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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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beendet ist, sagt er: Die Frau ist Ihnen gefolgt.
    Ach.
    Schon ein paar Tage älter, aber körperlich auf Zack. Sie trägt einen grauen Trainingsanzug, hat Kopfhörer auf und sitzt hinter uns unter einem roten Schirm.
    Ist sie allein?
    Schwer zu sagen.
    Willem versucht, etwas in den Spiegelbildern auf der schwarzen Brille zu erkennen, und die Ramows grinsen. Dann sagen sie: Vielleicht sollten Sie ein bißchen vorsichtiger sein als sonst.
    Vielleicht sollte ich mich verkleiden.
    Wir habens von Anfang an gesagt. Bevor man nicht alle Hintergründe kennt, kann man sich nicht sicher sein. Dann nehmen sie die Bierflaschen und stoßen mit Willem an.
    Steiner ist unser Mann. Tatsächlich heißt er in Wirklichkeit Gustav von Wrangel, ist der Trauzeuge Ihrer Eltern und der Doktor-Doktor vom Totenschein Ihres Vaters.
    Hat er meinen Vater ermordet?
    Soweit sind wir noch nicht.
    Und Kronhardt hängt mit drin?
    Soweit sind wir noch nicht. Aber von Wrangel hat einen Doktor in Ichthyologie. Und den zweiten in Kryptozoologie.
    Was heißt das?
    Daß er zum Doktor-Doktor berechtigt ist.
    Und die Toten in Köterende? Konetzke, die Engelsche, der Serbe?
    Kommen Sie morgen zu uns.
    Und was mache ich mit der Frau?
    Stellen Sie sich einfach vor, Sie wären in einem Agentenstück.
    Der eine faltet die Gazette, der andere tastet sich um den Tisch. Und unter den Kommandos aus dem Rollstuhl ziehen sie davon.
    Er bringt die Flaschen zurück und kauft sich ein Eis. Zu dem Mann im Kiosk sagt er: Haben Sie ein Fernglas?
    Wie kommen Sie darauf?
    Wenn ich hier arbeiten würde, hätte ich eins.
    Gehts um ne Frau?
    Worum sonst.
    Und mit einem Griff zieht der Mann einen Feldstecher hervor.
    Die Frau sitzt gleich unterm ersten Schirm; Trainingsanzug, Kopfhörer, und als Willem am Mitteltrieb die Bildschärfe eingestellt hat, muß er erkennen, daß auch die Frau einen Feldstecher ausgerichtet hält und beobachtet, wie er sie beobachtet.
    Der Schnauzbärtige wippt im Stuhl und schmatzt. Der andere steht mit der Kamera am Fenster. Auf dem Schreibtisch liegen Photos, die bekannte Ausgrabungsstellen zeigen; Sterkfontein oder Petralona, und dazwischen sieht Willem seltsame Bilder, die betitelt sind mit Quanten-Fata-Morgana oder Einstein-Rosen-Brücke.
    Am Fenster jagt die Transportautomatik einen ganzen Film durch; der andere schlägt die Zähne in eine Pizza.
    Willem sieht sich die Photos an. Haben Sie die geschossen?
    Der Schnauzbärtige sitzt da mit vollem Mund und hebt seine Hände. Der andere legt die Kamera weg, schlägt einmal auf die Fensterbank und dreht sich um. Zu Willem sagt er: Nehmen Sie doch mal das Glas. Die Konfiserie auf der anderen Seite; in der Auslage liegen gedörrte Birnen im Schokomantel, aber um diese Tageszeit kann man bis in den Verkaufsraum sehen.
    Als Willem am Fenster steht, kriegt er die große Frau in den Doppelkreis. Das ist unmöglich, sagt er.
    Vielleicht ist sie ja nur wegen der Birnen dort.
    Willem kratzt sich am Kopf. Vielleicht bin ich auch nicht gut genug für Agentenstücke, aber ich habe mich bemüht. Mit der Straßenbahn zum Bahnhof, aus dem Gewimmel in ein Taxi bis zum Osterdeich, dann am Fluß lang und durch die Wallanlagen bis in die Kunsthalle; wieder eine Straßenbahn und durch Seitenstraßen hierher.
    Die Ramows grinsen. Sie sollten sich doch verkleiden. Oder wenigstens Ihre Brille häufiger tragen.
    Und wenn die Frau von Anfang an wußte, wohin ich gehe?
    Eben, und beide schlagen mit der Hand auf den Schreibtisch. Kaffee vorweg?
    So sitzen die Männer. Die Detektive hinterm L ihres Stahlschreibtisches, Willem im Büffelleder. Der Kaffee ist frisch aus der 18–88er Ernte geröstet und schmeckt wie immer außerordentlich. Einer der Ramows bedient die Maus, der andere läßt den Globus rotieren. Die Kugel scheint zu flackern, verdunkelt aber nicht. Dann dreht der andere den Bildschirm, und Willem sieht zwei verschiedene Photographien; unter einer steht der Name Gustav von Wrangel, unter der anderen Erhard Steiner. Beide zeigen denselben Mann.
    Er ist schemenhaft, sagen die Detektive. Wir sind tief gestoßen und kreuz und quer, haben aber wenig aufgedeckt. Er ist schwer auszumachen und hat seine Spuren in den wechselnden Farben der Zeit gut versteckt. Er scheint seine Möglichkeiten von Anfang an genutzt zu haben; Hakenkreuz oder Sichel waren egal, und er pflegt bis heute ein Dasein, aus dem heraus er sich

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