Kronhardt
vorgeht, erscheint so professionell, daà wir dahinter eine fundierte Ausbildung vermuten. Einer von den vielen Spezialisten, die nach Mauerfall oder Balkankrieg Nischen auf dem freien Markt auftun muÃten, und wenn Sie uns fragen, hat die Frau ihr Handwerk bei den Geheimdiensten gelernt. Wir tippen auf Stasi und gehen davon aus, daà sie nicht alleine gearbeitet hat. Der Anschlag auf Konetzke verlief spurlos und sauber, und wenn ein Vorhaben derart umgesetzt wird, steckt dahinter ein Plan, der auch Eventualitäten berücksichtigt. Daà es von dem abdeckenden Partner keine Spuren gibt, kann um so mehr Indiz für Profiarbeit sein; zumal wenn wir uns erinnern, daà bei unseren eigenen Nachforschungen nach Burke auch eine groÃe Frau auftauchte. Zusammen mit einem groÃen Mann.
Willem sieht auf den Globus, schlägt ihn an, die Kugel verfinstert, und der Sternenhimmel erscheint.
Konetzke muÃte schlieÃlich einsehen, daà gegen seine plötzliche Blindheit kein Kraut gewachsen ist. Bald wurde er nur noch als Objekt von Koryphäe zu Koryphäe gereicht, ein Zeichen dafür, daà die Schulmedizin kapituliert hatte. So lernte Eddi mit dem Blindenstock umzugehen. Und weil auch die Polizei kapituliert hatte, heuerte er später einen Detektiv an. Und setzte ihn an auf Ihren Stiefvater. Wie es aussieht, erhoffte er sich, die rätselhafte Frau auf diese Weise aufzustöbern. Wissen Sie, wer diese Frau sein könnte? Eine groÃe Frau in den Fünfzigern und im Hintergrund ein groÃer Mann?
Willem sieht noch immer auf den Globus und schüttelt den Kopf.
Nach einer Zeit sagt Willem: So wie die Geschichte jetzt dasteht, könnte man schlieÃen, daà Konetzke damals versucht hat, mit Kronhardt einen Handel zu machen. Vielleicht mit den Papieren zum Tod meines Vaters. Doch Kronhardt lieà nicht mit sich handeln; er bediente sich einer alten Verbindung und setzte zwei Profis auf Konetzke an. Die Profis beschafften, was Kronhardt wollte, und damit Konetzke nicht noch einmal auf dumme Gedanken kommen würde, hatten sie einen Stoff aus der Kryptozoologie dabei.
Jahre später aber kommt Konetzke doch wieder auf dumme Gedanken. Diesmal will er mit mir ins Geschäft, doch Kronhardt kriegt Wind davon und holt die Profis wieder ran. Die groÃe Frau und den groÃen Mann. Seine Augen hat Konetzke schon verloren, und nun hat er Angst, daà sie ihm Hände oder sonstwas abhacken. Konetzke ist also untergetaucht â aber ist er tatsächlich untergetaucht?
Die Detektive sagen nichts.
In Wirklichkeit nämlich könnte die Geschichte auch ganz anders sein, und wir sehen bloà nichts von ihr. Weil wir nichts von dem wissen, was diese Geschichte antreibt; weil die Umstände ganz andere sein könnten und auch die involvierten Personen.
Für diese Annahme spricht vor allem, daà Konetzke nicht blöd zu sein scheint. Selbst wenn wir nicht wissen, wie er tickt; ob er seinen Knacks von den Amis damals noch immer hat oder ob er aus seiner Biographie heraus eine Wirklichkeit entwickelt hat, die wir nicht nachvollziehen können, wird Konetzke seinen Selbsterhaltungstrieb wahrnehmen. Und er wird sich davor hüten, der Kronhardt-Familie noch mal einen Handel anzubieten. Denn wenn Ihre Theorie stimmt, ist der Name Kronhardt unauslöschbar mit seinem Augenlicht verbunden und mindestens mit einer Frau, der er nicht gewachsen ist. Und wenn diese Frau tatsächlich so eine groÃe Nummer aus der Geheimdienstwelt ist, wie Sie vermuten, säÃe ich zudem gar nicht hier. Denn dann hätte sie dafür gesorgt, daà Konetzke ganz sicher keine Geschäfte mehr mit der Kronhardt-Familie machen kann.
Die Detektive sehen Willem milde an. Ob Sies wollen oder nicht. Aber bei jedem sachlichen Versuch, den Fall zu erklären, stehen Sie sich selbst im Weg. Weil Sie Teil der Aufklärung sind. Und deshalb sind Sie ja zu uns gekommen. Noch n Whisky?
Dann sagen sie: Natürlich haben Sie recht, und die Geschichte könnte in Wirklichkeit ganz anders sein.
Vielleicht starb Ihr Vater tatsächlich an den Folgen einer Embolie, und es war der Ãbereifer dieses Jungarztes Lampe, die heimliche Faszination am Verbrechen, der den Fall Kronhardt bis heute verklärt. Und vielleicht haben Ihre Mutter und Ihr Stiefvater Sie früher von der Sache ferngehalten, damit Ihre Kinderseele keinen Schaden nimmt, und auch später wollten sie Ihnen immer nur Gutes. Und als dann
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