Kronjuwel (German Edition)
doch die Ampeln schalteten trotzdem noch immer in ihrem gewöhnlichen Rhythmus hin und her und mischten so ihr wechselndes buntes Licht mit dem warmen, orangefarbenen Licht der Laternen am Straßenrand. Noch immer trug er das Gemälde eingerollt unter seinem Arm, verpackt in einer Schutzfolie, um es wenigstens ein bisschen zu schützen, wenn er es schon so offen mit sich herumtragen musste. Nach zweihundert Metern überquerte er die Straße nach links. Zwischen der Straße und dem Ufer des Anacostia River lag ein Parkplatz, der zum Ronald F. Kennedy Stadion gehörte, das auf der anderen Straßenseite direkt gegenüber des Arsenals lag und sich mit seinem kreisrunden Bau über die umliegenden Straßen und Parkplätze erhob. Er lief eine kleine Böschung hinunter und gelangte auf den frei zugänglichen Parkplatz.
Beim Anblick des leeren Platzes fühlte sich an sein erstes Geschäft mit Doyle erinnert. In regelmäßigen Abständen standen Straßenlaternen und leuchteten so selbst in der Dunkelheit den Parkplatz aus, obwohl er bis auf zwei Fahrzeuge vollkommen leer war. Er erkannte sie schon aus der Ferne. Eine dunkle Limousine und ein silbergrauer Sportwagen standen in einigen Metern Abstand von einander mitten auf dem Parkplatz im Schein einer der Laternen. Ruhigen Schrittes ging er quer über die große asphaltierte Fläche, auf der sonst hunderte oder tausende von Autos parkten, wenn im Stadion ein Spiel oder ein Konzert stattfand. Als er bis auf fünfzig Meter an die Wagen herangekommen war, öffnete sich eine der hinteren Türen an der Limousine und nur wenige Sekunden später auch die Fahrertür des Sportwagens. Beide Männer, die ausstiegen waren in lange Mäntel gekleidet, der eine in einen bis zur Mitte seiner Oberschenkel reichenden schwarzen, der andere in einen beigen, der weit über seine Knie ging.
Entschlossen ging Noah auf sie zu. Doyle breitete seine Arme aus, als er sie erreichte. Seine blonden Haare waren ganz kurz geschoren, in der Dunkelheit sah es fast aus, als hätte er eine Glatze, und gingen an den Seiten nahtlos in einen Dreitagebart über.
»Noah, mein Freund. Dir ist doch niemand gefolgt?«, sagte er mit übertrieben freundlichem Tonfall.
»Nein, und selbst wenn, dann habe ich sie in der U-Bahn abgeschüttelt.«
Er bemerkte den silbernen Aluminiumkoffer, den der Mann im beigen Mantel in seiner linken Hand dezent an seiner Seite hielt.
»Sie müssen Mr. Smith sein«, sagte er und streckte dem Mann seine Hand entgegen.
»So ist es. Ich habe viel von Ihnen gehört, Mr. Bishop.«
Die Stimme des Mannes klang ruhig und beherrscht, doch Noah glaubte einen leichten Akzent herauszuhören, den er nicht genauer zuordnen konnte. Dass Smith nicht der richtige Name des Mannes war, dessen festen Händedruck er gerade spürte, hatte er sich auch schon vorher fast gedacht.
»Dürfen wir einen Blick riskieren?«, fragte Doyle, nachdem sie sich die Hand gegeben hatten.
Nickend entfernte Noah die Folie, die er über das Gemälde gelegt hatte und rollte es auf den zustimmenden Blick Mr. Smiths hin auf der Motorhaube seines Sportwagens aus.
»Absolut fantastisch«, sagte der, als er das Bild in seiner vollen Pracht sah und stellte seinen Koffer neben sich auf den Boden.
»Und auch noch so preiswert«, scherzte Noah und sein Kunde lachte leise auf.
»Das liegt im Auge des Betrachters. Aber trotzdem gehe ich davon aus, dass Sie nach dem heutigen Tag nicht einen einzigen Dollar mehr benötigen werden.«
»Das tat ich vorher auch schon nicht mehr«, gab Noah zurück und warf Doyle einen Seitenblick zu.
»Hier ist die Anzahlung, wie vereinbart«, sagte Mr. Smith nach einer kurzen Pause. Er hob den Koffer vom Boden auf und übergab ihn an Doyle.
»Sie können es gerne nachzählen. Zehn Millionen Dollar. Die übrigen vierzig bekommen sie auf dem üblichen Weg, nachdem ich mich der Echtheit des Gemäldes versichert habe.«
Die beiden schlugen ein und Mr. Smith wandte sich Noah zu.
»Sie sind sehr talentiert, junger Mann. Wer weiß, vielleicht haben wir ja noch einmal geschäftlich das Vergnügen.«
»Ich werde erst einmal eine kurze Pause einlegen, denke ich«, gab Noah ernst zurück.
Sie schüttelten sich die Hände, doch mit einem Mal wurde Mr. Smiths Blick merkwürdig verzerrt. Die schwachen Straßenlaternen betonten die Falten, die sich zwischen seinen Augenbrauen bildeten.
»Hören Sie das?«, fragte er mit gedämpfter Stimme, doch noch bevor Doyle oder Noah antworten konnten wurde der Lärm des
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