Kronhardt
Jungs aus grüner Tiefe auftauchten, schnappten ihre Mäuler, sie warfen das schwere Haar zurück, und ihr Johlen schlug gegen den Grubenrand.
Willem war lange unsicher gewesen, wie er Schlosser in sein Erlebnis mit Constanze einweihen sollte. Es schien ihm einfach zu intim; zu groÃartig, um Worte dafür zu finden. Auf der anderen Seite aber fühlte er sich Schlosser gegenüber verpflichtet, sie öffneten sich einander, teilten und verdoppelten, und als er schlieÃlich davon erzählte, war es eine kurze und sachliche Version.
Doch Schlosser hakte nach, und wie befürchtet, geriet Willem ins Stammeln. Er wurde rot und fand keine Worte mehr.
Schlosser boxte ihn, und danach schwammen sie um die Wette.
Später meinte er, daà er Willem um seine Erfahrung beneide, und aus seiner Erzählung zöge er, Schlosser, den SchluÃ, daà Seelenverwandtschaft ein bereichernder Faktor sei.
Schlosser lehnte am Elefanten und rollte eine Zigarette. Willem hockte im Gras.
Gisela sagte: Ich will mit.
Die Jungs sahen einander an und erwiderten nichts.
Am Nachmittag setzten sie zu dritt über, und Gisela stand vorn im Nachen wie eine Galionsfigur. Als sie auf dem Ponton lagen, war Willem schockiert. Gisela streifte ihr Oberteil ab, als wäre es nichts. So lag sie da, die Sonne auf ihrem Körper, und zog über den Soldatenvater her und die süchtige Mutter. Und Willem muÃte an Constanzes Worte denken, daà das Ende des Klassenfeinds nur eine Frage der Zeit wäre. Vielleicht war alles bereits viel weiter fortgeschritten, als er gedacht hatte, und der Zusammenbruch des Westpakts konnte jederzeit einsetzen. Ein nacktes Volk, dachte er. Eine Welt, in der nicht Nacktheit mehr die Verletzung darstellte, sondern die Norm zur Züchtigkeit. So sah er das Haar, das buschig und wild aus Giselas Kuhlen sproÃ; und ihre aufwärts gerichteten Brüste waren gebräunt, als verachteten sie alle vornehme Blässe. Waren womöglich Vorboten vom baldigen Untergang der bigotten Westkultur.
Schlosser lag auf der Seite und hielt den Kopf gestützt. Er überblickte den See, den fraulichen Körper.
Und Gisela lag da, als wäre es nichts. Nannte ihre Eltern erbärmliche SpieÃer, und unter der Erregung bewegte sich ihr festes Fleisch.
Sie rüttelten am Führungsseil vom Nachen und riefen. Schlosser bemerkte die drei als erster. Besuch, sagte er, aber da waren die Burschen schon im Wasser und kraulten wie Hunde.
Da is n Rothaariger dabei.
Gisela sagte, na und.
Schlosser sprang auf und gab Gisela ein Zeichen. Es war so eindeutig, daà sie nicht widersprach. Sie streifte ihr Oberteil über und stellte sich neben die Jungs.
Die Burschen schwammen bis in die Nähe des Pontons, dann hielten sie inne. Nur ihre Köpfe waren zu sehen. Der Rothaarige rief: VerpiÃt euch!
Willem und Schlosser sahen sich an.
Gisela rief: VerpiÃt euch selber!
Marsch! Und wir lassen euch in Frieden.
Aus Giselas Augen blitzte es. Schlosser hielt sie zurück. Was wollt ihr?
Ihr sollt euch verpissen!
Warum?
Die Köpfe im Wasser sahen einander an. Dann tauchten sie ab.
Willem und Schlosser gefiel das nicht.
Gisela war am Bagger und fand einen Besenstiel. In was für einer Welt leben diese Arschlöcher!
Der erste Kopf kam rechts vom Ponton wieder hervor. Er sondierte die Lage, stieà einen Doppelpfiff aus und verschwand wieder. Im nächsten Moment erschien der Rotschopf am Heck des Nachens, und sein Körper glitt mühelos an Bord. Er stand da und grinste boshaft.
Der dritte stieà aus dem Nichts hervor. Durchbrach in einem kurzen Rauschen den Wasserspiegel, und sein Körper schnellte in die Höhe. Mit einem Griff hatte er Willem am Bein geschnappt und zog ihn vom Ponton.
Der Rothaarige lachte dreckig.
Willem hatte keine Chance. Ein paarmal drückten sie ihn unter Wasser, dann zogen sie ihn zu zweit auf den Nachen zu.
Wenn er Zicken macht, sagte der Rothaarige, macht ihr ihn fertig. Und mit einem Sprung war er auf dem Ponton.
Ich hab kein Problem damit, nem Weib das Maul zu stopfen. Seine Stimme kam schnurrend, die grünen Augen taxierten Schlosser. Sag ihr, sie solls Maul halten. Und sie soll den Stecken wechtun. Sonst brech ich ihr den Arm.
Gisela fuhr den Rothaarigen an, doch Schlossers Griff lieà sie verstummen. Dann legte sie den Besenstiel ab, und Schlosser langte ihr seine Brille.
Willem saà eingekeilt im Nachen. Bist du in Ordnung? rief
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