Kronhardt
war ein gröÃeres Modell, ein dunkler Kombi, und die Frau hatte nichts dagegen, daà auch Konetzke kurz mit reinkam. Nacheinander drückten sie ihre Zigarren aus. Zuerst die Frau, dann Konetzke, und dann nahm sie seinen Kopf, nahm seinen Hals und bog mit ihrer Kraft. Er sah noch einmal ihr Gesicht, spürte ihre geballten Finger, und später gab er ein Gefühl zu Protokoll, als wäre ihm aller Boden entzogen worden.
Ein Bauer entdeckte ihn am nächsten Tag. Die B 6 Richtung Bremerhaven und kurz hinter Stendorf in die Feldmark. Danach eine Links-rechts-Kombination auf schmalen, aber geteerten Wegen bis an den Ackerrand. Der Mais stand ziemlich hoch, doch sein Körper war gut sichtbar abgelegt. Wenn der Kombi dagewesen war, hatte er keine Spuren hinterlassen.
Weder Funkstreife noch Rettungssanitäter kriegten ihn aus dem Koma. Im Krankenhaus stellten sie fest, daà sein Vitalsystem vollkommen stabil war und seine Gehirnströme so normal wirkten, als ob er schliefe. Sie pumpten ihm die Reste vom Italiener aus dem Magen, sie fanden Zuckerrohrschnaps in seinem Blut, stieÃen aber auf nichts, was sein anhaltendes Koma erklären konnte. Nach anderthalb Tagen wachte er wieder auf. Und war blind.
In Fachkreisen machte der Fall Konetzke schnell die Runde. Augen, Nerven, Gehirn â er wurde bevorzugt untersucht, er wurde weitergereicht, und die Spezialisten drangen bis in seine Molekularstrukturen. Doch niemand konnte etwas finden. Eddis plötzliche Blindheit bleibt bis heute ein Rätsel. SchlieÃlich bekam er ein Attest und einen Behindertenausweis. In beiden steht hundert Prozent, und er hat Anrecht auf eine gelb-schwarze Manschette. Na, was sagen Sie dazu?
Willem hat die Brille hochgeschoben und reibt sich die Augäpfel. Irgendwas war von Anfang an mit seinem Gesicht. Aber auf blind wär ich nie gekommen.
Da sitzen Sie einem Blinden gegenüber und sehen das nicht.
Ich sitz oft jemandem gegenüber und sehe wer weià was nicht.
Die Detektive lachen. Geht uns auch so. Dann sagen sie: Wir haben uns noch mal bei den Spezialisten umgehört. Die Augenärzte scheinen der Meinung, daà es so etwas wie den Fall Konetzke nicht geben kann, und auch Neurologen und Molekularbiologen äuÃern sich in diese Richtung. Dennoch ist er blind, und keiner von ihnen zweifelt daran.
Sobald wir aber Chemiker und Toxikologen mit dem Fall konfrontieren, siehts schon anders aus. Diese Leute haben von Stoffen gehört, die aufgrund ihres Aufbaus durchaus eine Erblindung wie in Konetzkes Fall provozieren könnten. Es handelt sich um kaum erforschte Stoffe aus den Spezialorganen von Tiefseefischen, und Chemiker und Toxikologen haben keine Ahnung, ob sie bereits isoliert wurden und ob man eine erblindende Wirkung in Versuchen nachgewiesen hat. Sie haben uns dazu geraten, bei den Ichthyologen oder Kryptozoologen nachzufragen, dazu sind wir aber noch nicht gekommen.
Willem sagt: Sie meinen, auf Konetzke wurde ein gezielter Anschlag verübt?
Keine der Untersuchungen hat Spuren irgendeines verdächtigen Stoffes hervorgebracht. Vielleicht steckte der Tiefseefisch in der Zigarre, vielleicht hat die Zigarre ihn bloà benebelt. Vielleicht war die Havanna auch einfach eine Havanna, und Konetzke bekam erst später irgend etwas verabreicht. Fakt bleibt, daà er blind ist, und wir vermuten tatsächlich einen Anschlag dahinter. Und er ist mindestens so perfekt ausgeführt worden wie der scheinbare Embolietod Ihres Vaters.
Sie bringen die beiden Fälle zusammen?
Warum nicht. Die Detektive sehen einander an. Lassen den Globus rotieren. Dann sagen sie: Wir konnten eine Spur nachweisen, die direkt von dieser Frau zu Ihrem Stiefvater führt.
Und Willem ist sprachlos.
Soweit eine polizeiliche Rekonstruktion stattfand, wurden Konetzkes Angaben bestätigt. Es gibt Zeugen, die die Frau im Horizonte gesehen haben, darunter der Barmann, der zudem noch ihren maskulinen Touch bestätigte. Zu einem Phantombild hats aber nirgendwo gereicht, auch bei Konetzke nicht. AuÃerdem gibt es eine Anwohnerin, die zur Dämmerstunde nach Hause kam. Sie kriegte ihren Kleinwagen gerade noch zwischen einen groÃen Kombi und einen Baum bugsiert, und so gehen wir einmal davon aus, daà Konetzkes Version vielleicht nicht vollständig, aber soweit korrekt ist.
Daraus ergibt sich für uns dann ein ungefähres Bild. Die Frau ist groÃ, womöglich durchtrainiert, und die Art, wie sie
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