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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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im Spitzgiebel, läßt er sich ins Sofa fallen und hört Rachmaninow.
    Später ruft er die Detektive an.
    Die Heiratsurkunde meiner Eltern. Da hat ein von Wrangel als Trauzeuge unterschrieben.
    Sind Sie sicher?
    Ja.
    Wissen Sie den Vornamen?
    Gustav.
    Ist gut. Wir recherchieren.
    Schön, Sie zu sehen. Kaffee?
    Es ist dunkel bei Ihnen.
    An manchen Tagen wird es nie richtig hell.
    Darf ich Licht machen?
    Ulrike Striebeck trinkt den Kaffee schwarz.
    Jetlag?
    Sie zeigt ihre Zähne wie automatisch. Der Job war nicht ohne, und auf dem Rückflug saß ich zwischen besoffenen Texanern.
    Sie sehen trotzdem gut aus.
    Fünf Jahre zu alt.
    Ach was. Und die neue Frisur steht Ihnen total.
    Natürlich ist Striebeck empfänglich für Komplimente, doch in ihrem Blick erkennt Willem Reste von Ungewißheit. Darum sagt er: Im Grunde sind Sie ein telegener Typ, Ulrike, und kriegen in jeder Aufmachung gerade das Erscheinungsbild hin, das ein Betrachter sich wünscht. Dann lächelt er und sagt: Die Haarnadeln.
    Einen Augenblick lang wirkt sie überrumpelt; fährt sich durch das blonde Haar, und ihr Lachen schneidet Linien in die straffe, braungebrannte Haut. Dann verengen sich ihre Augen. Was ist mit den Nadeln?
    Ehrlich gesagt. Die betonen das Sinnliche in dem burschikosen Schnitt.
    Ich durchschaue Sie. In Wirklichkeit meinen Sie doch etwas ganz anderes.
    Quatsch. In meiner Jugend arbeiteten die Frauen alle mit Haarnadeln.
    Hören Sie doch auf.
    Womit?
    Diese Haarnadeln heutzutage sind doch bloß ein lebloser Abklatsch. So wie Flugmeilen sammeln und damit am Wochenende zum Tanzen jetten. Oder flotte Zweisitzer. Alles flüchtig, alles künstlich, und Striebeck macht den ganzen Scheiß mit. Das denken Sie doch, und glauben Sie bloß nicht, daß ich die Zwischentöne bei Ihnen nicht mitkriege.
    Sie gehen ja ganz schön ran, Ulrike.
    Ach, ich bins leid.
    Dabei habe ich es ohne Hintergedanken gemeint. Die Haarnadeln gefallen mir wirklich.
    Sie haben doch immer Hintergedanken.
    Na klar. Sie doch auch.
    Striebeck lacht. Verdammt. Der Job war wirklich anstrengend, und zuletzt noch diese besoffenen Texaner.
    Und privat?
    Ihr Lachen bricht ab, und die Augen verengen sich. Was soll das – ich frage Sie auch nicht nach Ihrem Privatleben.
    Willem macht ein unschuldiges Gesicht. Da kann ich ja nichts für.
    Verdammt, ja: Ich trinke zuviel Kaffee, ich schlafe zuwenig, und ich habe mich getrennt.
    Weil er Kinder will, was. Willem lächelt und sieht die Angriffslust hinter ihren hellbraunen Augen. Dann sagt er: Sie kommen frisch aus Mexiko, Ulrike. Da kann Sie so ein bißchen Männergehabe doch nicht aus der Bahn werfen.
    Sie sieht ihn an und sagt nichts.
    Er sieht den Atem unter ihren sportlich knappen Kleidern. Ich will Ihnen was sagen, Ulrike. Beim Vorstellungsgespräch damals war meine Frau auf Anhieb von Ihnen überzeugt, doch ich war skeptisch. Und wissen Sie, warum? Nein, nein, nicht weil Sie potentiell gebärfähig sind, das war eher ein Argument meiner Mutter. Ich war skeptisch, weil ich Sie für einen amerikanisierten Menschen hielt; eine Art Instantautomaten, der zuverlässig alle gewünschten Eigenschaften ausspuckt, solange er die nötigen Extrakte erhält, und ich konnte die Fähigkeiten, die meine Frau Ihnen unterstellte, nicht sehen. Heute weiß ich längst, daß Barbara recht hatte. Sie hat oft recht, und ich kann aus der Art, wie sie die Dinge sieht, eine Menge lernen.
    Aber wenn mir Ihre neue Frisur gefällt oder ich nach Ihrem Privatleben frage, ist das, soweit meine Gesamtlage das zuläßt, rein subjektiv. Gewissermaßen eine Anteilnahme an Ihrer subjektiven Gesamtlage.
    Die Richtung des Gesprächs scheint ihr nicht zu gefallen.
    Nach einer Zeit sagt er: Nun gucken Sie mich nicht so an. Sie kennen mich doch, und er steht auf und schenkt ihr Kaffee nach.
    Sie ändert ihre Sitzposition, streicht sich durchs Haar, trinkt. Als sie sich zurücklehnt, wirkt sie entspannt. Zurück ist der Jetlag schlimmer, sagt sie.
    Auch Willem setzt sich wieder. Im Grunde, sagt er, haben Sie ja völlig recht.
    Sie trinkt, lächelt.
    Wir können niemals ganz sicher sein, was hinter der Fassade eines anderen vor sich geht.
    Warum reiten Sie auf solchen Themen herum?
    Sie kennen mich doch. Meine Frau hält den Laden fest in der Hand, und ich liege auf dem Sofa. Oder reite auf Themen herum, von denen niemand etwas hören will.
    Ich kenne Sie so

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