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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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daß sich mit dem Schädel so viel ändern werde wie mit einer neuentdeckten Spezies oder einer neuen Galaxis.
    Ich selber, Jake, habe keine Ahnung, ob die Phänomene des Schädels sozusagen ein alter Hut sind im Universum und ob sie über ihre reine Meßbarkeit hinaus Auswirkungen haben werden. Gleiches gilt für Ihr geplantes Experiment. Das einzige, wovon ich vielleicht etwas verstehe, sind zwei Dinge: Man steckt ganz allein in sich drin. Und man ahnt das Universum. Manchmal kann man eine ausgleichende Wechselwirkung hinkriegen, die bescheiden macht und relativiert und die hilft, aus einem zufriedenen Dasein heraus die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber womöglich haben Sie eine andere Wahrnehmung, Jake, und müssen Ihre Entscheidungen aus einer Wirklichkeit heraus treffen, die mir fremd ist.
    So stehen die Männer vor der See, und einmal leuchten die Augen des Physikers hell auf. Dann räuspert er sich, nimmt Willems Hand und drückt sie mit beiden Händen. Es tut gut, mit Ihnen zu schwatzen. Vielleicht darf ich Sie bei Gelegenheit einmal anrufen?
    Halten Sie mich auf dem laufenden, Jake.
    Und dann, mit einem Blick auf den Sonnenstand, gibt der Physiker dem Tag wieder Eichung. Well. Und wie zur Bestätigung blickt er auf seine Uhr. Grüßen Sie Ihre Frau von mir. Und sagen Sie meinem Vater – ach, sagen Sie ihm einfach: Auf die Tage. Er kennt mich ja.
    Willem hebt die Hand zum Gruß.
    Jake hält noch einmal inne und sagt: In meinem Beruf steckt alles – Raum und Zeit, und ich kann mich darin finden und verlieren und glücklich sein. Dennoch ist es nicht immer einfach. Verstehen Sie, unlängst wurde ich zu Hofe geladen, an einen Tisch mit dem MI 5, und es scheint, daß die Phänomene meines Berufs dort andere Wirkungen hervorbringen als bei uns beiden. Was soll ich nur tun?
    Doch bevor Willem etwas sagen kann, zieht der Physiker mit langen Schritten davon.
    Auf der Rückfahrt sind sie verkatert, und gegen die brutalen Lichtwechsel der automatischen Blenden tragen sie Sonnenbrillen. Zwei- oder dreimal fällt Barbara in einen Halbschlaf, und wenn Willem seinen Arm um sie legt, kann sie Geborgenheit spüren; die Schläge aus den Gleisen, das Rauschen der Fahrt dringen kaum noch zu ihr, und manchmal seufzt sie.
    Am Bahnhof übernimmt Willem die Führung; er lenkt den Kofferkuli gelassen durch Gedränge und Lautsprecheransagen bis auf den Vorplatz, wo er bald einen stillen Winkel entdeckt. Die Sonne steht hinter dem zarten Grün einer Espe, ihre Blätter rauschen wie ein kleines Meer, und Barbara sinkt lächelnd auf die Koffer. Danach zieht Willem wieder los. Er hat bereits eine Espresso-Bar ausgemacht, und aus den Lautsprechern schwingt das Königreich. Als er zwei Doppelte bestellt hat, überlagern die Aufrufe nach Liverpool oder Stockport, und dann fällt ihm die Frau auf. Sie sieht aus wie die große Frau, die ihm auf der Hinfahrt begegnet ist. Oder wie Dagmar Margulis, und während er auf den Espresso wartet, taucht die Frau im Gewimmel unter, und er ahnt nur, wie sie gegen den Ausgang zieht.
    Auf dem Vorplatz kann er Barbara nicht finden. Der Kofferkuli steht nicht mehr unter der Espe, und plötzlich wird er von Angst ergriffen. Rings die Menschen bedrängen ihn, die aufflatternden Tauben, er spürt sein Herz bis unter den Schädel und ein Saugen im Bauch. So rennt er mit den Espressobechern und brüllt bald ihren Namen.
    Barbara steht in einer markierten Zone. Außerhalb sei das Rauchen verboten, und zwei Polizisten hätten sie unter dem Baum aufgestöbert. Sie lächelt und nimmt den Espresso. Eine große Frau ist ihr nicht aufgefallen.
    Als sie an der Reihe sind, fährt ein klassisches Modell vor, und der Fahrer trägt zu Willems Freude tatsächlich einen Anzug und Melone. Er verstaut anstandslos ihre Koffer.
    Are you in a hurry?
    No.
    Very good, und um den zähen Verkehr zu umgehen, schlägt er eine andere Route vor zum selben Preis.
    As you like it, sagt Willem, legt den Arm um Barbara und gibt ihr einen Kuß.
    Der Fahrer sagt: Where are you from?
    Germany.
    Very good, und der Wagen rollt, als hätte er mit dem Verkehr nichts zu tun.
    You like England?
    A lot. Aber wir sind müde.
    Und der Fahrer lacht. Das wird Ihnen am Flughafen kaum helfen.
    Was ist am Flughafen?
    Alarmstufe.
    Alarmstufe?
    Und der Fahrer lacht schon wieder. Unsere amerikanischen Freunde haben ihren Staatsfeind

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