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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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drauf. Und persönlich. Dafür hat der Kunde bezahlt.
    Na klar. Und wer ist der Kunde?
    Darüber dürfen wir keine Auskunft geben.
    Quatsch. Wenn die Sendung privat aufgegeben wird und der Kunde weiß, daß der Empfänger blöd fragen wird, drückt er Ihnen was in die Hand. Und dann reden Sie sich mit keine Auskunft raus. Willem grinst und läßt die Scheine knistern.
    Dann sagt er: Wir machens anders. Ich quatsch einfach ein bißchen drauflos; Fußball, dies und das. Und wenn ich richtig liege, brauchen Sie bloß zu husten.
    Der Mann räuspert sich.
    Ich habe heute einen Mann getroffen. Kompakt, studiobraune Haut und das Haar zum Zopf.
    Der Fahrer guckt wie ein Frosch, dann guckt er weg.
    Zur Stumpfen Spitze.
    Der Fahrer hüstelt.
    Die Frau hinterm Tresen ist nicht ohne. Groß, schlank, und die Klamotten betonen ihre Figur. Violette Strähne im Haar, wirkt ein bißchen punkig.
    Der Fahrer hustet, und Willem läßt einen Schein aus seiner Hand gleiten. Dann sagt er: Und den mit dem Zopf haben Sie nicht gesehen?
    Nee.
    Kennen Sie die Punkerin?
    Nee.
    Aber die Punkerin hat Ihnen gesagt, wo es hingeht.
    Yep.
    In Ordnung. Also sind Sie mit der Sendung hierher. Die Einfahrt rauf, ausgestiegen und dann geklingelt.
    Nee, Chef. Klingeln brauchte ich nicht. Ein Taxi war hier, und weil die anderen Wagen so schräg parken, steh ich auch n bißchen zurück. Ihr Vater hat ein Ehepaar verabschiedet, und als das Taxi abfuhr, kam er rüber zu mir. War zuerst n bißchen pampig, aber dann wollt er mir die Sendung gleich abnehmen.
    Und die Punkerin hat Ihnen gesteckt, wie ich ungefähr aussehe.
    Na ja.
    Und was hat der Alte dann gemacht.
    Na ja. Ich hatt schon den Eindruck, daß er neugierig is. Und als er gemerkt hat, daß ich nicht mit mir handeln laß, is er wieder pampig geworden. Und dann is er rein, um Sie zu holen.
    Aber vor mir kam der Dicke.
    So wars.
    Und der war auch neugierig.
    Irgendwie schon.
    Was wollte er wissen.
    Na ja. Der is mehr um den heißen Brei rum. Daß Pauli Werder geputzt hat, wie der Job so is, wo ich grad herkomm.
    Hat er die gleichen Fragen gestellt wie ich?
    Kann man so nich sagen.
    Wie denn?
    Der war einfach neugierig.
    Haben Sie ihm was gesagt?
    Nee.
    Willem sieht dem Mann in die Augen. In fünf Minuten weiß ich, ob Sie ihm doch was gesagt haben.
    Nix hab ich.
    Ich müßte Sie anschwärzen, wenn Sie lügen. Verstehen Sie, Ihre Branche lebt von Verläßlichkeit.
    Was soll das denn heißen!
    Daß Sie in eine Stichprobe geraten sind. Ihre Branche bezahlt Leute wie uns, damit wir Leute wie Sie auf ihre Verläßlichkeit prüfen.
    Der Fahrer sieht Willem an. Sie meinen, das Ganze is abgekartet?
    Willem hebt die Hände. Und dann: Was wollte der Dicke noch wissen?
    Sie sind doch ein Spinner. Und der Fahrer holt einen Umschlag vor. Den kriegen Sie, wenn Sie sich ausgewiesen haben.
    So startet der Lieferwagen in die Nacht, und auf der Ausfahrt ziehen die Lichter durchs Geäst und stoßen in den Dunst.

3
    Die Eichen stehen scharf umrissen; über dem Wiesengrund liegen Nebelbänder, und in der Ferne staffeln sich die Kronen der Waldbäume gegen dunstige Morgenröte. Krähen stolzieren über den Hof; als sie Willem hinter den Sprossenfenstern bemerken, steigen sie gegen den Winkel des Landhauses und ziehen ab über das Reetdach.
    Die Autos der Gäste haben den Kies aufgewühlt, und wahrscheinlich sind die meisten am Ende besoffen gewesen. Ein Flügel vom Garagentor steht offen, und während er den Kaffee austrinkt, starrt er auf das Heck von Barbaras Jaguar.
    Im Schlafzimmer riecht er die Ausdünstungen, auch Spuren noch ihres Parfüms. Sie atmet gleichmäßig, und als er sie küßt, streicht die Bettwärme über seine Haut. Sie schläft noch, als das Taxi von der Auffahrt rollt.
    Die schwarze Piste durchschneidet einen Wald, und aus dem welken Braun schieben sich kahle Buchen in die Höhe. Auf einer Lichtung äsen Rehe, bald steigt das Land an, und schwarzer Acker stößt gegen den Morgen.
    Der Dieselmotor tourt; gelegentlich streifen ausgedehnte Gärten die Chaussee, in einer Senke Reste eines Auwalds und hinter einer Anhöhe ein altes Schloß. Kurz darauf stößt das Taxi ein ins Städtische. Die Spuren der Eiszeit fest versiegelt; Linienbusse, Ampeln, die Stockwerke eines Hochhauses.
    Der Fahrer bremst und nimmt wieder Geschwindigkeit auf, die Peripherie

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