Das Küken ist mal wieder schlauer als die Henne«, schmunzelte Großmutter.
    Die Donatkas kamen ihnen entgegen. Stanek schlurfte missmutig und verschlafen zehn Schritte hinterher.
    »Falsch gelegen?«, neckte ihn Kristina.
    »Den Deibel hab ich! Der Alte zwingt mich in die Kirche. Meint immer noch, er hat es mit einer Rotznase zu tun.«
    »Wer weiß?«, stichelte sie.
    »Gehst heute Abend mit?«, fragte Stanek.
    »Wohin?«
    »Na, sag bloß, ihr habt keine Einladung bekommen vom Heimatverein?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete Kristina.
    »Ich komme nachher zu

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